Regionalliga KFC: Ist Kahstein mit Insolvenzvorschlag an Team herangetreten?
Krefeld · Unterdessen drängt Mehmet Eser auf ein Vorstandsamt und Jörg Wieczorek verneint Gremiums-Ambitionen, denkt aber dennoch über eine Verwaltungsrats-Kandidatur nach.
Ab dem 3. Januar soll der Ball an der Grotenburg beim KFC Uerdingen wieder über den grünen Rasen rollen – Trainer René Lewejohann bittet seine Spieler zum Vorbereitungsstart auf die Rückrunde in der Regionalliga. An den ersten Tagen im neuen Jahr soll die Grundlage für eine erfolgreiche Rückrunde geschaffen werden, in den letzten Tagen des Jahres 2024 müssen sich die Spieler derweil mit außersportlichen Themen beschäftigen.
Nachdem Vorstandsvorsitzender Thomas Platzer vor Weihnachten gemeinsam mit Dmitry Voronov ein Zukunftskonzept vorstellte, dessen Finanzierung ab dem Moment bestehe, wo Ruhe im Verein herrsche, fühlte Vorstandsmitglied Peter Kahstein bei der Mannschaft wohl bereits wegen einer möglichen Insolvenz vor. Gegenüber der WZ erklärte ein Spieler des KFC Uerdingen: „Der Vorschlag mit der Insolvenz ist von Peter Kahstein an uns herangetragen worden. Wir als Sportler, die den KFC auf der Brust tragen, sind zu 100 Prozent dagegen. Wir versuchen Tag für Tag unser Maximum auf dem Platz zu geben, damit wir die nötigen Punkte für den KFC holen. Einen eventuellen Abzug von neun Punkten in Kauf zu nehmen, könnte uns den sportlichen Klassenerhalt kosten. Das wäre sicherlich nicht im Sinne der KFC-Gemeinschaft. Wir als Mannschaft wünschen uns eine Club-Führung, die unsere gemeinsamen sportlichen Ziele unterstützt und ihrerseits für normale finanzielle Voraussetzungen sorgt, damit auch wir Spieler keine zusätzlichen Sorgen haben, außer auf dem Platz abzuliefern.“
Auf eine WZ-Anfrage, ob eine Insolvenzanmeldung ein Handlungsschritt sei, den die beiden Vorstände in naher Zukunft in Betracht ziehen, erklärt Vorstandsmitglied Dirk Röthig: „Aus meiner Sicht ist ein Insolvenzantrag nicht nötig, da wir durch die Verhandlungen mit diversen Sponsoren eine hinreichende Fortführungsprognose sehen. Sollte diese jedoch wegfallen, könnte ein solcher Antrag notwendig werden. Nach derzeitigem Stand sehen wir dies jedoch nicht und ist dies von uns auch nicht gewünscht.“
Eser möchte in den Vorstand und erhält frohen Weihnachtswunsch
Nachdem Kahstein und Röthig am 5. Dezember eine Pressekonferenz ankündigten, solle diese nun um den 10. Januar herum stattfinden. Platzer hingegen bekräftigte in den vergangenen Tagen die Durchführung seines Zukunftskonzepts, der Knackpunkt Ruhe und Frieden im Verein lässt sich mit einem zerstrittenen Vorstand dabei aber nur schwer realisieren. Platzer beklagte diverse Male eine „2:1-Überstimmung“ durch seine Vorstandsmitglieder und habe dem Verwaltungsrat mit Yvonne Zell deswegen ein neues Vorstandsmitglied vorgeschlagen. Sich die Stimmmehrheit im eigenen Vorstand zurückholen, scheint Platzers Plan, der auf §13 Abs. 13 der Vereinssatzung beruht: „Der Vorstand fasst die Beschlüsse mit Stimmmehrheit der anwesenden Mitglieder, bei Stimmgleichheit entscheidet die Stimme des 1. Vorsitzenden oder des einberufenen Stellvertreters.