Jörg Schmadtke: „Fortuna bedeutet mir viel“
Hannovers Manager Jörg Schmadtke über seine Liebe zum Heimatclub, das Duell am Samstag und die Glitzwerwelt Profifußball.
Herr Schmadtke, ein Ligaspiel in Düsseldorf steht auf dem Tableau. Was bedeutet das für Sie?
Jörg Schmadtke: Ich freue mich sehr auf das Spiel gegen meinen Heimatklub. Das ist die Fortuna, und das wird sie immer bleiben.
Hätten Sie damit gerechnet, dass das so schnell möglich sein wird?
Schmadtke: Nicht unbedingt (lacht), aber klar ist auch: Die Verantwortlichen dort haben in den letzten Jahren einfach einen guten Job gemacht. Fortuna hat zum jetzigen Zeitpunkt sechs Punkte Abstand auf einen Relegationsplatz. So deutlich konnte man das nicht erwarten.
Wer werden aus ihrer Sicht die Kandidaten sein, die am Ende in der Bundesliga um die Existenz kämpfen müssen?
Schmadtke: Augsburg und Fürth haben schon großen Rückstand. Meist fängt einer von den beiden Kellerkindern in der Rückrunde an zu siegen. Hoffenheims Rückstand ist schon beträchtlich, trotzdem darf man ihnen zutrauen, noch etwas zu korrigieren. Es bleibt Nürnberg, vielleicht Freiburg. Aber der Status quo ist auch: Fortuna hat schon sechs Punkte Vorsprung. Und das ist ein Brett.
Wie bewerten Sie das Potenzial der Düsseldorfer?
Schmadtke: Ich werde sicher keine Bewertungen abgeben, nichts finde ich ja schlimmer als diese Experten, die aus der Ferne schlau daher reden, ohne die Interna zu kennen. Aber klar ist: Düsseldorf hat ein kompaktes Team und einen homogenen Kader.
Wie sehr steckt in Ihnen der Gedanke, noch einmal für die Fortuna zu arbeiten?
Schmadtke: Das ist keine Frage, die sich jetzt stellt. Düsseldorf ist und bleibt mein Heimatklub. Ich habe hier 20 Jahre gespielt. Und ich bin mit 48 noch nicht so alt, also habe ich fast die Hälfte meines Lebens bei der Fortuna verbracht. Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken. Ich wäre kaum woanders zum Profi geworden.
Was sind die wirklich positiven Erinnerungen?
Schmadtke: Ich hatte ja den Vorteil, dass ich in Düsseldorf mein soziales Umfeld nicht verlassen musste. Deshalb gab es auch genug Leute, die mir klar gesagt haben, wenn etwas bei mir falsch lief. Das hat mir geholfen, Abstand zu dieser Glitzerwelt Profifußball zu bewahren.
In dieser nüchternen Betrachtung des Fußballs ähneln Sie durchaus Fortuna-Trainer Norbert Meier.
Schmadtke: Ich kann feststellen, dass die Aussagen von Norbert Meier immer von großer Sachlichkeit geprägt sind. Das ist mir sehr viel näher, als wenn sich jemand ständig in den Vordergrund spielt.
Welche Menschen haben Sie aus Ihrer Düsseldorfer Zeit in besonders guter Erinnerung?
Schmadtke: Ich wäre niemals ohne Werner Faßbender Fußballprofi geworden (Ehemals Fußballobmann, Geschäftsführer, Schatzmeister, Vizepräsident und zuletzt auch noch Mitglied des Beirats bei Fortuna Düsseldorf, Anmerkung der Redaktion). Er ist ein toller Mensch, mit dem ich heute noch befreundet bin und Kontakt habe. Mit ihm konnte ich immer über alles reden. Fred Hesse hat mir als Trainer zu Jugendzeiten weitergeholfen, unter dem Trainer Dieter Brei bin ich in die Bundesliga gekommen.
Haben Sie auch für ihren jetzigen Job als Sportdirektor etwas mitnehmen können?
Schmadtke: Die Vertragsverhandlungen mit Werner Faßbender waren schon sehr lehrreich.
Was wünschen Sie sich für das Duell am Samstag?
Schmadtke: Das mag mir keiner übel nehmen, aber ich wünsche mir schon einen Sieg von uns. Schon allein, um mir in Düsseldorf keine Häme anhören zu müssen. Ich neige selbst nicht dazu, die zu verteilen. Also mag ich sie auch nicht besonders, wenn es mich trifft.
Bleiben Sie nach dem Spiel noch in Düsseldorf?
Schmadtke: Wahrscheinlich nicht, ich muss wegen eines Geburtstags eines Freundes zurück nach Hannover. Aber ich komme nächste Woche schon wieder. Mein Zahnarzt ist nämlich noch in Düsseldorf — den sollte man nicht so oft wechseln.