Porträt Großkreutz: Weltmeister auf dem Abstellgleis in Liga 3

Krefeld · Der 31-Jährige Kevin Großkreutz spielt aktuell keine Rolle in den Planungen beim KFC Uerdingen. Der Abschied im Sommer naht.

Kevin Großkreutz mit seiner Tochter Leonie nach dem DFB-Pokalspiel vor der BVB-Kurve.

Foto: dpa/Marius Becker

Wenn die Mannschaft des KFC Uerdingen am Freitag um 14.30 Uhr in den Zug zum Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt steigt, wird Kevin Großkreutz mutmaßlich nicht mit an Bord sein. Es wäre das dritte Spiel in Folge, in dem kein Platz im Kader frei wäre. Der Weltmeister von 2014 in der 3. Liga auf dem Abstellgleis. Öffentlich äußern will sich Großkreutz nach Angaben des KFC nicht.

Dabei gehörte der 31-Jährige in der vergangenen Saison noch zum unumstrittenen Stammpersonal beim Drittligisten. Im Sommer 2018 von Darmstadt gekommen, war Großkreutz rechts in der Viererkette gesetzt – 34 Spiele, alle von Beginn an, sowie zwei Einsätze im Halbfinale und Finale des Niederrheinpokals. Dazu immerhin drei Torvorlagen. Eine ordentliche Bilanz für einen Außenverteidiger.

Und auch zu Beginn der aktuellen Saison war Großkreutz gefragt. Der Höhepunkt: Das DFB-Pokal-Spiel gegen Borussia Dortmund (0:2). Der Verein, mit dem er seine größten Erfolge feierte und vor dessen Fans sich Großkreutz nach der Niederlage stehende Ovationen abholen durfte. Es folgten vier durchschnittliche Ligaspiele, in denen Großkreutz den Beweis schuldig blieb, eine Mannschaft wie den KFC mit führen zu können.

Trainer Reisinger: „Kevin muss sich an ihm vorbeikämpfen“

Einen Bärendienst erwies der stellvertretende Kapitän seiner Mannschaft durch eine Tätlichkeit im Spiel gegen Sonnenhof-Großaspach (2:2), für die der gebürtige Dortmunder vier Wochen gesperrt wurde. Auch aufgrund von Hüftproblemen und einer weiteren Sperre war er nur noch in vier von 15 möglichen Spielen für den KFC auf dem Platz. Seit der blamablen 0:3-Niederlage zum Auftakt ins Pflichtspieljahr 2020 gegen den FC Bayern München II ist der „Dortmunder Junge“ keine Option mehr für das Trainerteam Daniel Steuernagel und Stefan Reisinger. Letzterer sagt zum Grund für die Nichtberücksichtigung von Großkreutz: „Boubacar Barry macht es aktuell besser auf dieser Position. Kevin muss sich an ihm vorbeikämpfen.“ Dass das gelingt, scheint derzeit äußerst aber unwahrscheinlich.

Großkreutz‘ Leistungen im Training, das aufgrund der widrigen Umstände in der Grotenburg derzeit oft auf wechselnden Plätzen in Krefeld und der Umgebung stattfinden muss, sind durchschnittlich. Die Erfahrung von 186 Bundesligaspielen (Dortmund, Stuttgart), 29 Einsätzen in der Champions League (Dortmund) und sechs Länderspielen können längst nicht mehr die läuferischen Schwächen des Rechtsfußes kaschieren.

Vertrag läuft noch anderthalb Jahre

Abseits des Fußballplatzes deutlich ruhiger geworden, scheint der zweifache deutsche Meister beim KFC auf dem Rasen den Anschluss zu verlieren. Sein Vertrag läuft noch anderthalb Jahre, Großkreutz gehört zu den Topverdienern. Eine Situation, die der Verein möglichst im Sommer lösen möchte. Abnehmer für Großkreutz stehen aber nicht gerade Schlange. Eine immer wieder ins Spiel gebrachte Rückkehr zu Borussia Dortmund, als Spieler der U23, scheint möglich. Vielleicht wird es aber auch bald den Trainer Kevin Großkreutz in Dortmund geben. „Natürlich kann ich mir eine Tätigkeit bei Borussia Dortmund vorstellen. Ich würde mich riesig freuen, man wird sehen“, sagt Großkreutz Anfang Januar am Rande eines Testspiels gegen die U23 des BVB.

Üben kann er derzeit bereits als Co-Trainer von Türkspor Dortmund. Für den Dortmunder Bezirksligisten steht Großkreutz seit dem Sommer mit an der Seitenlinie, wenn es seine Zeit zulässt. Am Wochenende steigt der Auftakt ins Pflichtspieljahr. Zeit dürfte Großkreutz am Wochenende haben für sein Amt als Co-Trainer.