Marco Christ: „Ich bin wieder da“
Für den Regisseur ist die Fortuna erster Ansprechpartner, wenn das Vertrags-Paket stimmen sollte.
Sancti Petri. Marco Christ ist auf dem kleinen Trainingsplatz in Sancti Petri nicht zu überhören. Obwohl er sich erst langsam wieder an seine alte Fitness herantestet und -tastet, möchte der Mittelfeld-Regisseur seinen Kollegen und vor allem dem Trainer zeigen: "Ich bin wieder da."
Es war bisher eben nicht seine Saison, "obwohl ich auch meine Highlights in Kaiserslautern oder gegen Frankfurt hatte", sagt der 29-Jährige. "Doch vor drei Tagen hat es noch richtig weh getan." Christ spricht von seinem rechten Knie. Wegen der zweiten Innenbandverletztung in der Hinserie, diesmal am (rechten) Schussbein, musste er sich in Spanien bislang zurückhalten. "Ich habe noch nicht wieder das Supergefühl, aber ich muss körperlich über den Punkt und mich richtig quälen. Dann passt es bald wieder."
Christ ist einer der Aufstiegshelden, der mit seinem Treffer im "Finale" der 3. Liga einen Fußball-Boom in Düsseldorf ausgelöst hat. Die Histerie konnte er nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden im zweiten Spiel nicht so genießen, wie es die meisten seiner Kollegen taten. Dennoch hat er seine manchmal zu offen zu Schau getragene Verbissenheit abgelegt, die vor Jahresfrist für Unmut gesorgt hatte. "Es war kein Presseboykott, obwohl ich damals viel auf die Schnauze bekommen habe", sagt Christ und blickt zurück auf den Beginn einer spektakulären Rückrunde in der vergangenen Spielzeit. "Ich habe mich dann auf mich selbst und nur auf Fußball konzentriert."
Die Probleme mit Kollegen, Trainer und Öffentlichkeit haben ihn geprägt und schließlich einen wichtigen Schritt weiter gebracht. "Es war wohl der letzte Lernprozess meiner Karriere. Im Alter von 23 Jahren wäre ich daran wohl kaputt gegangen." Das ist jetzt nicht passiert. Daran hat auch seine Familie einen großen Anteil. Die Geburt seines Sohnes hat ihn nicht nur "euphorisiert", sondern auch gezeigt, wie ihm wichtig das private Glück ist. Und ebenso entscheidend ist es für ihn, in einer harmonierenden Mannschaft zu spielen.
Christ lässt sich nicht von der riesigen Erwartungshaltung in Düsseldorf zu großen Sprüchen verleiten. "Mit Euphorie kann jeder umgehen, wir müssen beweisen, dass wir auch mit Rückschlägen umgehen können", sagt Christ. "Wir Führungsspieler müssen momentan allenfalls ein wenig bremsen. Schließlich sind wir immer noch ein Aufsteiger." Und wenn die Fortuna weiter so erfolgreich spiele, dann wäre der undankbare vierte Platz am Ende sogar "eine Enttäuschung" für Christ.
Daher baut der gebürtige Franke weiter auf die Unterstützung durch die Fans. "Sie haben großen Anteil daran, dass wir eine so großartige Heimbilanz haben", sagt er. "Man sieht, was möglich ist mit dieser Unterstützung. Düsseldorf ist jetzt eine Fußball-Stadt." Und Christ möchte gerne bleiben. "Wenn das Gesamtpaket stimmt, ist die Fortuna mein erster Ansprechpartner." Der Regisseur mit dem Goldfuss hat viel Ehrgeiz und großen Spaß an seinem Beruf. Christ weiß um seinen Wert, auch wenn er dies seinen Kollegen im Training immer wieder deutlich machen will.