Unter den Fortuna-Fans tobt ein Machtkampf
Ein seit Monaten schwelender Streit hat an Altweiber Verletzte gefordert. Jetzt wird der Verein aktiv.
Düsseldorf. Im Protokoll der Polizei sieht es nach einem Allerwelts-Einsatz aus: „18.29 Uhr — Altweiber, Ecke Kurze Straße/Mertensgasse, Stichwort: Karneval, Körperverletzung, Zahl der beteiligten Personen: unklar.“ Festnahmen gab es nicht. Doch was klingt wie eine typische Altstadt-Schlägerei, ist in Wahrheit Teil eines Machtkampfes unter Fortuna-Fans. „Ein junger Fan musste mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus gebracht werden. Er ist zwar wieder zu Hause, aber hat noch Sehstörungen“, sagt Fortunas Fan-Beauftragter Jörg Emgenbroich. Eine junge Frau wurde mit Verdacht auf einen Jochbeinbruch in eine Klinik eingeliefert.
Emgenbroich möchte nicht länger zusehen, wie „einige gewaltbereite Anhänger aktive Fans attackieren“. Denn der Zwischenfall an der Kurze Straße — einem beliebten Feier-Treffpunkt der Fortunen — ist nur der traurige Höhepunkt in einer Reihe von Vorfällen.
Nach dem Heimspiel der Fortuna am 30. August 2010 hatte es an der Kneipe „Kastanie“ in Stockum einen gewalttätigen Schlagabtausch gegeben. Beim nächsten Heimspiel bewachten szenekundige Beamte der Polizei den Fanstand hinter dem Block 42, da gewaltbereite Anhänger mit einem Angriff gedroht hatten.
Zunächst ging es bei dem Streit in der Fanszene vordergründig um Politik: Hooligans, die Kontakt zur Rechtsradikalen-Szene haben sollen, störte der eher linke Ansatz einiger aktiver Fangruppen. Doch der Fanbeauftragte Emgenbroich sagt: „Mittlerweile geht es nur darum, wer in der Kurve das Sagen hat.“
Die Fortuna will aber nicht akzeptieren, dass auf der Südtribüne das Faustrecht gilt, vor allem nicht in Kombination mit rechtem Gedankengut. Nach mehreren vergeblichen Vermittlungsversuchen hat der Verein jetzt zusammen mit engagierten Fangruppen und den Dachverbänden Supporters-Club Düsseldorf (SCD) und Arbeitskreis Fortuna (AK) die „Arbeitsgemeinschaft Anti-Diskriminierung“ gegründet.
„Ziel ist es, das Zusammenleben im Stadion zu verbessern. Außerdem wollen wir verhindern, dass rassistische sowie jede andere Form von diskriminierenden Ansichten in der Arena Fuß fassen“, sagt Emgenbroich. An der AG kann sich jeder Fortuna-Fan beteiligen.
SCD-Vorstandsmitglied Ingo Krausen sagt über die Vorfälle in den vergangenen sechs Monaten: „Die Probleme sind unübersehbar. Dass jetzt auch fernab des Stadions etwas passiert, hat aber eine neue Qualität.“ Während die Fortuna sportlich in ruhigem Fahrwasser dahindümpelt, schlagen die Ereignisse unter den Anhängern hohe Wellen. „Die Fangemeinde muss jetzt enger zusammenrücken und soziale Verantwortung übernehmen“, sagt Emgenbroich.
Auch in der Chef-Etage des Zweitligisten ist der Fan-Streit angekommen. „Jemand, der Fortuna im Herzen trägt, schlägt niemanden, der Fortuna ebenfalls im Herzen trägt“, sagt Finanzvorstand Paul Jäger. „Das werden wir ebenso wenig tolerieren wie den Böllerwurf im Spiel gegen Osnabrück.“