„Kopf entscheidet beim Elfmeter“
Sport-Psychologe Lothar Linz schätzt die Situation vor dem Spitzenspiel am Samstag zwischen der Fortuna und dem WSV ein.
<strong>Düsseldorf. "Der Kopf entscheidet bei einem Elfmeter, ob Tor oder nicht Tor!" Das würden vermutlich 99 Prozent aller Fußballtrainer sagen. Und hinter dieser Floskel steckt eine Menge Wahrheit. Die Psyche ist auch beim Fußball ein entscheidender Faktor. Aber spielt sie auch in der Regionalliga eine so große Rolle? Natürlich. "Die Psyche ist immer dann entscheidend, wenn Leistungsvermögen auf gleichem Niveau aufeinander trifft", sagt Sportpsychologe Lothar Linz, der vor dem Derby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem Wuppertaler SV die psychologische Ausgangsbasis der Kontrahenten betrachtet. Nur wer bei Kräftegleichheit im Kopf noch eine Schippe drauf legen könne, geht als Sieger vom Platz. "Es müssen nicht alle Spieler Freunde sein, aber die Hierarchie muss stimmen und von allen akzeptiert werden", so Linz, der ein Buch über erfolgreiches Teamcoaching geschrieben hat. "Es ist gerade im Fußball ein Problem, wenn ein Spieler seine persönlichen Interessen über die Team-Interessen stellt", so der 42-Jährige. Gerade der inszenierte Solo-Torjubel eines Stürmers sei ein Indiz für ein übersteigertes Ego-Empfinden. In dieser Hinsicht müsste man Fortunas Angreifer frei sprechen, sie hatten ja bisher kaum Grund zum Jubeln. Was kann ein Trainer wie Fortunas Norbert Meier tun, um das Teamgefüge zu erhalten und zu stärken? Schließlich scheiterten die Fortunen in der vergangenen Saison unter anderem am Zusammenhalt. "Er muss den Ersatzspielern Wertigkeit geben und die Führungsspieler stärken, indem er ihnen Verantwortung oder Spezialaufgaben überträgt", sagt Linz. Das heißt im Fortuna-Klartext: Die Reservisten bekommen Einsatzzeit und Zuspruch, Führungsspieler Henri Heeren und Jens Langeneke bekommen das Sagen in der Abwehr, Markus Anfang schießt die Freistöße und Axel Lawarée die Elfmeter.
Dass die Wuppertaler erst vor Wochenfrist in Wolfgang Frank einen neuen Trainer bekommen haben, ist in Linz’ Augen ein Nachteil: "Es könnte eher eine Belastung und eine Verunsicherung bedeuten." Denn mit dem Weggang von Wolfgang Jerat wurde eine, von außen betrachtet, funktionierende Einheit zerrissen, die es immerhin an die Tabellenspitze geschafft hat.
Und mit dem ersten Platz ist es ja auch so eine Sache: Ist man nun besser Gejagter oder Jäger? "Der erste Platz gibt Selbstvertrauen und Auftrieb. Aus diesem Status schöpfen beispielsweise Mannschaften wie Bayern München Kraft", so Linz, "der Nachteil ist, dass es keine Verbesserungsmöglichkeiten nach oben gibt und die Jäger immer besonders motiviert sind, den Gejagten zu schlagen."