Mit Respekt, aber mit breiter Brust
Fortunas Axel Bellinghausen warnt zwar vor Schlusslicht St. Pauli. Trotzdem solle sein Team nicht ängstlich in den Norden fahren.
Düsseldorf. Axel Bellinghausen ist bester Laune. Nach seiner Sperre ist die dreiwöchige Spielpause für das Fortuna-Idol am Sonntag endlich zu Ende. „Das Wichtigste ist jetzt erst einmal, dass alle wieder fit und gesund am Start sind“, sagt der 34-Jährige und meint damit nicht nur die fünf Spieler, die mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren, sondern auch die Fortuna-Profis, die sich zuletzt mit mehr oder weniger schweren Verletzungen rumgeplagt hatten. Bis auf Taylan Duman, Arianit Ferati und Alexander Madlung hat Trainer Friedhelm Funkel alle Spieler an Bord — und im regulären Training vor dem Spiel am Sonntag in Hamburg.
Dort trifft die Fortuna auf den FC St. Pauli. Und obwohl der derzeit am Tabellenende der 2. Fußball-Bundesliga steht, dürfte die Aufgabe für den Ligasiebten aus Düsseldorf alles andere als einfach werden. Umso mehr freut sich Bellinghausen über den vollen Kader: „Das ist für uns eine schöne Geschichte, und für den Trainer das Glück und die Schwierigkeit, dass er wieder aus einer größeren Zahl von Spielern eine Elf formen darf.“
Anfang des Monats gegen Dresden war das noch anders. Beim 0:3 sei es aus Bellinghausens Sicht das erste Mal gewesen, dass der Trainer gezwungen gewesen sei, gleich auf mehreren Positionen Spieler einzusetzen, die noch nicht so viel Erfahrung haben. „Aber vorher haben wir auch junge Spieler integriert, weil sie gut arbeiten, wertvoll sind und es sich verdient haben“, sagt der Routinier. „Wir können auch nicht öffentlich propagieren, dass wir den Weg mit jungen Leuten gehen wollen und ihnen dann keine Chance geben.“ Wenn es 1:1-Wechsel gab, sei das auch kein Problem gewesen. „Nur, wenn dann gleich fünf Spieler reinrotiert und dann noch die Positionen hin- und hergetauscht werden, haben es junge Spieler schwer sich zurechtzufinden.“
Als Kritik möchte er das nicht verstanden wissen. Im Gegenteil: Bellinghausen bricht eine Lanze für seine jungen Mitspieler: „Wenn du dein Debüt gibst und nach 27 Sekunden ohne einen Ballkontakt 0:1 hinten liegst, sorgt das nicht unbedingt für ein sicheres Gefühl. Das kriegst du nicht aus den Klamotten.“ Andererseits sei das eine wichtige Erfahrung, in ein paar Jahren sei das dann im Rückblick „richtig lustig“, von so einem ersten Spiel zu erzählen.
Jetzt geht der Blick allerdings nach vorne. Auf ein „richtig schönes Auswärtsspiel“. Dass er sich besonders auf St. Pauli freut, kann Axel Bellinghausen gar nicht sagen. „Ich freue mich seit drei Jahren auf jedes Spiel. Und jetzt ist die Freude besonders groß, weil man ja drei Wochen nicht unterwegs war“, sagte der immer noch heißblütige Fortune. „Du musst bei diesem Gegner höllisch aufpassen. Man muss sowas von gewarnt sein.“ Denn trotz des schlechten Tabellenplatzes hätten die Hamburger kein Spiel klar verloren und waren nie ohne Chance.
Ohnehin ist Bellinghausen weit davon entfernt, Gegner nur aus der Tabelle heraus zu analysieren. „Die Milchmädchen-Rechnungen gehen nicht auf. Es heißt nicht, weil wir in Berlin gewonnen haben, müssen wir das jetzt logischerweise auch auf St. Pauli.“ Das funktioniere nicht. Er und einige seiner Mitspieler könnten ein Lied davon singen, „weil wir es vergangene Saison am eigenen Leib erfahren haben, wie es ist, da unten zu stehen“. Es seien nur Nuancen gewesen, dass die Fortuna damals immer wieder als Verlierer vom Platz gegangen sei. „Wenn einer meint, wir machen das mal eben, der bekommt einen Schlag vor den Kopf und wird sich wundern, was auf St. Pauli abgeht, wenn die von der ersten Minute an marschieren und fighten.“
Zu viel Demut sei aber auch nicht angebracht. Es wäre gar „bekloppt“, wenn man als Fortune jetzt nicht mit breiter Brust in dieses Spiel gehen würde, meint Bellinghausen. Auch das Wissen um die eigene Stärke wird bei aller Vorsicht und allem Respekt eine Rolle spielen. „Wir müssen uns nirgendwo entschuldigen, wenn wir gewonnen haben. Die Punkte haben wir uns hart erarbeitet. Und das wollen wir auch in Hamburg tun“, kündigt der 34-Jährige an.
Die Schlüsse aus den bisherigen Rückschlägen ziehen Mannschaft und Trainer sehr konsequent. Und den Lerneffekt sollte nach Möglichkeit auch der Tabellenletzte zu spüren bekommen.