Fortuna Düsseldorf Warum Fortuna den Faden verlor

Das Team von Frank Kramer hat zu viele Zweikämpfe und die Übersicht verloren.

Foto: Wolff

Düsseldorf. Die Zahl der verlorenen Zweikämpfe sagt nicht immer unbedingt etwas über den Spielverlauf und das Ergebnis aus. Aber wenn eine Mannschaft wie die Fortuna gegen Paderborn die Mehrzahl der Zweikämpfe als Heimteam verliert, ist das eine Erklärung dafür, warum das Ligadebüt der Zweitliga-Saison 2015/16 vor eigenem Publikum verloren ging. Wir versuchen, weitere Erklärungen zu geben.

Die Offensive ist derzeit die Schwachstelle von Fortunas Mannschaft. Die Balance zur Defensive ist einfach nicht gegeben. Die Stürmer Didier Ya Konan und Joel Pohjanpalo verlieren zu viele Zweikämpfe, können Bälle zu selten annehmen, halten oder an Mitspieler weiterleiten. Die vielen Ballverluste führen immer wieder dazu, dass sich die Mannschaft zu schnell wieder auf eine Rückwärtsbewegung einstellen muss. Der Sturm bringt noch zu wenig Entlastung.

Fortuna gibt den ersten Heimsieg der Saison aus der Hand
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Wenn dann die Chancen da sind, werden sie vergeben. Nach dem 1:0 muss die Mannschaft unbedingt nachlegen. Drei, vier gute Gelegenheiten ergaben sich, doch in Sachen Effektivität muss sich die Fortuna steigern. Zudem fehlt noch die Präzision, wie man an den Anspielen meist von Lukas Schmitz und Sercan Sararer sehen konnte. Allerdings fehlt auch den Angreifern ein Schuss Spritzigkeit, um an die Pässe besser heranzukommen. Von Joel Pohjanpalo und Mike van Duinen geht derzeit einfach zu wenig Torgefahr aus.

Bei der Zahl der Fehlpässe fühlte sich der Beobachter an die vergangene Saison erinnert. Offensichtlich hatten die Fortunen nach einer halben Stunde gegen Paderborn eine Maßgabe des Trainers falsch interpretiert. Sie sollten schnell das Mittelfeld überbrücken und den Ball immer wieder klatschen lassen, um das Spiel schnell zu machen. Das wurde dann aber offensichtlich so interpretiert, dass Tempo vor Genauigkeit geht. Viele Bälle wurden so verloren und viel Kraft durch das Hinterherlaufen vergeudet, was zusätzlich die Ungenauigkeit bei den Pässen noch vergrößerte. Wenn sich dann tatsächlich mal ein schneller Pass in die Tiefe anbot, wurde diese Chance meist nicht genutzt, sondern der Ball im „Klein-Klein“ verloren.

Der zweite Gegentreffer war symptomatisch für die Unentschlossenheit in der Fortuna-Abwehr. Niemand ging entschlossen genug zum Ball, um die Kombination der Paderborner ernsthaft zu stören. Und auch das viel zu weite Einrücken in die Mitte eröffnete dem Gegner die Möglichkeit, mit Flügelwechseln die Abwehr der Fortuna aufzureißen und mit Tempo über die Flügel anzugreifen.

Die Mannschaft des SC Paderborn wurde hart getroffen von der frühen Führung der Fortuna, wankte und wäre wohl gefallen, hätte die Fortuna frühzeitig nachgelegt. Doch dann erkannten die erfahrenen Profis des Bundesliga-Absteigers, dass die Angriffsbemühungen des Gegners erlahmten — und nutzten dessen Unsicherheit eiskalt aus. Spieler, die nach der 0:1-Auftaktniederlage psychisch angeschlagen waren, wurden aufgebaut von Fortunas Fehlern. Die Paderborner konterten den verunsicherten Gastgeber gnadenlos aus.