Jan Holldack: Der Allrounder beim KFC

Jan Holldack wollte Profi in England werden, doch er setzte sich in Brentford nicht durch. In Uerdingen kann er vielseitig spielen.

Foto: samla

Krefeld. Jan Holldack ist mittlerweile heimisch geworden im Herzen Krefelds. 15 Minuten braucht man von dort aus mit dem Auto zum Trainingsplatz nach Oppum. Dort, wo der 21-Jährige einen neuen Anlauf nehmen will, beim Regionalligisten KFC Uerdingen. Für sein Alter ist Holldack schon sehr weit. Er hat schon große Träume gelebt und auch schon Tiefen erlebt, immer getrieben von seinem Ehrgeiz. Vor zwei Jahren entschied sich der damals 19-Jährige, aus der Domstadt Köln in die Sieben-Millionen-Metropole London umzuziehen: „Ich wollte nicht in die U21 des 1. FC Köln. Den Vertrag habe ich abgelehnt. Wenn, dann schon Profi, das war mein Ziel.“

Die Scouts des FC Brentford hatten den jungen Mann längst im Blick, machten ihm ein Angebot. Holldack nahm an und zog vom Rhein an die Themse, ohne Eltern, ohne Freunde: „Das war eine komplett andere Welt. Ich war nur auf mich allein gestellt. Aber so habe ich mich entwickelt, körperlich wie menschlich. Ich wollte Profi werden.“ Zweimal am Tag geht es auf den Trainingsplatz. Dazwischen Mittagessen, im ersten Jahr lernt er die „wunderschöne Stadt“ kennen. Doch sportlich läuft es nicht wie gedacht.

Die erste Mannschaft wechselt den Trainer. Dean Smith wird Chefcoach beim englischen Zweitligisten und hat für junge Ausländer wie Holldack nicht viel übrig. Es geht in die Reserve — Brentford B. 2016 machte er die gesamte Vorbereitung bei der ersten Mannschaft mit, saß dann aber auf der Bank: „Der Trainer war nicht zufrieden und vertraute mir nicht. Ich wollte aber Spielpraxis.“ Im ersten Jahr für Brentford B erzielt er als Mittelfeldspieler 15 Tore in 29 Partien. Dann lässt er sich nach Wuppertal ausleihen, unternimmt im vergangenen Sommer einen neuen Versuch in London — wieder nichts. Ende August geht es nach Uerdingen: „Die Philosophie des Vereins sehe ich auch als mein Ziel. Ich habe mich umso mehr gefreut, dass es geklappt hat. Der KFC ist kein Umweg für mich, aber eine Abkürzung ist es auch nicht.“

Im neuen Umfeld fühlt sich Holldack wohl: „Wir Jungen bekommen viele Tipps von den Älteren. Der Trainer spricht mit uns. Man lernt viel. Ich will das Vertrauen des Trainers erarbeiten.“ Seine gute Physis und die professionelle Einstellung hat er sich in Brentford angeeignet. Trainer Michael Wiesinger lobt die „Dynamik“ und fordert von Holldack hohe Flexibilität: „Er kann über rechts viel Dampf machen. Zudem hat er einen guten Abschluss.“

Das kommt nicht von ungefähr. Angefangen als Innenverteidiger und Sechser in Köln ging es für ihn immer weiter nach vorne. In England war er Sechser, Achter oder auch Spielmacher, mitunter auch Stürmer und auf den Flügeln. Er entwickelt Torgefahr. Für die Abschlüsse gab es einen Extra-Trainer. In Uerdingen durfte er zuletzt als Rechtsaußen und rechter Verteidiger ran. Welche Position schwebt ihm vor? „Das ist wurscht“, sagt Holldack vor dem Heimspiel heute gegen Erndtebrück. Hauptsache, er spielt jetzt.