Fortuna Düsseldorf Wie wird man eine Mannschaft?
Ins heutige Zweitliga-Derby geht der VfL Bochum euphorisch und Düsseldorf noch zweifelnd.
Düsseldorf. Als die Rede auf Simon Terodde kommt, merkt Frank Kramer auf. Der Stürmer des VfL Bochum hat es dem Trainer von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf angetan, das merkt man. „Ein kompletter Stürmer. Dazu hat er sich entwickelt, über Jahre“, sagt Kramer. Teroddes Bilanz: Fünf Tore in sechs Liga-Spielen, drei im Pokalspiel in Salmrohr. „Immer torgefährlich, immer ins Spiel integriert“, sagt Kramer über den Stürmer, der sich in Duisburg, Düsseldorf und Köln versucht hat, ehe er erst bei Union Berlin groß und nun in Bochum noch größer wurde. Und so zu Kramers Sicht auf die Dinge ganz hervorragend passt: „Man sieht, dass es sich lohnt, Spieler zu fördern und sich entwickeln zu lassen, von denen man überzeugt ist.“
Eigentlich hatte Kramer damit schon über seine eigene Aufgabe bei Fortuna Düsseldorf gesprochen. Und um Geduld geworben, die traditionell ein rares Gut in der Landeshauptstadt ist. Aber der VfL Bochum ist da — im Moment - ein ganz gutes Vorbild: Nur zwei neue Spieler in der ersetn Elf, ein eingespieltes Ensemble, eine Einheit. Stets in der selben Aufstellung. Und: fünf Siege und ein Remis. „Wir sind selbst überrascht, wie gut es läuft“, sagt Sportdirektor Christian Hochstätter.
Heute spielen sie gegeneinander: Tabellenführer Bochum, bei dem die so lange geplagten Fans sich jetzt darum streiten, warum das Stadion nur im Erfolgsfall voll ist, erwartet im Westderby Fortuna Düsseldorf (17.30 Uhr). Und trifft auf einen Gegner, der alles, worauf VfL-Trainer Gertjan Verbeek schon zurückgreifen kann, gerade ziemlich mühsam aufzubauen versucht: eingespielt zu sein, die Balance zu finden. Euphorisch und effizient zu sein. „Bochum macht das sehr gut“, findet Frank Kramer, der selbst einen schrecklichen Start erlebt und erst nach dem jungen 3:0 gegen 1860 München aufatmen konnte. Düsseldorf ist 15. und liegt 12 Punkte hinter Bochum. Im Moment trennen die Clubs Welten. Aber das muss nicht so bleiben, wenn Kramer aus einem Ensemble von individuell durchaus guten Fußballern eine gute Mannschaft macht. „Gefestigt“ eben, wie er Bochum findet. Ein Zauberwort — und tatsächlich die halbe Miete, wenn man im Unterhaus ganz oben dabei sein will. Hört man dem knorrigen Niederländer Verbeek zu, könnte das in dieser Saison klappen. „Die Bochumer waren die Unabsteigbaren. Jetzt müssen wir versuchen, die Unbesiegbaren zu werden“, sagt der Mann, der ein Konzept hat, aber auch Erfolg braucht, um langfristig genießbar zu sein.
In Düsseldorf liegen die Dinge anders. Der fleißige und wenig spleenige Frank Kramer arbeitet mit durchaus starken Persönlichkeiten zusammen, die den Erfolg brauchen, um eine Mannschaft zu werden. Dass der Vorstand gerade angekündigt hat, den Kader im Winter weiter verstärken zu wollen, kann durchaus Sinn machen. Kramer hätte dann eine halbe Saison Zeit, an einer gefestigten Mannschaft für die Saison 2016/17 zu basteln. Zeit, so ist aus dem Verein zu vernehmen, die er bekommt. Ob er sie braucht, zeigt sich wohl auch schon heute in Bochum. „Wir werden fast alles richtig machen müssen, um zu gewinnen“, sagt Kramer. Es wäre eine gute Gelegenheit zu werden, wie Bochum wohl schon ist.