Der KFC im Dauereinsatz – und ohne Stürmer bis Saisonende? Trainer Krämer aber sagt: „Es gibt keinen Grund zu jammern.“ Wenn die Muskeln streiken

Krefeld · Assani Lukimya hat es wirklich immer wieder versucht, seinem Bewacher Aytac Sulu zu entkommen. Einmal war er kurz davor, beinahe hätte er seiner Mannschaft ein Erfolgserlebnis beschert, doch er traf nur den Außenpfosten – und das zumal aus Abseitsposition.

Krefelds Assani Lukimya (r.) im Duell mit Aytac Sulu.

Krefelds Assani Lukimya (r.) im Duell mit Aytac Sulu.

Foto: imago images/Karina Hessland/KH via www.imago-images.de

Immer wieder stellte er sich Sulu entgegen bei Freistößen und Eckbällen. Er, der eigentlich gelernte Verteidiger des KFC Uerdingen, plötzlich ganz vorne drin in der Sturmspitze. Das waren Bilder aus Jena, an die man sich am Sonntagnachmittag erst einmal gewöhnen musste, aber vielleicht gewöhnen muss in Zukunft, wenn es beim KFC so weitergeht, wie es angefangen hat. Lukimya war ja in den gegnerischen Strafraum geschickt worden, weil dort niemand mehr war, der ein schwarzes Trikot mit dem Schriftzug KFC Uerdingen trug.

Krämer: „Dass es bei uns in dieser Häufung auftritt, ist schlecht“

So war es ihm schon in den letzten Minuten des Heimspiels gegen 1860 München ergangen. Nun aber streikte der nächste Muskel beim KFC Uerdingen. Der letzte verbliebene Stürmer Adriano Grimaldi musste mit Beschwerden an den Adduktoren vom Feld. Er zog sich einen Muskelfaserriss zu und wird für den Rest der Saison ausfallen. Osayamen Osawe und Tom Boere (beide ebenfalls Muskelfaserrisse) waren schon gar nicht mehr einsatzbereit gewesen. Auch Jan Kirchhoff – er wird wohl auch das Heimspiel gegen den MSV Duisburg am Mittwoch noch verpassen – ist seit dem ersten Spiel nach dem Wiederbeginn gegen Waldhof Mannheim nicht mehr im Dienst. Auch ihm war eine Muskelfaser gerissen.

Roberto Rodriguez war in Jena aus muskulären Gründen geschont worden. Für ihn entscheidet sich am Dienstag, wie es weitergeht. Franck Evina, ebenfalls eine Offensivkraft, meldete am Sonntag nach dem Spiel außerdem Beschwerden an seinen Adduktoren-Muskeln an. Kevin Großkreutz zwickte es ebenfalls in den Beinen. Es ist eine Serie an muskulären Verletzungen aufgetreten, die man im normalen Ligabetrieb beim KFC in dieser Häufung in kurzer Zeit noch nicht gesehen hatte. „Dass es bei uns in dieser Häufung in der Offensive auftritt, ist natürlich für uns schlecht“, sagte Trainer Stefan Krämer.

In den letzten 20 Minuten waren beide Mannschaften stehend k.o.

Das 0:0 in Jena am Sonntag war der fünfte Spieltag binnen zwei Wochen. Sechs Spiele stehen noch an bis zum Saisonende am 4. Juli. Die Vorbereitung in Zeiten von Corona war nicht vergleichbar mit einer in der Sommer- und Winterpause. Keine Testspiele, nur eine Woche Mannschaftstraining. Eine zu große Belastung, die zu der Serie von Verletzten führt? „Das kann man so nicht verallgemeinern“, sagt Krämer: „Manche Spieler bei uns haben ja auch gar keine Probleme bisher. Es hat auch immer etwas mit dem Gesamtzustand der Spieler zu tun.“

Osawe oder Grimaldi seien auch in der regulären Saison immer mal wieder angeschlagen gewesen. Der Muskelzustand bei dem einen oder anderen eben nicht optimal. „Osawe oder Boere sind Sprintertypen und tragen daher auch ein höheres Risiko mit sich.“ In den Chor der Kläger einiger seiner Trainerkollegen wollte Krämer nicht einstimmen: „Es gibt keinen Grund zu jammern. Es war klar, dass es intensiv werden würde. Wir werden jetzt die weiße Fahne nicht hissen.“ Nach dem Spiel am Sonntag sagte zum Beispiel Jenas Teamchef René Klingbeil in die Kameras: „In den letzten 20 Minuten waren beide Mannschaften stehend k.o. Verständlich bei dem Programm, was schon absolviert wurde. Alle Mannschaften müssen Tribut zollen. Es ist ein Wahnsinnsprogramm.“ Jena gehörte im Ligastreit während der Corona-Pause zu den Verfechtern eines Saisonabbruchs. Ähnliches hörte man in den Tagen zuvor schon von prominenter Stelle: Torsten Lieberknecht, Trainer des Spitzenreiters MSV Duisburg, nannte den Spielplan eine „Terminhatz“, die „kriminell“ sei. Das gehe auf die Gesundheit der Spieler. Da hatte er gerade seinen besten Spieler Moritz Stoppelkamp verloren. Der Verdacht: Muskelfaserriss.