Wochenkommentar Den Abstieg vor der Brust, 3. Liga im Kopf

Der KFC hat nichts aus dem Vorjahr gelernt

Steffen Hoss

Rund ein Jahr ist es her, da griffen beim KFC Uerdingen die Automatismen des Fußballs. Trainer Eric van der Luer wurde nach einer 0:4-Niederlage entlassen. Die Blau-Roten standen in der Folge bereits mit zwei Beinen in der Oberliga und konnten dieser nur mit deutlich mehr Glück als Verstand entrinnen.

Einem personellen Umbruch im Sommer folgten unter Trainer Murat Salar starke Wochen in der Hinrunde. Doch seit nun bereits zwölf Spielen wartet das Team von der Grotenburg wieder auf einen Dreier und rückt der Abstiegszone Woche für Woche näher. Und das hat Gründe.

Der Mannschaft kann man dabei noch den geringsten Vorwurf machen. Denn wenn Spieler, die für gerade einmal 450 Euro im Monat unter Vertrag stehen, auf verspätete Gehalts- und Prämienzahlungen warten müssen, scheint trotz der vorgestellten neuen Sponsoren beim KFC doch nicht verstanden worden zu sein, dass das Team das einzige Faustpfand ist, das dieser Verein besitzt. Die Kosten für den Spieleretat senkte man im laufenden Spieljahr von 25 000 Euro auf unter 15 000 Euro pro Monat und brüstete sich damit. Dass durch den zweiten personellen Umbruch innerhalb eines halben Jahres aber auch das Gefüge der Mannschaft Zeit braucht, sich zu entwickeln, blieb unbedacht. Das Ergebnis sind acht Spiele im Jahr 2015 ohne Sieg.

Die Mechanismen des Fußballs scheinen trotz der zwölf Spiele andauernden Sieglos-Serie nicht zu greifen. Denn das Trainerteam Murat Salar und Uwe Fecht ist derzeit wohl die einzig vernünftige Verbindung zwischen Mannschaft und Vereinsführung. Während das Team Woche für Woche versucht, das unglaubliche Verletzungspech zu kompensieren, spricht Vereinsboss Lakis nach dem Einstieg des russischen Unternehmers Mikhail Ponomarev vom Angriff auf die 3. Liga — im kommenden Jahr wohlgemerkt. Dass in dieser Saison ebenfalls ein Kraftakt nötig sein wird, um die Liga zu halten, scheinen beim KFC immer noch nicht alle begriffen zu haben. Dabei sollte die vergangene Saison doch eigentlich als warnendes Beispiel mehr als deutlich gewesen sein.