Trauer, Wut und Fassungslosigkeit
Fortunas Abstieg in die zweite Liga aus Sicht eines Fans
Düsseldorf. Trauer, Wut, Fassungslosigkeit, und dann nur noch unendliche Leere — das ist nach dem Abstieg der Fortuna bis heute meine Gefühlswelt. Der Sonntag war am schlimmsten. Eine kurze Nacht und dann immer wieder die Frage, wie das alles nur passieren konnte?
In der Wohnung ist am Sonntag schon früh Bewegung, doch ich will niemanden sehen. Der Frühstückstisch wird gedeckt. Ich höre die Teller klappern und weiß: „Ohne mich!“ Ich werde in Ruhe gelassen, da meine Frau auch diese Seite an mir kennt. Sie hat damals miterlebt, wie ich mich nach dem Fall in die sportliche Bedeutungslosigkeit gefühlt habe. Nun muss ich aber doch mal raus. Und wer steht da? Mein Kurzer, mein Fast-Aufstiegskind, mit einem Fortuna-Plastikball. Er hält ihn mir hin. Ich schlucke kurz und unser Spiel beginnt.
Dann ist das Frühstück fertig. Nun sitze ich doch am Tisch. Esse aber nichts, es geht noch nicht. Meine Tochter schaut mich an und sagt: „Papa, wir brauchen bessere Spieler.“ Ich nicke und merke, wie mir Tränen in die Augen steigen. Die Kleine steht auf, klopft mir im Vorbeigehen auf die Schulter und sagt, „wir sind die Fortuna“. Dann ruft sie noch über die Schulter: „Wir fahren doch gleich Fahrrad, Papa“.
Wie automatisch kommt es über meine Lippen. „Na klar, versprochen ist versprochen.“ Ich schaue meine Frau an. Sie lächelt zurück und weiß: Ich bin auch fast wieder da. Doch diesmal hat sie nicht ganz recht. Es dauert noch. Die Trauer, die Wut und die Fassungslosigkeit sind zwar fast weg. Doch die Leere ist noch da.
Bei 31 Ligaspielen war ich diese Saison im Stadion. Trotzdem habe ich kaum noch Erinnerungen. Alles ist irgendwie weg. Keine Anekdote, die mir spontan einfällt, so wie sonst all die Jahre.
Dieser Abstieg war so unnötig und ist deshalb doppelt so hart. So bescheiden die Jahre in der vierten und dritten Liga auch waren. Sie haben Erinnerungen hinterlassen, und ich erinnere mich gern daran und hoffe, dass auch diese Saison irgendwann ein Kapitel in meiner Fortuna-Historie bekommt.
Hätte ich jetzt einen Wunsch frei, dann würde ich dem Fußballgott in den Hintern treten. Lass den Plastikverein Hoffenheim in der ersten Liga, den will ich hier nicht sehen. Sorry Lautern, nichts gegen euch.
Stefan Felix ist Fortunas Beauftragter für Fans mit Sehbehinderung