Wahnsinnsspiel: Fortuna und Braunschweig trennen sich 5:5
Braunschweig. Was für ein Wahnsinnsspiel! Und wieder einmal hat die Fortuna es nicht geschafft. Beim 5:5 verloren die Düsseldorfer in Braunschweig erneut zwei wichtige Punkte und ließen abermals die Chance aus, die Konkurrenz unter Druck zu setzen.
Und dieses Spiel hat unendlich Nerven gekostet.
Norbert Meier und die Drittliga-Fußballer von Fortuna Düsseldorf müssen einen prima entspannten Samstag gehabt haben - und einen aufgewühlten Sonntag, wie sie ihn wohl selten oder noch nie erlebt haben.
Union Berlin steht seit dem 2:0 gegen Regensburg vom Samstag als erster Aufsteiger in die 2. Liga fest. Zugleich spielte Paderborn nur 3:3 beim VfR Aalen, und Unterhaching patzte mit 0:1 in Dresden. Somit hatten die Düsseldorfer im Spiel bei Eintracht Braunschweig die große Chance, an Haching vorbei wieder auf den dritten Platz der 3. Liga zu klettern. Was nichts anderes bedeutet, als den Aufstieg aus eigener Kraft schaffen zu können - wenn auch über die Relegationsspiele gegen den Drittletzten der 2. Liga.
Doch mit dem 5:5 (2:1) der Düsseldorfer in einem von beiden Seiten fast vogelwild geführten Duell der Traditionsklubs vor 14450 Zuschauern im Stadion an der Hamburger Straße gibt es nur eine weitere Enttäuschung für die Fortuna-Fans. Gekommen waren schließlich einige Zuschauer, um den Düsseldorfern die Daumen zu drücken. Auch der zurückgetretene Aufsichtsratschef Reinhold Ernst und Ex-Torwart Georg Koch. Rund 2000 Fans der Fortuna waren im Stadion an der Hamburger Straße, und sie sahen eine knappe halbe Stunde vor Spielbeginn, wie Jens Langeneke den letzten Belastungstest abbrechen musste. Die im Training erlittene Innenbanddehnung verhinderte das Mitwirken, außerdem fehlten Simon Terodde (Rippenbruch), Olivier Caillas (Bruch des Wadenbeinköpfchens) und Stephan Sieger, der aber nach eigenem Bekunden am Montag wieder ins Training einsteigen möchte.
Auch auf der anderen Seite fehlten entscheidende Leute. Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht musste auf die zuletzt verletzten Matthias Henn und Ken Reichel sowie die gesperrten Dennis Kruppke (5. Gelbe Karte) und Jasmin Fejzic (Rotsperre) verzichten.
Die Umstellungen hatten zunächst offenbar bei den Gästen Verwirrungen ausgelöst. Nach nur 41 Sekunden zappelte der Ball im Netz. Auf der rechten Abwehrseite konnte Kai Schwertfeger Braunschweigs Mirko Boland nicht halten, die Flanke nutzte Kingsley Onuegbu, dem Robert Palikuca sträflich viel Platz ließ, zum Schuss aus kurzer Distanz. Michael Melka parierte noch glänzend, doch Smail Morabit schoss zur frühen Führung ein. In der achten Minute konnte Melka einen gezirkelten 15-m-Schuss von Morabit mit den Fingern gerade so über die Latte lenken.
Aber auch auf der anderen Seiten war die Abwehr offen wie ein Scheunentor, so dass die Fortuna eine erstaunliche Antwort geben konnte. Schwertfeger schickte Sebastian Heidinger in den Strafraum, der im Laufduell mit Boland zu Fall kam. Schiedsrichter Daniel Siebert pfiff auf energisches Winken seines Assistenten hin Elfmeter, und Marco Christ traf zum Ausgleich (9.). Damit nicht genug: Zwei Minuten später wendete Ranisav Jovanovic mit seinem 22-m-Schuss zum 2:1 das Spiel (11.).
Nach 20 Minuten hätte es schon wieder unentschieden stehen können, weil Torwart Melka Eintracht-Stürmer Onuegbu im Strafraum von den Beinen holte und Sieber erneut Elfmeter pfiff. Doch Melka parierte gegen Strafstoß-Schütze Deniz Dogan. Beinahe unglaublich, dass der Torwart diese Parade noch einmal wiederholen musste: Palikuca hatte sich im Laufduell mit Tim Danneberg im Strafraum verhakt - wieder Elfmeter, und diesmal hielt Melka gegen Schütze Mirko Boland (41.).
