Thomas Bröker: Kraft kommt aus der Familie
Thomas Bröker ist bisher bester Fortuna-Torschütze. Gegen 1860 München erwartet er am Freitag eine schwere Aufgabe.
Düsseldorf. Den Tag „dazwischen“ verbrachte Thomas Bröker mit seiner Familie. Die ganz persönliche „Kraft-Tankstelle“ des Fortuna-Stürmers. Während seine Mannschaftskollegen den freien Dienstag zum Erholen nutzten oder sich massieren ließen, lud Bröker seinen Akku beim Zusammensein mit seinen Liebsten auf.
Ein echtes Erfolgsrezept. Seine innere Ausgeglichenheit abseits des Platzes ist spürbar. Das Engagement in seinem Job auf dem Fußballplatz gleichwohl sichtbar. Es lässt ihn so Sätze sagen wie: „Im Fußball kann es eben schnell gehen, man muss ruhig bleiben und die Chance mit einer guten Leistung nutzen, wenn es gefragt ist.“ Genau das hat Bröker getan.
Vor dem Saisonstart war „Bröki“ von den meisten Experten nicht zur ersten Elf gezählt worden. Auch in der WZ hieß es: am nächsten dran an der Stammformation, aber eben nicht drin. Der 27-Jährige nahm es nicht nur hin, er konnte es sogar erklären: „In der vergangenen Saison war ich nach kurzer Eingewöhnungszeit Stammspieler, machte eine Menge Spiele von Beginn an, dann kam eine Verletzung. Danach haben andere gute Leistungen gebracht, also musste ich mich zunächst wieder hinten anstellen.“
Eine Woche nach dem Saisonstart war er wieder drin, nicht nur dank seines Treffers als Einwechselspieler zum 2:0 gegen den VfL Bochum. Bröker braucht meist nicht lange, um ins Spiel zu finden, setzt seine Athletik und Schnelligkeit sofort gewinnbringend ein. Seit dem zweiten Spieltag spielt Bröker wieder von Beginn an, hat seinen Anteil am guten Saisonstart der Fortuna mit zwei Siegen und zwei Remis in der Liga sowie dem Weiterkommen im Pokal. Mit drei Toren in der Liga und dem Treffer im DFB-Pokal zum wichtigen 1:0 bei Hessen Kassel (4:0) ist er bisher bester Saisontorschütze der Düsseldorfer; und auch beim 1:1 am Montagabend in Frankfurt gehörte Bröker zu den besten Spielern.
Somit wiederholte sich seine Geschichte schneller als gedacht: Als „Universalspieler“ hatte ihn Trainer Norbert Meier 2010 in den Kader der Fortuna geholt. Nach monatelanger Verletzungspause (Operation am rechten Knöchel) war er erst wieder ins Training eingestiegen und hatte sich hinter den üppig verpflichteten Offensivkräften einzureihen.
Wenig später hatte Bröker die Konkurrenz rechts und links überholt. Am zweiten Spieltag war er eingewechselt worden, stand ab Spieltag vier stets in der Startformation. Bis zum verletzungsbedingten Rückschlag.
„Aber jetzt bin ich wieder da“, sagt der 1,86-m-Mann, der mal im Mittelfeld, als hängende Spitze und derzeit als Stoßstürmer eingesetzt wird. Als Nebenjob übt er sich in Diplomatie. Wenn er auf mögliche neue Saisonziele mit der Fortuna angesprochen wird zum Beispiel: Ob seine Mannschaft das Zeug hat, um in die Bundesliga aufzusteigen?
„Zunächst einmal sind wir alle froh, dass sich der miserable Start der Vorsaison nicht wiederholt hat. Ich bin froh, dass wir den Stamm der Mannschaft zusammengehalten haben. Dass wir eingespielt sind, ist sicher ein Vorteil.“ Parallelen zu seinem Aufstieg mit dem 1. FC Köln mag er keine ziehen: „Wenn man hoch will, muss einfach alles passen. Auf jeden Fall war es in Köln ein schönes Erlebnis, und ich weiß, was solch ein Erfolg in einer Stadt auslösen kann.“
Nun gelte die Konzentration aber einzig dem nächsten Gegner 1860 München, der immerhin zuletzt 9:0 Tore in zwei Spielen erzielt hat. „Das wird richtig schwer.“ Zumal die Heimserie von zuletzt 15 Spielen ohne Niederlage fortgesetzt werden soll. „Natürlich werden wir nicht für alle Zeiten jedes Heimspiel gewinnen, und es wird mal einen Dämpfer geben. Aber wir sind stark genug, um das zu verkraften.“
Immerhin auch stark genug, dass die Auswärtsmisere Vergangenheit ist: Mittlerweile ist die Fortuna saisonübergreifend sechs Spiele ungeschlagen auf fremden Plätzen, in Frankfurt hätte auch ein Sieg herausspringen können. „Wir spielen fast so befreit auf wie in den Heimspielen. Als Profis dürfte uns auch nichts daran hindern, so aufzutreten“, sagt Bröker.
Was dabei auffällt: Kaum einer der Fortunen geht gleichzeitig so ruhig-gelassen und engagiert-konzentriert um mit dem Alltag als Fußball-Profi. Bröker stellt sich auch in schlechteren Zeiten, übt sich in den besseren in mannschaftsdienlicher Bescheidenheit. Ähnlich wie Mannschaftskollege Andreas Lambertz, der Mitte April zum zweiten Mal Vater wurde. Auch er weiß seine Familie im Rücken, die ganz persönliche „Kraft-Tankstelle“.