Fußball Jean-Manuel Mbom geht dahin, wo es weh tut
Krefeld · Der Mittelfeldmann des Drittligisten KFC Uerdingen hilft wegen des Engpasses nun auch als Stürmer aus. Der Zweikämpfer besticht durch seine Laufstärke.
Man brauchte vor diesem letzten Fußball-Drittligaspiel des KFC Uerdingen vor der Winterpause ja nur mal einen kurzen Blick auf die Liste der Ausfälle werfen, um zu erahnen, dass Teamchef Stefan Reisinger und Trainer Daniel Steuernagel im Auswärtsspiel in Halle mal wieder zur Improvisation gezwungen waren. Aus der Abteilung Angriff fehlten die verletzten Franck Evina, Boubacar Barry und Osayamen Osawe. Roberto Rodriguez war gesperrt. Adriano Grimaldi noch nicht fit genug für die erwartet harte Partie. Immerhin gab der Mittelstürmer ein vierminütiges Comeback am Sonntag. Mehr aber noch nicht.
An der Seite des unverwüstlichen Neuners Tom Boere
Und so machten die KFC-Trainer mal wieder aus der Not eine Tugend. Wie schon in der Vorwoche wurde der Mittelfeldspieler Jean-Manuel Mbom kurzerhand umgewidmet. Er begann an der Seite des unverwüstlichen Neuners Tom Boere. Der am Oberschenkel angeschlagene Osayamen Osawe blieb nach seinen Gehversuchen in der Vorwoche in Köln, die er aber nach 45 Minuten abbrechen musste, ganz draußen. Mbom tat das, was er auch in Köln schon gemacht hatte: laufen, Zweikämpfe suchen, führen und Bälle halten, um die Uerdinger nachrücken zu lassen. „Er lebt vom Läuferischen und der Physis. Er geht dahin, wo es weh tut. Das hat er im Training und gegen Köln schon gut gemacht“, sagte Teamchef Reisinger. Der deutsche U20-Nationalspieler ist ein ganz anderer Spielertyp als Osawe, den er vertrat. Er ist vor allem gar kein gelernter Stürmer, was diese Besonderheit ausmacht.
Aber auf solche starren Positionszuschreibungen können Reisinger und Steuernagel im Dezember 2019 nicht bauen. Sie brauchten jemanden, der sich den gegnerischen Spiel-Eröffnern rechtzeitig in den Weg stellt, noch ehe also die Hallenser oder Kölner ihr Kombinationsspiel aufziehen konnten. Mbom ist im Duell Mann gegen Mann gut, aber auch stark mit dem Kopf in der Luft, was ihn im modernen Fußball zu einem multifunktionalen Spieler macht. Zumindest zu einem, an dem das Spiel nicht vorbeiläuft. Mbom haut dazwischen, er läuft auch Lücken zu, verfolgt seine Gegenspieler zurück in die eigene Hälfte. Er ist ein Vielläufer.
Mbom, die Leihgabe von Bundesligist SV Werder Bremen, kommt in dieser Saison bisher auf 19 Einsätze. Eine Partie gegen Jena verpasste er wegen einer Gelbsperre. Ansonsten war der 19-Jährige aus Göttingen immer dabei, wenn es um Punkte ging. Dreimal wurde er nur eingewechselt. Gegen Viktoria Köln traf er per Kopf zum 1:0-Sieg. Da sah man auch sein Können. Er bugsierte den Ball gegen die Laufrichtung des Torhüters. Sein natürliches Habitat liegt im defensiven oder zentralen Mittelfeld, doch ist er im Gegensatz zu den Sechsern Adam Matuschyk und Manuel Konrad dort immer jemand gewesen, der die Aufgabe offensiver interpretiert, sich also auch in die Angriffe mit einschaltet, nicht nur die Abwehrkette absichert.
Mehr Männer, die den Ball anziehen und im Besitz halten wollen, das wünscht sich Teamchef Reisinger noch mehr von seiner Mannschaft. Mehr Ruhe im eigenen Spiel, dann muss es auch nicht so viele kraftraubenden Rückeroberungen geben. „Wir müssen es noch besser schaffen, uns bei eigenem Ballbesitz zu erholen, mehr Ruhephasen zu schaffen. Daran werden wir noch arbeiten.“ Grimaldi ist ein ähnlicher Mittelstürmer wie Boere, Osawe dagegen ein Sprinter, ein Lückenreißer, der Zuspiele in den Raum braucht.
Die Winterpause beginnt. Zeit zur Erholung und Genesung. Wenn die Stürmer wie Grimaldi, Osawe, aber auch die verkappten wie Barry oder Evina wieder zur Verfügung stehen, dann wird sich Jean-Manuel Mbom wohl wieder in den Konkurrenzkampf für das Mittelfeld einreihen. Der 19-Jährige hat aber schon gezeigt, dass er in Zeiten des personellen Notstandes auch an vorderster Front gut aufgehoben ist.