Lahm und Löw: Wirbel um Buch „schnell abhaken“

Düsseldorf (dpa) - Bilder sagen oft mehr als Worte. Philipp Lahm durfte bei Werbeaufnahmen mit dem Bundestrainer und fünf Teamkollegen schon einmal das EM-Trikot überstreifen - und stolz trug er dabei die schwarz-rot-goldene Kapitänsbinde am Oberarm.

Keine Frage: Sein Buch „Der feine Unterschied“ mag viel Staub aufgewirbelt und Fußball-Persönlichkeiten wie Rudi Völler maßlos verärgert haben - an Lahms Führungsposition im DFB-Team wird es nichts ändern, auch wenn selbst Joachim Löw „einige Passagen nicht gefallen“ haben.

Möglichst rasch nach der Zusammenkunft des DFB-Kaders für das Qualifikationsspiel gegen Österreich in Düsseldorf, bei dem Verletzungspechvogel Marco Reus kurzfristig fehlte, wollten Löw, Lahm & Co. ihre Tätigkeiten ganz auf das Ziel EM-Qualifikation ausrichten. Teammanager Oliver Bierhoff kündigte noch für den Abend das geplante Gespräch der sportlichen Leitung mit Lahm an. „Wir werden mit Philipp alleine sprechen, aber auch mit der Mannschaft.“ Man wolle die Causa Lahm „so schnell wie möglich abhaken“, sagte Bierhoff: „Die Qualifikation für die EM ist das Allerwichtigste.“

Die Ablenkung von der sportlichen Aufgabe will Löw so gering wie möglich halten. Negative Auswirkungen auf die Länderspiele befürchtet Bierhoff durch den Wirbel um Lahm ohnehin nicht. „Wir sind alle professionell, auch die Spieler können damit umgehen. Ich denke nicht, dass das für das Spiel gegen Österreich und anschließend in Polen von Relevanz ist“, meinte Bierhoff. Immerhin sehen sich Löw und Bierhoff gezwungen, „die Sensibilität im Umgang mit Interna aus dem Mannschaftskreis“ gegenüber den Spielern zu thematisieren.

Dass Lahm Kapitän bleibt, wurde schon vor dem Gespräch verkündet. Es gebe „wichtigere Themen“ als dessen Buch, bemerkte Vizekapitän Bastian Schweinsteiger. Lahm äußerte unterdessen in einem „Sport.1“-Interview Bereitschaft, mit dem von ihm „geschätzten“ früheren DFB-Teamchef Völler gerne „einen Kaffee trinken zu gehen“.

Der Rummel um Lahm soll möglichst rasch abebben. „Stören tut er uns in der Vorbereitung nicht“, versicherte Bierhoff. Löw geht es in dieser Woche vor allem um die vorzeitige Buchung des Tickets zur EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine. Den Bundestrainer dürfte am meisten ärgern, dass sein Kapitän für ein Politikum gesorgt hat, mit dem er sich nun wieder bei jedem seiner öffentlichen Auftritte herumschlagen muss - so wie mit der lästigen Kapitänsdebatte um den inzwischen aussortierten Michael Ballack in den letzten Monaten.

Ein Sieg im Prestigeduell gegen den Nachbarn Österreich würde die ohnehin geringen Restzweifel an der EM-Teilnahme beseitigen. Mit 21 Punkten führt Deutschland die Gruppe A mit großem Vorsprung an. Nur die Türkei (10 Zähler) könnte mit vier Siegen die DFB-Auswahl rechnerisch noch von Platz eins verdrängen. Lahm & Co. müssten parallel in allen drei Partien gegen Österreich, in der Türkei (7. Oktober) und gegen Belgien (11. Oktober) patzen.

Die Zahlenspielerei will Löw schnellstens beenden, auch wenn er auf Mittelfeldspieler Sami Khedira und Torjäger Mario Gomez wegen Muskelverletzungen verzichten muss. „Es ist unser erklärtes Ziel, mit einem Sieg gegen Österreich alles klar zu machen, damit unsere Europameisterschafts-Planungen definitiv beginnen können“, äußerte der Bundestrainer. Gomez ersetzte er durch den Stuttgarter Cacau.

Für Marco Reus, der wegen einer Schambeinreizung und Adduktorenproblemen absagen musste und bereits zum vierten Mal wegen einer Verletzung sein Debüt im DFB-Dress verpasst, wird wohl kein Spieler ins nun noch 22-köpfige Aufgebot nachnominiert werden.

Im Hintergrund laufen die deutschen EM-Vorbereitungen längst auf Hochtouren. Löw und Lahm waren am Montagvormittag gemeinsam mit Schweinsteiger, Lukas Podolski, Thomas Müller, Manuel Neuer, André Schürrle und Co-Trainer Hansi Flick in der Sportschule Oberhaching bei München für Werbeaufnahmen des DFB-Ausrüsters Adidas im Einsatz. Produziert wurde bereits die EM-Kampagne. Im Mittelpunkt stand das neue Trikot, das die DFB-Auswahl erstmals am 11. November in Kiew gegen EM-Gastgeber Ukraine in einem Länderspiel tragen soll.

„Optisch sind wir schon gut auf die EM vorbereitet“, berichtete Lahm. Auffällig am neuen Dress ist die glänzende schwarze Hose. Das traditionell weiße Trikot hat einen V-Ausschnitt, die drei Streifen in den Farben Schwarz, Rot und Gold laufen diagonal über die Brust.