Dieses Chaos in der Fortuna-Abwehr hatte Trainer Norbert Meier schon während der ersten Hälfte keine Ruhe gelassen. So hatten sich Ahmet Cebe (die offensivere Variante) und Clement Halet (die defensivere) bereits seit der zehnten Minute warm gelaufen. Nach der Pause kam schließlich Halet für den völlig indisponierten Palikuca, nahm die Position auf der rechten Abwehrseite ein, und Schwertfeger rückte in die Innenverteidigung. Eine unglückliche Entscheidung: Denn Halet foulte Boland im Strafraum, und diesmal nutzten die Braunschweiger den Elfmeter durch Christian Lenze zum Ausgleich (49.). Dem 3:2 für die Fortuna durch Andreas Lambertz, der nach einer Kopfball-Verlängerung von Lawarée einschob (51.), folgte kaum weniger "postwendend" der erneute Ausgleich, weil Lenze nach einem hoch in den Strafraum geschlagenen Freistoß die Verwirrung nutzte und Melka im Tor keine Chance ließ (52.).
Allerdings sollte es nicht die letzte Kuriosität gewesen sein: Nur zwei Minuten später köpfte Claus Costa zum 4:3 und damit zur erneuten Führung der Fortuna ein - Christ hatte den Ball hoch in den Strafraum geschlagen. Nachdem Braunschweigs Torwart Nico Lauenstein gegen den in den Strafraum eingedrungenen Heidinger gerade so pariert, und ein Braunschweiger den schwachen Nachschuss von Lawarée auf der Linie geklärt hatte (61.), kam die Eintracht zum dritten Mal zum Ausgleich: Boland köpfte freistehend den Ball am Pfosten stehend ins Netz (63.) - eigentlich hätte Halet ihn bei dem Freistoß von der linken Abwehrseite abdecken müssen.
Die "Antwort" verpasste die Fortuna, weil ein Freistoß von Christ an die Unterkante der Latte sprang und der Nachschuss des eingewechselten Bekim Kastrati auf der Linie geklärt wurde. Beinahe wurde es doch das Happy End, das die vielen mitgereisten Fortuna-Fans erhofft hatten. In der 85. Minute erzielte Marco Christ mit einem herrlichen Freistoßtor das 5:4 für die Gäste. Doch auch die letzen fünf Minuten wurden noch zu einem Zitterspiel wie die ganzen 90 Minuten. Unglaublich, aber mit dem Schlusspfiff kassierte die Fortuna noch das 5:5. Nicht zu glauben und ein erneuter Rückschlag im Aufstiegskampf.
1. Min.: Schwertfeger kann Boland auf der rechten Seite nicht aufhalten, Palikuca lässt Onuegbu Platz zum Schuss am Fünfmeterraum, Melka pariert, aber den Nachschuss bringt Morabit im Tor unter.
8. Min.: Morabit zirkelt den Ball aus 15 m Richtung Winkel, Melka mit den Fingerspitzen zur Ecke.
9. Min.: Boland läuft dem von Schwertfeger in den Strafraum geschickten Heidinger in die Hacken, den Foulelfmeter verwandelt Christ zum 1:1.
11. Min.: Jovanovic hämmert den Ball aus 22 m zum 2:1 ins Netz.
15. Min: Bolands 25-m-Schuss streicht knapp am Tor vorbei.
17. Min.: Lawarées 14-m-Schuss faustet Lauenstein gefährlich nach vorne.
20. Min.: Melka hält einen Elfmeter von Dogan, den er selbst mit einem Foul an Onuegbu verursacht hat.
41. Min.: Melka hält einen Elfmeter von Boland, nachdem Palikuca im Laufduell Danneberg zu Fall gebracht hatte.
49. Min: Halet foult Boland, Lenze verwandelt den Strafstoß zum 2:2.
51. Min.: Lambertz schiebt nach Kopfball-Ablage von Lawarée zum 3:2 ein.
52. Min.: Lenze schießt nach einem hoch in den Strafraum geschlagenen Freistoß zum 3:3 ein.
54. Min.: Costa köpft nach Christ-Freistoß zum 4:3 ins Tor.
60. Min.: Heidinger dringt in den Strafraum ein, Lauenstein pariert, Lawarées Nachschuss ist zu schwach, so dass ihn die Braunschweiger von der Linie schlagen.
62. Min.: Dritter Ausgleich für die Eintracht (4:4) durch Bolands Kopfball.
76. Min.: Christ-Freistoß an die Unterkante der Latte, Kastratis Nachschuss wird auf der Linie geklärt.
85.: Christ Freistoß landet zum 5:4 im Braunschweiger Netz
90. 5:5 durch Banser