“ Ein Plan, der nach § 13 Abs. 2 der Satzung auf der Zustimmung des Verwaltungsrats um, dessen Vorsitzenden Nils Gehlings basiert. Im Fall Zell ist das bisher nicht geschehen, nach WZ-Informationen ist vor Weihnachten allerdings noch eine weitere Bewerbung für ein Amt im Vorstand der Uerdinger beim Verwaltungsrat eingegangen. KFC-Berater Mehmet Eser, der dem Verein im Frühjahr bereits mit einem Darlehen aushalf und die letzten vier Spielergehälter übernahm, bestätigte der WZ am Freitagabend seine Bewerbung: „Als Antwort von Nils Gehlings habe ich lediglich einen frohen Weihnachtswunsch erhalten“, erklärt Eser konsterniert und führt aus: „Die Sponsorenverträge unter anderem mit Mercedes Herbrand sowie ein Ausrüstervertrag liegen vor, ich habe die Unterschriften aber auf Eis gelegt. Ich kann dem Verwaltungsrat sowie der aktuellen Vorstandskonstellation nicht vertrauen.“ Verwaltungsratsvorsitzender Gehlings erklärt auf WZ-Anfrage: „Kurz vor Weihnachten hat Mehmet Eser mir persönlich die Information mitgeteilt, dass er überlegt, in den Vorstand zu gehen. Allerdings liegt dem Verwaltungsrat bis heute noch keine Anforderung von Thomas Platzer vor.“
Wieczorek ohne Ambition und doch mit Kandidatur-Überlegung
Unklarheiten gibt es derweil auch in den weiteren Vereinsgremien – diese könnten auf einer möglichen Mitgliederversammlung ausgeräumt werden. Unter der Überschrift „Einberufung einer Mitgliederversammlung“ verkündete der Verein eine Mitgliederversammlung für den 22. Januar, angesichts eines bereits bestehenden Termins für den 14. Januar ein Kuriosum. Während die Adressaten eindeutig benannt sind, ist kein Absender der Meldung erkennbar. Vorstandsvorsitzender Platzer erklärte auf WZ-Anfrage, dass die Einladung nicht in seinem Namen auf der Homepage erschienen sei, Röthig wiederum ließ verlauten, dass die Einberufung der Mitgliederversammlung durch die Mehrheit des Vorstandes und auf Bitte des Verwaltungsrats geschehen sei. Kurios, so erklärte Platzer, der als Vorstandsvorsitzender nach § 13 Abs. 13 eine entsprechende Vorstandssitzung einberufen muss - am Sonntagabend, dass er weder eine Vorstandssitzung zur Abstimmung einberufen habe, noch über eine entsprechende Sitzung informiert gewesen sei. Bereits zum zweiten Mal geschieht die Einberufung einer Mitgliederversammlung damit auf juristisch fragwürdiger Grundlage.
Ein Tagesordnungspunkt auf einer möglichen Mitgliederversammlung könnte auch die Neubesetzung des Verwaltungsrats sein. In diesem Zusammenhang wird im Umfeld des KFC immer wieder der Name Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender der „Hermes Arzneimittel GmbH“, der unter anderem die Marke Biolectra – bekannt als Sponsor beim KFC – angehört, genannt. Nachdem Ehrenratsvorsitzender Sven Hartmann der WZ Mitte Dezember bereits Gespräche mit potenziellen Nachfolgern bestätigte, erklärt Wieczorek auf WZ-Anfrage: „Es ist richtig, dass ich vom Ehrenrat gefragt wurde, ich allerdings keine Ambitionen habe. Ich prüfe aber gerade, ob ich mit einem Team seriöser Personen für den Verwaltungsrat kandidiere. Dies wird sich in der nächsten Woche entscheiden.“ Zudem bestätigte Wieczorek einen Austausch mit Mehmet Eser und erklärt: „Ich habe zwei Gespräche über jeweils zwei Stunden mit Herrn Eser geführt und mit ihm auch Vereinbarungen getroffen, aber ich bin gar nicht böse, wenn er mit mir nicht zusammenarbeiten will, weil ich eine völlig andere Vorstellung von seriöser Vereinspolitik habe und mich an getroffene Vereinbarungen halte.“ Auch Eser stellte klar, dass er eine jegliche Zusammenarbeit mit Wieczorek ausschließe: „Dieser Herr möchte zur Not den Gang in die Insolvenz gehen, diesen Weg werde ich nicht mitgehen. Die Fans sollen wissen, dass er in der jetzigen Situation nur mit einer mittleren fünfstelligen Summe helfen wollte.“