Fortuna Düsseldorf Pokalspiel: Was in Essen auf dem Spiel steht
Wenn die Fortuna am Sonntag im Pokal bei Rot-Weiss Essen spielt, geht es um die Stimmung der nächsten Wochen.
Düsseldorf. Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Aus Frank Kramers Mund klang der alte Satz am Freitag so: „Jedem ist klar, dass das ein spezielles Spiel ist, das natürlich speziell geführt werden muss, was die Einstellung betrifft“, sagte Fortunas Cheftrainer und meinte damit das Derby (Sonntag, 16 Uhr) im DFB-Pokal bei Rot-Weiss Essen. „Stimmungsgeladen“ wird die Atmosphäre an der seit Wochen ausverkauften Essener Hafenstraße sein — da ist sich der Coach sicher.
Das dürfte nicht nur für das Spiel an sich gelten. Vielmehr wird der Auftritt der Düsseldorfer Zweitliga-Fußballer im Ruhrgebiet richtungsweisend für die nächsten Monate sein. Denn auch wenn sich die Verantwortlichen der Fortuna seit Wochen darin überbieten, von der positiven Grundstimmung und dem erneuerten Schulterschluss mit den Fans zu schwärmen, eine dritte Pokal-Niederlage in Folge gegen einen Viertligisten würde ihnen niemand verzeihen.
Bereits die Pleiten aus den Vorjahren, als sich die Fortuna in Wiedenbrück und Würzburg jeweils in der ersten Runde als haushohe Favoritin blamierte, sorgten für gehörigen Unmut unter den Fans. Dieses Mal kommt noch der Umstand hinzu, dass es gegen einen alten Rivalen geht. Und zwar gegen einen, der für die jüngere Fan-Generation weitaus bedeutender ist als Mönchengladbach oder Köln. Die legendären Duelle Anfang des Jahrtausends im Niederrheinpokal sowie in der dritten Liga sind immer noch präsent.
Das weiß auch Kramer, der vorsorglich schon mal davon spricht, dass die knapp 20 000 Zuschauer wohl „kein schönes Spiel“ zu sehen bekommen. Das wird den meisten egal sein, wenn am Ende die aus Düsseldorfer Sicht richtige Mannschaft in die nächste Runde einzieht. Passiert das nicht, könnte es nach dem dürftigen Ligastart mit nur einem Punkt aus zwei Spielen ungemütlich werden. Die Zuneigung, die sich die Fortuna nach der katastrophalen Rückrunde der Vorsaison samt Stimmungsboykott der Fans gerade erst wieder mühsam erarbeitet hat, wäre vermutlich mit einem Schlag wieder weg.
Darauf angesprochen, gab sich der sonst so redefreudige Trainer schmallippig: „Dafür müsste ich in die Zukunft gucken können. Wir wollen das Spiel gewinnen, dann brauchen wir uns mit dem anderen Fall nicht zu beschäftigen“, sagte Kramer, der im Laufe der Pressekonferenz immer wieder betonte, wie wichtig dafür die richtige Einstellung auf dem Platz sein wird. Denn auch der 43-Jährige weiß, dass es gerade vom Kopf her nicht immer einfach ist, einen zwei Klassen tiefer spielenden Gegner ernst zu nehmen.
Umso glücklicher ist Kramer, dass „den Fans das Spiel sehr viel bedeutet“. Das würde sich in der Einstellung der Spieler bemerkbar machen. Niemand käme auf die Idee, das Derby auf die leichte Schulter zu nehmen.
So könnte das Spiel neben all der Gefahren für die emotionale Gemengelage rund um die Fortuna auch zum Glücksfall werden. Gewinnen die Düsseldorfer in Essen, spricht keiner mehr über den schwachen Ligastart.