Werner: „Sollten alle ehrlicher miteinander umgehen“
Düsseldorf (dpa) - Wolf Werner, mit beinahe 71 Jahren ältester Manager der Fußball-Bundesliga, wehrt sich gegen den Jugendkult. Der Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf macht sich im Interview der Nachrichtenagentur dpa für die älteren Trainer und Funktionsträger stark.
Es sei „schon fast Diskriminierung“, dass er immer wieder auf seine fast 71 Jahre angesprochen werde. In den Managementbereichen der Wirtschaft gebe es Leute, die viel älter seien als er. „Anscheinend ist man in der Bundesliga nicht gewohnt, dass man auch auf Erfahrung setzen kann“, sagte Werner.
Zudem plädiert er für redlichere Umgangsformen in der Liga, speziell bei Abwerbungen von Spielern. In diesem Bereich sei die Bundesliga „relativ scheinheilig. Alle tun immer so, als würden sie sich an die Regularien halten. Dass ein Spieler erst ein halbes Jahr vor Ende seines Vertrags angesprochen werden darf. Kein Mensch hält sich dran“, monierte Werner. Er selbst habe „vielleicht ein angestaubtes Moralempfinden“. Dieses werde er aber auch weiterhin nicht brechen.
Die Jüngeren will Werner nicht belehren: „Ich glaube, die würden mich auslachen. Sie würden zwar alle sagen, na ja, du hast ja recht. Aber im Grunde würden sie hinterher sagen, mein Gott, ist der naiv.“ Das ganze Getue sei jedoch schon kurios: „Dass man sich nach außen an alles hält, aber jeder hinter dem Rücken der anderen handelt. Wir sollten alle ehrlicher miteinander umgehen.“
Auch die Medien tragen nach Werners Auffassung zu Begleiterscheinungen bei, die er negativ einordnet. Der Fortuna-Mann nannte als Beispiel Spekulationen über ein Engagement von Jupp Heynckes bei Schalke 04: „Da gefällt mir, bei allem Verständnis, diese mediale Vorgehensweise nicht. Der Fantasie wird damit freier Lauf gelassen, und keiner kann sich dagegen wehren.“ Generell klagt er bei seinen Manager-Kollegen und den Medien mehr Solidität ein: „Es könnte ruhig etwas seriöser ablaufen.“
In der kommenden Saison, seiner wahrscheinlich letzten bei der Fortuna, will Werner im wahrscheinlichen Fall des Klassenverbleibs den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen: „Wir werden Kontinuität bewahren und nicht hingehen und Millioneneinkäufe tätigen.“ Der Verein werde sich finanziell nicht übernehmen. Und mit diesem Weg sei es auch möglich, etwas Ähnliches zu schaffen wie sein ehemaliger Verein Borussia Mönchengladbach, der vom Fast-Absteiger zum Europa-League-Starter wurde.
„So etwas ist denkbar“, unterstrich Werner. „Düsseldorf ist hungrig nach Fußball. Wir haben die Zuschauer im Boot. Alle sind begeistert, Trainer Norbert Meier lässt guten Fußball spielen. Und das kriegen wir mittlerweile recht gut hin. Mit hundert Prozent Leidenschaft und Überzeugung. Mit Begeisterung und Engagement. Fortuna wird sich, wenn alle vernünftig bleiben, weiter nach oben entwickeln.“
Seinen Nachfolger im Management wird Werner in Abstimmung mit dem Fortuna-Vorstand empfehlen und einarbeiten dürfen. Davon geht der fast 71-Jährige aus. „Ja. Man wird mit mir darüber sprechen. Aber wichtig ist: Hier kann kein Nachfolger her, dem es um viel Geld für sich persönlich geht.“