Jahreshauptversammlung: Zwei Millionen mehr für Profis
Der Etat für die Fußballer ist drastisch angestiegen. Zwei Plätze im Aufsichtsrat müssen neu besetzt werden.
Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf hat einen finanziellen Gewinn gemacht. Rund 12 000 Euro stehen in der Gewinn- und Verlustrechnung, die den Mitgliedern in den vergangenen Wochen zugangen ist und die Finanz-Vorstand Werner Sesterhenn am 27. April erläutern wird.
Aber das dürfte bei der Mitgliederversammlung des Vereins in der Aula der Heinrich-Heine-Gesamtschule (19.30 Uhr, Graf-Recke-Straße) kaum für Jubel sorgen. Vielmehr handelt es sich um buchhalterische Vorgänge, um unter anderem ein Anwachsen der Schulden zu vermeiden. Denn das würde Sanktionen seitens des Deutschen Fußball-Bundes nach sich ziehen. Somit sanken die Schulden nur minimal und betragen immer noch knapp über drei Millionen Euro.
Traditionell wird bei der jährlichen Mitgliederversammlung der Verstorbenen gedacht. Das dürfte diesmal etwas Besonderes sein, schließlich ist es das "Jahr eins" nach Joachim Erwin.
Als Aufsichtsratschef der Fortuna hatte Erwin nach eigenem Bekunden den Verein vor etwa sieben Jahren vor der Pleite gerettet, hatte die stadtnahen Sponsoren ins Boot geholt und den Fußball-Klub in die neue Heimspielstätte Arena "geführt". Der Oberbürgermeister war knapp einem Monat nach der letzten Mitgliederversammlung seinem Krebsleiden erlegen.
Die Führung der Versammlung obliegt dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Reinhold Ernst, nur ein knappes Jahr, nachdem der Rechtsanwalt von den Mitgliedern in das höchste Gremium des Klubs mit den meisten Stimmen gewählt worden war. Ein paar Wochen später bestimmten die Mitglieder des Aufsichtsrates Ernst zu ihrem Sprecher.
Sein Vorgänger Joachim Erwin hatte die Versammlungen regelmäßig mit recht harter Hand geführt, kaum Widersprüche zugelassen und damit oft für Unbill bei den Anwesenden gesorgt. Vor einem Jahr schien Erwin auf Versöhnungskurs zu sein, zumindest war die Atmosphäre in der Aula an der Graf-Recke-Straße trotz anstehender Wahlen zum Aufsichtsrat erstaunlich entspannt - Erwin wurde mit den viertmeisten Stimmen erneut in das Gremium gewählt.
Fristgemäß sind zwei Anträge für die Mitgliederversammlung eingegangen. In einem schlägt Dagmar Starke im Namen der Fan-Vereinigungen "Supporters Club" und "Arbeitskreis Fan-Arbeit" eine Satzungsänderung vor. Starke ist seit vergangenem Jahr Aufsichtsrats-Mitglied und war bis vor kurzem Vorsitzende des "Supporters Club".
So soll es einer Mehrheit von vier Fünfteln in der Mitgliederversammlung bedürfen, wenn Vereinsname, -farbe, -emblem sowie Sitz des Vereins geändert oder die Ausgliederung des Spielbetriebs auf eine Tochtergesellschaft erfolgen sollen. Offenbar schwebt da die Angst nach den vor einiger Zeit kursierenden Gerüchten um den Einstieg eines Großsponsors mit. Der hätte, dem Plan nach, für ein Millionen-Engagement Änderungen verlangt. Dem Vernehmen nach ist eine Auslagerung in eine Spielbetriebs-GmbH bereits erfolgt.
Im zweiten Antrag beschäftigt sich Andreas Gaitzsch mit der Entlastung der Gremien für die wirtschaftliche Arbeit im jeweils abgelaufenen Jahr. Gaitzsch stellt den Antrag, dass jeweils einzeln und nicht mehr "en bloc"über die Entlastung der Personen abgestimmt wird.
Offenbar, damit die Arbeit der einzelnen Personen entsprechend gewürdigt - oder eben nicht - werden kann. Zudem solle die Vereinssatzung dahingehend geändert werden, dass der Wahlausschuss, der über die Kandidaten für den Aufsichtsrat entscheidet, regelmäßig mit Anwesenheitsprotokollen der Sitzungen versorgt werden muss. Damit wohl auch die tatsächlich geleistete Arbeit bei den Empfehlungen berücksichtigt werden kann.
Finanz-Vorstand Werner Sesterhenn wird vor allem eine Zahl erklären müssen: Den um fast zwei Millionen auf 7,59 Millionen Euro gestiegenen Aufwand für die Lizenzabteilung. Damit werden die erste Mannschaft sowie die Austragung der Spiele in der Arena finanziert. Letzteres schlägt jetzt verstärkt zu Buche, da die Fortuna sich mit der Stadt im Dezember auf ein Erlassen der rund 1,6 Millionen Euro Mietschulden geeinigt hatte, wenn sie wieder regelmäßig die Miete zahlt.
Das meiste Geld dürfte aber die sportliche Abteilung betreffen. Schon im vorvergangenen Jahr war der Aufwand für die Lizenzabteilung um rund 1,6 Millionen Euro gestiegen - die Qualifikation für die dritte Liga war das große, teure Ziel. In dieser Saison wird zudem der Aufstieg angepeilt - was zu einer erneuten Steigerung der Kosten führt.
Sponsorengelder und die um rund 800 000 Euro gestiegenen Zuschauereinnahmen stehen dagegen. Spannend dürfte die Rolle der Sportwerbegesellschaft werden, die seit Mitte 2008 wieder in Vereinshand ist. Die Verantwortlichen freuten sich darauf, dass jeder Cent eines verkauften Fan-Artikels wieder in die eigene Kasse fließe. Jedoch gehen in Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung nun auch wieder die (Personal-)Kosten für das Team um Carsten Franck ein.
Der Wahlausschuss hatte fristgerecht darauf hingewiesen, dass zwei Plätze im Aufsichtsrat neu besetzt werden müssen. Derzeit belegen diese Plätze Ralf Wihr und Michael Hahn, die für den verstorbenen Joachim Erwin sowie den zwischenzeitlich ausgeschiedenen Jürgen Marbach nachgerückt waren.
Unter anderem soll sich Ex-Fortuna-Torwart Georg Koch für einen Eintritt in dieses Gremium interessieren. Zum neunköpfigen Aufsichtsrat gehören fünf Gewählte (Reinhold Ernst, Dagmar Starke, Marcel Kronenberg, Ralf Wihr, Michael Hahn), drei vom Wahlausschuss Berufene (Heinrich Pröpper, Dirk Kall, Stefan Heinig) sowie der Vertreter der Abteilungen (Dieter vom Dorff). Der Aufsichtsrat bestimmt und entlässt den Vorstand des Klubs.
Zudem finden Wahlen zum Wahlausschuss statt, der die satzungsgemäß vorgeschlagenen Aufsichtsrats-Kandidaten prüft und gegebenenfalls Empfehlungen für die Mitgliederversammlung ausspricht.