Lawarée ist nur fünfte Wahl
Jungspund Marcel Gaus hat nicht nur den einstigen Top-Stürmer der Fortuna abgehängt.
Düsseldorf. Für Dimitri Bulykin muss es sich angefühlt haben wie eine schallende Ohrfeige. Nicht etwa er, der russische Ex-Nationalspieler, wurde eine knappe halbe Stunde vor Ende des Zweitligaspiels in die Reihen der Fortunen eingewechselt. Sondern der erst 20-jährige Marcel Gaus sollte mithelfen, das 2:0 beim 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg über die Zeit zu bringen.
Mit Erfolg: Gaus durfte sich als Teil des Siegerteams fühlen. "Das war schon geil. Alleine das Stadion zu erleben, war gigantisch", sagt der Jungstürmer, der offenbar bei Trainer Norbert Meier derzeit die besten Karten hat, für einen der zwei Stammstürmer eingewechselt zu werden.
Am fünffachen Torschützen Ranisav Jovanovic und am emsigen und schnellen Martin Harnik führt im Sturm in der Startformation kein Weg vorbei führt. Auch nicht vor dem Spiel gegen den Karlsruher SC (Freitag, 18 Uhr). Umso bedeutender ist der Kampf um die erste Einwechslung, um ein paar Spielminuten in der 2. Fußball-Bundesliga, nicht zuletzt um Einsatzprämien.
"Im Moment fühle ich mich ganz gut damit", sagt Gaus, der zwar noch nie ein Zweitligaspiel von Beginn an bestritten hat, dafür aber neben seinen fünf Einwechslungen schon einen Treffer zu verzeichnen hat. Zwar kein wichtiger, es war das 4:1 zum Endstand in Ahlen, aber immerhin. Bei drei Regionalliga-Einsätzen in der zweiten Mannschaft hat er diese Saison auch schon drei Tore erzielt. Allerdings hat er deren Trikot seit dem 1. September nicht mehr übergestreift.
Meier hat Gaus endgültig in den Kader der ersten Mannschaft geholt, hält große Stücke auf den 1,83-m-Mann. Eine Extrabehandlung gibt es für den "Grünschnabel" allerdings nicht. "Er behandelt mich wie jeden anderen auch", sagt Gaus, der im Mai sein Abitur am Freien Christlichen Gymnasium in Reisholz mit der Note 2,1 abgeschlossen hat.
Die neue Perspektive trug zur Leistungssteigerung bei: "Nachdem ich die Schule beendet hatte, war alles ausgeruhter, entspannter." Jetzt hat Gaus das Leben noch vor und die Konkurrenz im Sturm derzeit hinter sich.
Zum Leidwesen von Dimitri Bulykin, der nach einer mehr als vierwöchigen Verhandlungsstrecke vom RSC Anderlecht ausgeliehen wurde und von dort noch sein stolzes Gehalt bezieht. Man sprach zuletzt von 750 000 Euro im Jahr, die er in Belgien verdient haben soll. Bisher konnte der Russe den Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden, spielte bei allen vier Einsätzen von Beginn an enttäuschend. Behäbig, langsam, wie ein müder "Tor-Bulle".
Zumindest hat er schon einmal getroffen: Ebenso wie Gaus in Ahlen, es war das 3:1. Doch ansonsten war noch nicht viel zu sehen von 13 Spielen und sechs Toren im Nationaltrikot, von 15 Bundesliga-Einsätzen mit zwei Treffern in Leverkusen und von zehn Spielen und drei Toren in der ersten belgischen Liga. "Es tut ein bisschen da weh, ein bisschen woanders. Ich bin nicht 100-prozentig fit", sagt Bulykin.
Doch das sagt er schon seit mehr als vier Wochen. In 21 Tagen wird Bulykin 30 Jahre alt, angesichts der neuen Chancenlosigkeit im Fortuna-Kader könnte es ein trauriger Geburtstag werden.
Noch schlimmer fühlt es sich wohl für den einstigen Sturmführer der Fortuna, Axel Lawarée, an. Der Belgier wurde von Trainer Norbert Meier nicht einmal unter den Fußballern im 18er-Kader berücksichtigt, die mit nach Kaiserslautern fuhren. Zum zweiten Mal in Folge aussortiert. "Das tut schon weh", sagt Lawarée. Man müsse dabei "schon schlucken". Bei der Fortuna war er sonst immer im 18er-Kader - außer wenn er verletzt war.
Der 36-Jährige sieht das Karriereende nahen: "Ich genieße die Zeit, in der ich noch auf diesem Niveau spielen kann." Und er wartet auf seine Chance. Der Vertrag läuft bis zum Sommer. "Im Fußball geht es ganz schnell." Das sagt ihm seine Erfahrung. Nicht nur die aus 66 Einsätzen für Düsseldorf (21 Tore). Schließlich ist es erst drei Jahre her, dass er für den FCAugsburg in der 2. Liga 15Treffer erzielte. Doch das ist Vergangenheit, die Jugend hat aufgeholt.
Dass Bulykin nur noch vierte und Lawarée nur noch fünfte Wahl sind, hatten sich die Routiniers sicherlich nicht so vorgestellt. Und Jungspund Gaus hat den Kampf angenommen: "Der jetzige Erfolg ist eine Momentaufnahme. Ich gebe immer Gas, und wen ich hinter mir lasse, ist dann doch egal."