KFC-Fanprojekt rückt näher
Matthias Finken (30) ist langjähriger Anhänger der Uerdinger. Er hat in seiner Abschlussarbeit die Chancen einer sozialen Interessenvertretung für die Fans untersucht.
Krefeld. Die Bilder von den Ausschreitungen in Ratingen und Baumberg in dieser Saison haben viele Anhänger des KFC Uerdingen noch gut vor Augen. Ob der Verein mit einem sozialen Fanprojekt etwas gegen derartige Gewaltausbrüche tun kann, dieser Frage geht derzeit Matthias Finken nach. Der 30-Jährige studiert Sozialarbeit an der Hochschule Niederrhein und hat für seine Abschlussarbeit (Bachelor) eine Umfrage unter KFC-Fans gemacht.
Von der Resonanz war er überwältigt: Mehr als 600 Anhänger des Vereins hatten innerhalb von drei Tagen an der Umfrage im Internet teilgenommen. Derzeit wertet er die Ergebnisse aus. Das Thema Gewalt ist dabei nur eines von vielen, mit dem sich ein soziales Fanprojekt beschäftigen kann. Vorbild ist die Fußball-Bundesliga, in der alle Klubs ein derartiges Projekt haben. „Vornehmlich geht es darum, den Dialog zwischen Fans und dem Verein zu stärken. Es geht um weit mehr als darum, Auswärtsfahrten zu planen“, sagt Finken.
Die Mitglieder des Projekts können den Kontakt zur Polizei halten, sich an Runden Tischen zum Thema Sicherheit beteiligen, aber auch Sozialarbeit in der Fanschaft betreiben. Das kann bis zur Vermittlung von Arbeitsplätzen gehen, zum Beispiel bei Sponsoren des Vereins. Doch nicht nur für die aktive Fanszene ist ein soziales Fanprojekt gedacht, sondern auch die passiven Fans werden angesprochen.
An der Umfrage des Studenten haben Fans zwischen 16 und 69 Jahren teilgenommen, sie sind Fans „von der Kurve bis zur Tribüne“, wie es Finken nennt. Eine seiner ersten Erkenntnisse ist: Die Fanschaft des KFC ist zerklüftet und nur wenig organisiert. Es gibt keinen großen Fanklub, sondern viele kleine Organisationen. Der 30-Jährige schätzt, dass es bundesweit etwa 30 KFC-Fanklubs gibt, die aber häufig aus nur wenigen Mitgliedern bestehen. Ein Großteil der Teilnehmer befürwortet die Einführung eines Fanprojekts. Bei den offenen Fragen werden immer wieder die Themen Gewalt und Ordner/Polizei genannt. „Viele sind der Meinung, die bei KFC-Spielen eingesetzte Polizei ist häufig nicht für Großeinsätze geschult. Außerdem fehlt häufig den Ordnern die entsprechende Erfahrung“, berichtet der Student, der die Zahl der gewaltbereiten KFC-Fans auf zehn bis 20 schätzt.
Trotz des hohen Zuschaueraufkommens habe es seines Wissens rund um die Grotenburg noch nie Bestrebungen gegeben, ein offiziell vom DFB anerkanntes Fanprojekt auf die Beine zu stellen. Dafür will Finken mit seiner Arbeit den Grundstein legen. „Wir brauchen so eine unabhängige Interessensvertretung der Fans“, sagt der Krefelder, der seit 1990 regelmäßig zu Spielen der Uerdinger geht und zu Jugendzeiten in Sichtweite der Grotenburg gelebt hat.
Realistisch sei, im Sommer 2012 ein solches Projekt starten zu können. Die Finanzierung läuft bei den 48 Fanprojekten, die es in Deutschland gibt, meist über eine Drittel-Regelung: Je ein Drittel zahlen der Deutsche Fußball- Bund (DFB), das Land NRW und ein Dritter. Das kann die Kommune sein, aber auch der Verein selber. Der DFB steuert maximal 60 000 Euro bei.