Die Gründe für den Absturz der Fortuna
Die fehlende Qualität der Mannschaft war nicht allein ausschlaggebend für Fortunas letztlich unnötigen Abstieg aus der Bundesliga.
Düsseldorf. Der Vorstand von Fortuna Düsseldorf entscheidet über die Frage, die alle Fortuna-Fans bewegt. Wird Norbert Meier die Chance bekommen, als Trainer den Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga zu realisieren?
„Wir werden uns austauschen, das Ergebnis ist völlig offen“, sagte Vorstandsmitglied Paul Jäger. Es ist einiges — vor allem in der Rückrunde — falsch gelaufen, wofür jedoch nicht nur der Trainer verantwortlich ist. Zudem fühlten sich beim Aufsteiger alle viel zu lange viel zu sicher, vor allem wegen des Vorsprungs auf die Konkurrenz.
Die mangelnde Qualität des Kaders wurde immer wieder als Erklärung für die schwachen Leistungen und die vielen Fehler der Mannschaft herangezogen. Doch mit den Spielern wären drei Punkte mehr in der Rückrunde durchaus möglich gewesen. Die hätten für den Klassenerhalt ausgereicht.
Mit einem schlechteren Kader hat das Team in der Hinrunde 21 Punkte erzielt. Von den fünf Verpflichtungen zur Winterpause sind Martin Latka und Mathis Bolly Verstärkungen, während Robert Tesche sehr enttäuschte. Cristian Ramirez und Genki Omae sind nur Investitionen für die Zukunft.
Den Kader für die Rückrunde zu verändern, war durch die Verletzungen vielleicht aus Sicht des Managers nötig. Im Mannschaftskreis sorgte die „Verstärkungen“ trotz gegenteiliger Bekundungen für Verunsicherung. Trotz der guten Punktausbeute spürten die Spieler nicht das Vertrauen der sportlichen Leitung.
Hinzu kam, dass Norbert Meier immer wieder auf die mangelnde Qualität seines Kaders im Vergleich zur Konkurrenz öffentlich hinwies. Auch wenn Meier seine Spieler intern starkgeredet hat, ließen seine öffentlichen Aussagen Zweifel an der tatsächlichen Leistungsfähigkeit aufkommen.
Wer in der Defensive Fehler macht, sollte Stürmer haben, die das mit ihrer Torgefährlichkeit wieder ausgleichen können. Zwar kamen Dani Schahin (8 Tore) und Stefan Reisinger (7) auf ihre Treffer, aber es waren nur selten Tore, die Spiele entschieden haben.
Der Sturm der Fortuna war nicht mehr effektiv. Der Plan von Norbert Meier, in der Rückrunde vermehrt mit schnellem Umschaltspiel und Kontern zum Erfolg zu kommen, ist nicht aufgegangen.
Die Verletzungen von Jens Langeneke und Stelios Malezas konnten in der Hinrunde noch halbwegs aufgefangen werden. Die Ausfälle von Stammspielern in der Rückrunde (Latka, Lambertz, Bodzek, Bolly) führten jedoch auch dazu, dass die Fortuna im Jahr 2013 nicht einmal mit der Elf der Vorwoche antreten konnte. Bedenklich waren die vielen Muskelverletzungen. In der Aufstiegssaison hat es Ausfälle dieser Art kaum gegeben.
Die Folge war, dass sich keine Automatismen entwickelten. Vor allem in der Defensive sorgten die ständig nötigen Wechsel für Verunsicherung und eine höhere Fehlerquote, selbst bei Torwart Fabian Giefer, dem Helden der Vorrunde. Spieler wie Ken Ilsø bekamen zudem keine richtige Chance, auch mal zwei oder mehr Spiele hintereinander zu absolvieren.
Nur selten haben Spieler aus der zweiten Reihe die Chance erhalten, von Beginn an zu spielen oder überhaupt im Kader zu stehen. Leon Balogun als Nothelfer auf der rechten Abwehrseite war der positive Ausreißer.
Ivan Paurevic stand nur zweimal in der Startelf trotz guter Ansätze, Dennis Wegkamp kam insgesamt nur auf wenige Einsatzminuten. Nachwuchskräfte aus der U 23 und von den A-Junioren suchte man im Kader — bis auf Christian Weber (29 Jahre alt) an Spieltag 34 — vergebens.
Die Entscheidung von Trainer Meier, von 4-2-3-1 auf ein 4-2-2-2-System mit zwei Spitzen umzustellen, war ein taktischer Fehler. Das Spiel in Frankfurt zeigte exemplarisch, dass die Lücken zwischen Offensive und Defensive damit zu groß sind.
Darüber muss man nicht viele Worte verlieren. Was Fortuna in der Hinrunde an Glück hatte, wurde vom Pech der Rückrunde ausgeglichen, oder andersherum. Das gilt in ähnlicher Form auch für die Schiedsrichterleistungen.
Disziplinlosigkeiten im Training, offene Kritik innerhalb des Vereins — sogar im Aufsichtsrat — gegen den Trainer bedürfen einer deutlichen Klarstellung durch die Vereinsführung.
Diese erfolgte nicht und sorgte nicht nur für eine schlechte Außendarstellung, sondern lenkte auch vom eigentlichen Abstiegskampf durch das Schaffen von Nebenkriegs-Schauplätzen in der entscheidenden Saisonphase ab.