Fortuna Düsseldorf Karim Haggui: Der leise Kapitän der klaren Worte
Karim Haggui ist kein „Lautsprecher“. Doch der Tunesier (31) der Fortuna bringt die notwendigen Führungsqualitäten für sein Amt mit.
Düsseldorf. Mit der Faust auf den Tisch hauen und richtig laut werden? Das ist nicht die Art von Karim Haggui. Dennoch ist der Innenverteidiger und Kapitän der Fortuna ein Freund der klaren Worte: „Wir müssen am Sonntag über 90 Minuten eine kämpferische Leistung bringen, aber auch überlegten Fußball spielen. Die Münchner werden dasselbe versuchen, aber wir wollen sie dauerhaft unter Druck setzen. Und wenn uns das von Anfang an gelingt, dann gewinnen wir. Aber wir müssen das eben über 90 Minuten schaffen“, sagt der 31-Jährige vor dem Spiel gegen 1860.
172 Bundesligaspiele und 43 Europapokal-Einsätze — der Tunesier, der im Sommer ablösefrei vom VfB Stuttgart kam, bringt viel Erfahrung mit. Von dieser sollen auch seine Mitspieler profitieren. „Ein Kapitän muss nicht immer laut sein“, sagte Trainer Frank Kramer im Juli bei der Ernennung seines Spielführers. „Mit seiner Art soll er Vorbild sein und vorangehen.“
Das möchte Haggui auch am Sonntag wieder, wenn im sechsten Saisonspiel der 2. Fußball-Bundesliga endlich der erste Sieg für die Fortuna eingefahren werden soll. „Wir haben in den vergangenen zwei Wochen richtig gut gearbeitet. Sowohl im Fitnessbereich als auch taktisch. Am Sonntag wissen wir, was das gebracht hat, sagt Haggui und hofft, „dass die Pause unserem Kopf gutgetan hat und wir uns vom Start freigemacht haben.“
Dass das Hauptproblem der Fortuna in den ersten fünf Ligaspielen mit nur drei erzielten Toren mehr in der Offensive liegt, weiß der Abwehrchef. Aber der selbstkritische Kapitän sieht auch in „seinem“ Mannschaftsteil Potenzial für Verbesserungen: „Grundsätzlich waren wir in der Defensive zwar recht stabil, haben aber trotzdem immer mindestens ein Tor bekommen. Und das oft, wenn eigentlich keine Gefahr bestand. Da müssen wir konzentrierter bleiben“, fordert Haggui. Zudem müsse allen klar sein, dass das Offensivspiel hinten beginnt und umgekehrt die Abwehrarbeit bei den Stürmern anfängt.
In der Liga und im Pokal bildete Haggui bisher ausnahmslos mit Christian Strohdiek die Innenverteidigung. Das sollte sich trotz des einen oder anderen Abstimmungsproblems zwischen beiden auch nicht ändern. Denn angesichts der Erfahrung beider ist zu erwarten, dass das Zusammenspiel im weiteren Verlauf der Hinrunde noch besser wird. „Luft nach oben gibt es immer“, erklärt Haggui, der noch keine Pflichtspielminute im Trikot der Fortuna verpasst hat.
„Ich bin ein Typ, der gerne kommuniziert und auch auf die anderen Spieler zugeht. Gewisse Situationen müssen eben auch angesprochen werden. Grundsätzlich denke ich aber, dass in der Ruhe die Kraft liegt“, sagt der 78-malige Nationalspieler Tunesiens. Ruhig statt laut — so ist Karim Haggui. Und so ging es in den vergangenen 14 Tagen ohne Pflichtspiel trotz des letzten Tabellenplatzes auch bei der Fortuna zu. Am Sonntag soll sich die Ruhe und Geduld endlich in Form des ersten Sieges in der Liga auszahlen. Mit Kampf und überlegtem Fußball. So wie es der Kapitän fordert.