In München wird von Aufstieg gesprochen
Der TSV 1860 ist furios in die Zweitliga-Saison gestartet und derzeit Tabellenzweiter.
München. „Wir sind stark wie noch nie“, so heißt die Vereinshymne des TSV 1860 München. Die stammt aus dem Jahre 1993 — einer Zeit, in der auf Giesings Höhen noch von der Champions League geredet wurde, die dann aber sieben Jahre später in den beiden Qualifikationsspielen gegen Leeds United verpasst wurde. Es folgte ein Jahrzehnt, welches für den Fußball-Klub geprägt war durch sportlichen Niedergang, zurückgetretene Kurzzeit-Präsidenten und finanzielle Probleme bis hin zur drohenden Insolvenz.
Zu Beginn dieser Saison aber haben die „Löwen“ nun endlich mal wieder ihre Krallen gezeigt und scheinen stark wie lange nicht mehr zu sein. Drei Siege in Folge haben den Deutschen Meister von 1966 in der Tabelle der 2. Bundesliga bis auf den zweiten Platz klettern lassen. Auf einem Aufstiegsrang standen die „Sechz’ger“ zuletzt am 5. Oktober 2007. „Eine schöne Momentaufnahme, mehr nicht“, sagte Mittelfeldspieler Daniel Halfar und versuchte damit, die Euphoriebremse zu treten. Denn natürlich macht das Wort „Aufstieg“ an der Grünwalder Straße bereits die Runde, zumal die beiden vergangenen Gegner Cottbus und Aue mit 5:0 und 4:0 regelrecht überrollt worden sind. „Das war ein Spiel zwischen einem Personenzug und einem ICE“, sagte Aues Trainer Rico Schmitt.
Allerdings liegt ein Makel über dem Aufschwung. Denn dass der TSV 1860 in dieser Saison überhaupt noch in der 2. Liga spielen darf, verdankt er ausschließlich dem Geld von Hasan Ismaik. Rund 20 Millionen Euro pumpte der weltweit operierende Immobilien-Mogul aus Jordanien mit Wohnsitz in Abu Dhabi in den Klub, rettete ihn so vor der Insolvenz und damit auch vor dem Zwangsabstieg. Was in einer Umfrage fast allen Trainern der Liga sauer aufstieß. Einige, wie Fortunas Norbert Meier, äußerten sich gemäßigt, die meisten aber fanden klare Worte. „Hier kann nicht mehr von einem fairen Wettbewerb gesprochen werden“, sagte zum Beispiel Claus-Dieter Wollitz (Cottbus).
Doch auch die Deutsche Fußball-Liga ist hellhörig geworden. Es scheint nämlich, dass sich Ismaik mit seinen 49 Prozent Anteilen nicht zufriedengeben will, was er gemäß den Richtlinien der DFL aber muss. Trotzdem sagte der 34-Jährige unverblümt: „Wenn sie ein Auto verkaufen müssen, weil sie es sich nicht mehr leisten können, dann dürfen sie nicht erwarten, dass sie noch am Lenkrad sitzen.“