3. Liga KFC Uerdingen und die neue Leichtigkeit vor dem Tor
Nach sieben Treffern in zwei Spielen können sie beim KFC Uerdingen sogar über den dritten verschossen Elfmeter in Serie hinwegsehen.
Man darf gespannt sein, ob die Fußballer des KFC Uerdingen demnächst nicht einfach das Recht auf einen Strafstoß zurückgeben und sich dafür lieber auf Torabstoß des Gegners einigen. Dreimal durften die Spieler des Drittligisten in den vergangenen fünf Partien zum Elfmeter antreten, dreimal aber trafen Muhammed Kiprit, Kolja Pusch und nun der Kapitän selbst, Assani Lukimya, nicht ins Ziel. Die Verweigerung einer solchen zugesprochenen Großchance wird es natürlich nicht geben. KFC-Trainer Stefan Krämer nahm den erneuten Fehlversuch beim 3:2-Sieg in Unterhaching aber mit Humor und einem lockeren Spruch: „Vielleicht sichern demnächst einfach alle ab, damit wir wenigstens den direkten Konter verhindern.“
4:0-Auswärtserfolg in Meppen war der Brustlöser
Dass Krämer kurz nach Abpfiff als Schalk vor die Fernsehkameras treten konnte, hatte er der Tatsache zu verdanken, dass die Uerdinger auf einmal wie selbstverständlich Tore schießen, als hätte es die Offensivschwäche in den vergangenen sieben Monaten nie gegeben. 4:0 gegen den SV Meppen, bei der auch die Spielfreude eine große Rolle gespielt hatte, am Samstag dann noch drei Treffer gegen Unterhaching. Das macht sieben Tore in zwei Begegnungen. 22 waren es dagegen summiert in den 26 Ligaspielen vorher gewesen. „So ein Auswärtssieg wie in Meppen gibt Selbstvertrauen, vor allem auch für die Offensiven, die an den Toren beteiligt waren“, sagte Krämer über die Gründe der neuen Leichtigkeit. Dabei sprach er auf der Pressekonferenz seinen Trainerkollegen Arie van Lent an, den früheren Bundesligastürmer von Borussia Mönchengladbach, der die Krux mit der Torejagd als ehemaliger Spezialist durchaus kennt. „Auf einmal passieren die Dinge wie von alleine, das kann man logisch nicht immer erklären“, fügte Krämer an.
Was auch Arie van Lent anerkennen musste, war, dass der KFC mit einer erstaunlichen Abgeklärtheit und Effizienz im ersten Durchgang zu Werke gegangen war. Zwei Tore fielen nach Kopfbällen in der Folge von Standardsituationen, nachdem die Uerdinger mal nach Ballgewinnen schnell nach vorne marschiert waren. Da zahlte sich offenbar aus, dass die Krefelder mangels eines funktionierenden Trainingsplatzes in den vergangenen Monaten offenbar das Hauptaugenmerk auf das Einüben von Freistößen und Eckbällen gelegt hatten. Erst Adriano Grimaldi nach einer Vorlage Patrick Göbels, dann der in den Strafraum aufgerückte Innenverteidiger Lukimya, der von Peter van Ooijen in Folge eines Freistoßes bedient worden war. Beide produzierten maßgeschneiderte Kopfbälle ins jeweils rechte Toreck. Zu platziert für Unterhachings Schlussmann Jo Coppens. „Wir sind stabil in der Luft“, freute sich Kolja Pusch über die Stärke nach ruhenden Bällen und in Duellen über dem Boden. Seinen Kapitän nannte er spaßeshalber noch einen „Goalgetter“, denn auch Lukimya verzeichnete seinen vierten Saisontreffer, den zweiten in Serie. Grimaldi brachte seinen dritten Treffer im dritten Spiel in Folge fertig - und hätte ihm Schiedsrichter Patrick Alt nicht noch im Nachhinein seinen schön ausgespielten Treffer zum 3:0 aberkannt, hätte man schon die ersten Hymnen auf den Stürmer anstimmen können. „Ich bin jetzt lange verletzungsfrei und habe einen guten Rhythmus. Wir machen es alles besser im Verbund. Ich habe das Gefühl, dass es jetzt einfacher geht“, sagte der Angreifer selbst über seine Sicherheit vor dem Tor. Muhammed Kiprits 3:2 nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung erinnerte an den Stürmer Kiprit, der zu Saisonbeginn unerschrocken als 21-Jähriger die Bühne 3. Liga betreten hatte. Treffsicher und ohne viele Ballkontakte markierte er den Siegtreffer. „Er hat es sehr gut gemacht. Er hat wieder die Selbstverständlichkeit, die ihn zu Saisonbeginn ausgezeichnet hat“, lobte ihn sein Trainer.
Wenn die Uerdinger nun auch noch die Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt irgendwie abgestellt bekommen, können sie demnächst vielleicht etwas entspannter die Schlussphasen überstehen. „Es ist wie ein Fluch. Wir machen aber niemandem einen Vorwurf. Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten und Punkte holen“, sagt Kolja Pusch. Wenn die Uerdinger über solche Dinge schon mit Nachsicht hinweggehen können, dann muss das heißen, dass das sonstige Toreschießen für sie keine Raketenwissenschaft mehr ist.