„Straferlass“ für Anderson

Innenverteidiger verpasst den Bus, wird aber beim 4:1 in Ahlen eingewechselt. Hamza Cakir bleibt dafür in der Startelf.

Düsseldorf. Fortuna-Trainer Norbert Meier hatte sich Tage zuvor ungewohnt offen zur Start-Aufstellung geäußert. Das ist sonst gar nicht die Sache des 51-Jährigen, der nicht einmal der Mannschaft gegenüber frühzeitig über die Positionen spricht.

"Da gehört unser Trainer nicht zu den Mitteilungsbedürftigsten", sagte Jens Langeneke, der von seiner bevorstehenden Saisonpremiere erst am Morgen vor dem Spiel erfuhr. Der Ex-Ahlener sollte an der Seite von "Bamba" Anderson die Innenverteidigung im Wersestadion stehen. Andersons Einsatz hatte Meier bereits am Donnerstag bestätigt. Hamza Cakir wäre draußen gewesen.

Doch der Brasilianer verzockte seinen "Freifahrtschein" für die erste Elf in letzter Minute vor dem überzeugenden 4:1 des Fußball-Zweitligisten in Ahlen. Der Innenverteidiger spielte statt der vorgesehenen Haupt- nur eine Nebenrolle. Anderson hatte die Abfahrt des Mannschaftsbusses verpasst, Teamarzt Ulrich Keul holte ihn mit seinem Porsche aus dem Quartier.

Spielen durfte er aber nicht von Anfang an, obwohl Anderson noch auf der offiziellen Mannschaftsaufstellung stand, die der Stadionsprecher im Wersestadion verkündete. Zwar wurde der Brasilianer letztlich durch seine Einwechslung "begnadigt", aber das aus der vergangenen Saison eingespielte Duo - Langeneke und Cakir - machte seine Sache sehr gut. Abgesehen vielleicht vom Anschlusstreffer durch Thomas Bröker zum 1:2.

"Es gibt gewisse Mechanismen in der Viererkette. Aber man kann eben nicht alles verhindern", sagt Langeneke. Ansonsten sei Ahlen auch in der Schwächephase der Düsseldorfer nicht gefährlich geworden. Mannschaftskollege Cakir war mit dem überraschenden Einsatz zufrieden: "Das war ja so nicht vorgesehen, aber ich denke, ich habe meine Chance gut genutzt."

Wobei ihm und seinen Mannschaftskameraden in Ahlen von der ersten Sekunde an beinahe alles gelang. Denn gerade 19 Sekunden waren gespielt, da zappelte die Kugel im Ahlener Netz: Andreas Lambertz war einfach durch die Innenverteidigung spaziert und hatte Torwart Sascha Kirschstein überwunden. "Das frühe Tor hilft uns natürlich", sagte Langeneke. Denn fortan verwandelte der mehr als 3.000 Köpfe zählende Gäste-Anhang die Begegnung in ein "Heimspiel".

Neben Anderson hatte Trainer Meier die Startformation auf zwei weiteren Positionen verändert: Martin Harnik stürmte statt des bisher enttäuschenden Dimitri Bulykin, und Fabian Hergesell bekam seine Chance als Linksverteidiger, Johannes van den Bergh rückte vor ihm ins Mittelfeld, und Olivier Caillas saß auf der Bank.

Dank der ersten Saisontore auf fremdem Platz holten die Fortunen die ersten Auswärtspunkte im dritten Versuch und können so recht entspannt auf das Heimspiel am Montag, 28. September, gegen Aachen schauen. Und die Sache mit Anderson?

"Daraus werden wir lernen", sagte Trainer Meier und meinte damit, dass man dem Brasilianer demnächst wohl einen Deutsch sprechenden Zimmergenossen geben werde. Denn in Beckum bei Ahlen war Patrick Zoundi der Mitbewohner - der kommt aus Burkina Faso und spricht kaum besser Deutsch.