Wolf Werner: „Das Geschäft wird verwirrender“

Die große Zahl unlauterer Spielerberater erschwert Verpflichtungen. Fortunas Vorstandsmitglied Wolf Werner sind bei den Ablösen die Hände gebunden.

Düsseldorf. Wolf Werner (70) bastelt derzeit an der Zukunft der Fortuna. Zehn Spieler hat er bereits verpflichtet. Wir haben uns mit dem Vorstandsmitglied der Fortuna unterhalten, um mehr über den Stand der Planungen zu erfahren. Heute erscheint der erste Teil des großen Interviews.

Herr Werner, ist das gerade für Sie die anstrengendste Zeit des Jahres?

Werner: Das ist immer so. Diese Phase ist die hektischste Zeit im Leben des Managers. Der Start zur neuen Saison ist so schwierig, weil man sich mit vielen Dingen auseinandersetzen muss. Dazu sind auch noch die Trainer berechtigterweise in Urlaub.

Hat das Saisonende mit den Ereignissen um das Relegationsspiel die Planungen noch zusätzlich erschwert?

Werner: Das ist schon ein Problem. Auch wegen der psychischen Verfassung, da der Stress seit dem letzten Spiel gegen Hertha nicht abgerissen ist. Es gab immer wieder neue Dinge, wie das Gerichtsverfahren und die angedrohte Platzsperre mit dem Strafantrag. Alles Dinge, die den Kopf nicht vollkommen frei halten für die eigentlichen Aufgaben. Und das hat auch teilweise die Gespräche mit Spielern erschwert.

Gibt es deswegen auch weniger Angebote von Beratern?

Werner: Nein, die Anzahl der Berater hat sich in der jüngsten Zeit verzehnfacht. Es gibt viele, mit denen man sehr gut arbeiten kann. Aber da sind auch viel mehr, die sich als Quereinsteiger mit irgendwelchen Spielern beschäftigen, mit denen sie eigentlich gar nichts zu tun haben. Ich spreche nur mit den Leuten, mit denen die Spieler ankommen. Das Geschäft wird immer verwirrender. Es ist wichtig, dass man Berater kennt, auf die man sich verlassen kann. Das Unlautere nimmt in diesem Geschäft mitunter Überhand. Und die honorigen Berater schämen sich teilweise schon für ihre Branche.

Wird deshalb auch das Risiko größer, die falschen Spieler zu verpflichten?

Werner: Nicht unbedingt, weil wir uns die Spieler mit mehreren Leuten genau anschauen. Zudem kennen Norbert Meier, Uwe Klein und ich sehr viele Spieler. So kann man das Risiko minimieren. Für Profis, die für die erste Liga in Frage kommen, gibt es viel mehr Interessenten, weil sie bekannt sind.

Das heißt, Sie kommen gar nicht umhin, auch Ablösesummen zu bezahlen?

Werner: Für jeden Spieler, für den ich eine Ablöse zahlen muss, müsste ich einen Spieler auf der Gehaltsliste streichen. Der Etat liegt bei 15 Millionen Euro, wir liegen also im unteren Bereich der Liga. Wenn wir größere Ablösen zahlen müssten, was wir nur im kleinen Rahmen können, würden wir uns selbst die Finger abhacken. Das ist nicht negativ. Das sagen wir seit fünf Jahren. In der jeweiligen Liga, in der wir uns befinden, sind wir wirtschaftlich nicht in der Spitzengruppe zu finden.

Wie kann die Fortuna dann sportlich überleben?

Werner: Wir müssen verschiedene Strategien entwickeln. Das ist nun in der ersten Liga noch schwieriger, weil die Anzahl der Spieler, die uns qualitativ helfen können, immer kleiner wird. Gut und ablösefrei, da gibt es nicht so viele. Es ist aber auffällig, dass viele Profis einfach abgeschoben werden, obwohl sie noch einen laufenden Vertrag haben. Die Schamgrenze in der Bundesliga sinkt in dieser Hinsicht immer mehr. Es erstaunt mich schon, wie in Deutschland verfahren wird. Ich möchte mein Berufsleben nicht unseriös beenden. Jeder Spieler, der einen Vertrag hat, hat auch ein Recht darauf, dass er von allen Seiten eingehalten wird.

Wie sieht Ihre aktuelle Personalpolitik aus?

Werner: Wir sind an einige Dinge gebunden. Wir hatten drei Leihspieler, bei Adam Matuschyk und Maximilian Beister gab es keine Übernahmemöglichkeit. Assani Lukimya hat seine Chance genutzt, zu einem Erstligisten zu gehen, der mehr bezahlen kann als die Fortuna. Das ist auch nicht verwerflich. Dazu kamen Spieler, die nicht überzeugt haben. Da haben wir die Verträge nicht verlängert. Dazu kam noch Thomas Bröker, der weg wollte.

Ein Aufsteiger wie Fürth oder Augsburg wird Fortuna also nicht sein?

Werner: Wir können nicht verfahren, wie Augsburg im vergangenen Jahr oder Fürth jetzt und alle Spieler beisammen halten. Zudem haben wir eine ganz andere Historie im Vergleich zu Fürth, das über sechs Jahre gewachsen ist. Wir sind in fünf Jahren drei Mal aufgestiegen. So schnell können wir hier gar nicht wachsen. So sind auch Spieler im Kader, die möglicherweise Probleme bekommen werden, weil sie unter ganz anderen Bedingungen verpflichtet wurden. Es kommt noch hinzu, dass wir nicht am letzten Spieltag aufgestiegen sind. Erst nach den Gerichtsverfahren konnten Handlungen vollzogen werden. Das macht die Sache kompliziert.