Fortuna Düsseldorf Marco Kurz: Der Trainer büßt für alle Fehler
Nicht nur Marco Kurz hätte etwas anders machen können. Es haben sich einige überschätzt.
Düsseldorf. Rachid Azzouzi und Paul Jäger hatten sich schon vor dem Anpfiff in Sandhausen darauf geeinigt, sich im Anschluss an die 90 Minuten zu einem kurzen Gespräch zusammenzufinden. Dass es dazu einen solch traurigen Anlass wie die Leistung ihrer Mannschaft geben würde, hatten der Sportdirektor und der Interimsvorstands-Vorsitzende sicherlich nicht erwartet. Es war aber auffällig, wie sehr sich Azzouzi diesmal von der Mannschaft distanzierte und ihr vorwarf, sich nicht mit aller Kraft gegen eine Niederlage gewehrt zu haben.
„Ich weiß gar nicht, das wievielte Spiel wir jetzt mit einem Tor Unterschied verloren haben“, sagte Azzouzi. „Man könnte sagen, dass das Pech ist. Aber irgendwann muss man sich fragen: Hat das mit mehr zu tun, wenn du im entscheidenden Moment nicht da bist?“ Wenn die Mannschaft weiterhin so spielen würde, wie beim 0:1 in Sandhausen werde es nicht zum Klassenerhalt reichen.
Nur Karim Haggui, der Kapitän der Fortuna, und Axel Bellinghausen waren nach dem Spiel in Lage, den Medienvertretern ein paar Sätze in die Mikrofone zu diktieren. Auch da fehlte es an Mut, zur eigenen Leistung zu stehen. Andererseits kann es auch daran liegen, dass die Spieler selbst keine Erklärung dafür haben, warum sie so blockiert sind und so wenig Leidenschaft an den Tag legen konnten. Umso erstaunlicher war es, dass die Spieler nach den 90 Minuten am Zaun recht wohlwollend empfangen wurden. Die Fans haben verstanden, dass es nur miteinander geht — obwohl die Spieler keine Leistung anboten, mit der die Fortuna (gemeinsam) aus dem Tabellenkeller herauskommen könnte.
Marco Kurz ist auch daran gescheitert, dass er auf die falschen Spieler gesetzt hat. Die Aufstellung der Winterverpflichtungen Charis Mavrias und Nikola Djurdjic, die sich noch gar nicht mit der Fortuna identifizieren können, wenig vom Verein wissen und der Mannschaft mit ihrem spielerischen Vermögen einfach nicht weiterhelfen können, war falsch. Auch Julian Koch zu bringen, war ein Fehler. Er ist offensichtlich körperlich nicht ganz fit, was an seiner fehlenden Tempohärte zu erkennen war, und psychisch scheint er ebenfalls nicht auf der Höhe, was mit seinem Formtief zu begründen sein könnte. Jedenfalls hat ihm sein Trainer mit der Nominierung für die Startelf keinen Gefallen getan. Das galt auch für Marcel Sobottka, dem nach guter Anfangsphase die mangelnde Spielpraxis anzumerken war. Was auch nicht nachvollziehbar ist, war die Nichtberücksichtigung von Kemal Rüzgar, der in der gesamten Woche im Training einen guten Eindruck hinterlassen hatte und dem im Spiel der U 23 zwei Treffer gelungen waren. Dafür war dann Emmanuel Iyoha im Kader, der nach seiner Verletzung bei weitem noch nicht wieder bei 100 Prozent sein konnte.
Es ist in den vergangenen Tagen viel Kredit bei den Fans und Boden in der Tabelle verspielt worden. „Ja, der Karren steckt schon tief im Dreck, das muss man sagen“, erklärte Azzouzi. „Wenn man sieht, wie wir vor anderthalb Wochen nach dem 1:1 gegen Nürnberg standen und gedacht haben, das sieht ja gar nicht so schlecht aus.“ So gab es in dieser Saison immer wieder Phasen, in denen sich die Mannschaft und das Umfeld zu sicher gefühlt haben. Die guten Spiele in Bochum (1:1) und in Freiburg (2:1) haben letztlich nicht gutgetan.