Fußball eSport-Team: Wie der KFC Uerdingen jetzt auch bei FIFA angreifen will
Die Uerdinger Fußballer haben Ende April eine eSport- Sparte gegründet. Auch für die Gamer wäre ein Aufstieg in die 3. Liga immens wichtig.
Krefeld. Die Grotenburg hat die neuen eSportler des KFC Uerdingen mit ihrem rauen Charme gleich in ihren Bann gezogen. „Für die vierte Liga ist das Wahnsinn. Da können einige Zweitligisten neidisch sein“, sagte Newcomer Vincent Mäder am Samstag. Und Tim Heckenkamp, Teamchef der elektronischen Sportler des KFC, ergänzte: „Geil! Richtig schön old school.“
Dabei sollen Heckenkamp und Mäder doch gerade die Zukunft beim Krefelder Fußballklub einläuten. Ende April hatte der KFC bekannt gegeben, nun auch auf der Spielkonsole erfolgreich Fußball spielen zu wollen und im Zuge dessen Heckenkamp als ersten Spieler der Fußball-Simulation FIFA verpflichtet. Der 24 Jahre alte Logistiker aus Herne stellt sich nun ein vierköpfiges Team zusammen und hat dabei bereits seinen Trainingspartner Mäder vom KFC überzeugt — gemeinsam sollen sie nun auf der Konsole überzeugen.
Jan Filipzik über die Chancen des neuen Engagements
„eSport ist ein richtig spannendes Thema. Da ist eine wahnsinnige Dynamik drin“, sagte KFC-Pressesprecher Jan Filipzik der WZ. Nach dem Einstieg vieler Bundesligisten wie Schalke 04 oder dem VfL Wolfsburg weiß auch Filipzik, dass sein Verein durch das wettbewerbsmäßige Computerspielen ganz neue Zielgruppen erreichen kann. Und diese wiederum sind attraktiv für potenzielle Sponsoren. „Das ist absolut interessant. Wenn eSport funktioniert, dann kann man damit eine höhere Reichweite erzielen als mit Drittligafußball. Auch international.“
Womit Filipzik gleich das nächste Ziel ansprach. Denn auch für die Uerdinger eSportler hätte ein möglicher Aufstieg in die 3. Liga einen willkommenen Effekt: Derzeit tragen Heckenkamp und Mäder Poloshirts mit KFC-Logo und haben bei Online-Wettkämpfen das Kürzel KFC in ihrem Namen. Da es bei FIFA 18 allerdings keine Regionalligateams gibt, tragen ihre Mannschaften Deutschland-Trikots. „Was sollen wir anderes machen?“, fragte Heckenkamp: „Also für uns wäre ein Aufstieg schon wichtig.“ Denn Drittligisten sind bei FIFA sehr wohl vertreten.
Der KFC hat seinen eSportlern auf der Geschäftsstelle bereits eine FIFA-Ecke zum Zocken eingerichtet, gestaltet eigene Trikots für künftige Events und plant für den Sommer ein Scouting-Turnier. Dort sollen nach Heckenkamp und dem 22 Jahre alten Hannoveraner Mäder die restlichen beiden Spieler des zukünftigen Viererteams gefunden werden. „Sollte sich dabei ein Krefelder durchsetzen, wäre das natürlich klasse“, sagte Filipzik weiter. Aber viel wichtiger ist: „Die Jungs sollen Lust auf den KFC haben“.
In andere Spieletitel als die Fußball-Simulation FIFA zu investieren schließt der KFC zukünftig nicht aus, derzeit sei es aber noch kein Thema. „Wir sind ein Fußballverein. Daher passt das FIFA-Engagement zum KFC“, sagte Filipzik und betonte: „Wir wollen erst mal eine Sache richtig machen.“ Schalke 04 hatte 2016 zunächst ein Team des Fantasy-Strategiespiels League of Legends (LoL) übernommen und erst später FIFA-Spieler verpflichtet. Die übrigen Bundesligisten halten sich von Ego-Shootern wie Counter Strike (CS) noch fern, obwohl international Spieletitel wie LoL oder CS eine deutlich höhere Reichweite haben als FIFA.
Das ist auch die Richtung, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) derzeit einschlägt. Der Dachverband möchte zusammen mit seinen Regional- und Landesverbänden künftig „fußballbezogene Spiele“ unter dem Titel „eSoccer“ fördern. Zuvor hatte der DFB-Präsident Reinhard Grindel mit der Aussage „eSport ist für mich kein Sport“ für Aufsehen gesorgt.
Für den KFC hingegen ist es Sport. Und daher soll es auch schon bald bei Online— und Offline-Turnieren um Titel gehen. Und sollte der Aufstieg gelingen, könnten in einigen Spielmodi internationale Superstars wie Neymar und Cristiano Ronaldo oder alte Legende wie Lothar Matthäus, Diego Maradona oder Paulo Maldini im KFC-Dress auflaufen.