Zweitligist in Österreich So wird Fortuna im Trainingslager von den Fans unterstützt
Bad Leonfelden · Fans aus vielen Teilen der Republik begleiten ihren Verein auch ins Trainingslager.
(gic) Dieter Nuhr hat sich einmal darin versucht zu erklären, wie das alles sein kann. So ein Verein sei ja ein „genetischer Defekt“. Einen Klub wie Fortuna würde sich keiner aussuchen, diagnostizierte Nuhr. Das könne er sich nicht vorstellen. „Das machst du nicht freiwillig. Das ist irgendwann über dich gekommen wie eine unheilbare Krankheit, und dann bleibt das.“
In Bad Leonfelden sitzen in diesen Tagen viele Infizierte. Chronische Patienten. Sie alle begleiten die launische Diva im Trainingslager. Sie sind bei allen Trainingseinheiten in der Vortuna-Arena dabei, sie hängen ihre Banner auf, tauschen sich miteinander aus. Wie in einer Selbsthilfegruppe in der Hoffnung. Kraft aus der Gemeinschaft von Leidensgenossen zu ziehen.
Einer von ihnen ist Rainer Willemsen. Ein Kerl mit sonorer Stimme, bei der das Organ von Barry White eher piepsig wirkt. Bereits mit 16 habe er so brummig gesprochen, dass er mindestens seit dieser Zeit nach eigenem Bekunden Kettenraucher ist, hat das ganze mindestens begünstigt. Willemsen, 57, ist geboren in Derendorf, seit 35 Jahren lebt er in Berlin. Sein Klub ist immer Fortuna geblieben.
Nun sitzt er hier mit den anderen Fans auf der Tribüne und genießt es. Es geht nicht darum, jeden Schritt auf dem Rasen zu verfolgen. Es geht um das alles. Das Miteinander. Willemsen ist Immobilienmakler und Verwalter in der Hauptstadt, er erinnert sich noch genau, wie das alles angefangen hat. Damals hat er seine ersten Spiele im Freibad gesehen, direkt neben dem Rheinstadion.
Das 7:1 gegen den FC Bayern München hat sich besonders bei ihm eingeprägt. Er hat natürlich weit aus mehr Niederlagen erlebt. Willemsen sagt große Sätze ganz gelassen. Sätze wie diesen: „Meine Liebe gehört nur der Fortuna – auch wenn diese Liebe unerwidert bleibt.“ Für seine Frau sei das okay, die zwei Kinder konnte er nicht mit seiner Leidenschaft infizieren. Der eine begeistert sich für Eishockey, der andere macht sich nichts aus Sport. Seine Frau ist Mitglied bei Union Berlin.
Willemsen ist Mitglied der Havelpralinen, ein Fan-Klub mit 60 Mitgliedern, alle nicht in Düsseldorf wohnhaft. Ein loser Zusammenschluss aus Gleichgesinnten. Man tauscht sich in einer Whatsapp-Gruppe aus, manchmal organisiert einer ein Fußballturnier oder man macht bei der Tischfußball-Fanmeisterschaft mit. Willemsen ist zum zweiten Mal bei einem Trainingslager dabei. „Wer nicht hierher kommt, der liebt Fortuna nicht“, sagt er. Er selbst hat immerhin auch viele Lebensjahre für seine Premiere gebraucht. „Weil ich vorher nicht die Zeit hatte und auch nicht das Geld. Natürlich ist es ein Privileg, das alles hier mitmachen zu können. Ich werde definitiv wiederkommen.“ Klaus Allofs war sein erstes großes Idol. Nun steht der Sportvorstand direkt hinter ihm. Vor ein paar Tagen hat sich Willemsen seine Kutte von der Fortuna-Legende unterschreiben lassen. Jetzt klönen sie ein wenig über dies und das. Es sind die kleinen Momente, die das alles zu etwas Besonderem machen. Sie alle könnten sonst wo sein. Aber sie sind hier genau richtig – bei Fortuna, dem für sie geilsten Klub der Welt.