Turbulenzen in der Vereinsführung Der Riss, der durch Fortuna Düsseldorf geht
Düsseldorf · Die 1:4-Niederlage gegen Bayern München gerät in den Hintergrund. Warum der Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer loswerden will.
Es mutet schon seltsam an, was sich bei Fortuna Düsseldorf an diesem Wochenende abgespielt hat. Dass der Höhepunkt der Saison mit dem Spiel gegen Bayern München in den Hintergrund treten konnte, mag ja noch halbwegs nachvollziehbar sein, wenn der Club am Vortag den Klassenerhalt auf dem Sofa feiern darf. Doch ausgerechnet an diesem Feier-Wochenende sickert durch, dass die Fortuna nicht mehr mit Robert Schäfer als Vorstandsvorsitzendem zusammenarbeiten will. Die Marbella-Krise mit der unseligen Vertragsposse um Trainer Friedhelm Funkel ist sicher ein Mosaikstein der Trennungsgeschichte zwischen Vorstandsvorsitzendem und Aufsichtsrat.
Kritik von Mitarbeitern an den menschlichen Umgangsformen
Natürlich sitzt der Stachel noch tief, dass Schäfer über die Verhandlungen mit Friedhelm Funkel damals behauptet hatte, dass alle Gremien des Vereins eingeweiht waren. Das waren sie nicht, wie Reinhold Ernst inzwischen bestätigt hat. In der Folge schaute man dem Vorstandsvorsitzenden wesentlich genauer auf die Finger. Was seitdem noch kritischer gesehen wurde, ist vor allem der Umgang Schäfers mit den Finanzen. Da Aufsichtsrats-Vize Carsten Knobel mit seinen Kenntnissen als Finanz-CEO bei Henkel als Fachmann einen klaren Blick auf die Entwicklungen bei der Fortuna hatte, kam von seiner Seite immer heftigere Kritik an Schäfer auf. Ob es tatsächlich Unregelmäßigkeiten in diesem Bereich gegeben hat, dürfte dann auch bei den Abfindungsverhandlungen sicherlich eine größere Rolle spielen.
Kritik gab es immer wieder von Mitarbeitern an den menschlichen Umgangsformen des Clubchefs. Es habe Probleme mit emotionalen Ausbrüchen von Schäfer gegeben, wie Geschäftsstellen-Mitarbeiter übereinstimmend berichteten. Überhaupt gab es trotz vieler positiver, von Schäfer angestoßenen Entwicklungen Probleme mit Mitarbeitern, die schon länger für die Fortuna gearbeitet haben. Alles, was früher war, soll in den Augen von Robert Schäfer schlecht gewesen sein. Alles Neue habe den Verein nach vorne gebracht. Eine Wertschätzung für die Fortunen, die den Verein in schweren Zeiten am Leben gehalten haben, kam aus Schäfers Mund so gut wie nie.
Problematisch war auch das Verhältnis von Schäfer zur Stadtspitze. Vergessen schien, dass die Landeshauptstadt enormen Anteil daran hat, dass es diesen Verein überhaupt noch gibt. Schäfer konnte kaum akzeptieren, dass die Fortuna Miete für die Arena zahlen muss. Auch da könnte es für den Verein noch zu einem bösen Erwachen kommen, weil aus dem sehr guten Teamwork in Zeiten von Peter Frymuth fast ein Gegeneinander geworden ist.
Es gibt weitere Beispiele von Handlungsweisen, die dem Aufsichtsrat bitter aufgestoßen sind. So Schäfers Unkenntnis, dass eine Ausgliederung der Profiabteilung vom Amtsgericht als „nicht notwendig“ entschieden worden war. Für Fortunas Fans war das eine wichtige Information, die sie aber nicht durch den Verein erreicht hat. Es gibt weitere Beispiele, wo die Kommunikation des Vereins nach außen eher unterdurchschnittlich war.
Zurück zum gestrigen Spiel der Fortuna gegen Bayern. Robert Schäfer bewegte sich im Stadion, als wäre nichts passiert. Auch im Gespräch mit Reinhold Ernst wurde er gesehen und fotografiert. Das erscheint unverständlich, aber Schäfer will sich keine Blöße geben, bis der Verein die Trennung offiziell verkündet. Ernst hat die ganze Geschichte zwar bestätigt, aber besonders glücklich war der Aufsichtsrats-Boss nicht, dass der Verein den Zeitpunkt der Bekanntgabe der Trennung nicht selbst bestimmen konnte. Auch daran müssen die Fortuna-Gremien arbeiten. Dass ein Aufsichtsratsmitglied eine Zeitung hinter dem Rücken des Vereins über eine so wichtige Entscheidung informiert, spricht nicht für Einigkeit und den besonderen Familiensinn der Fortuna.
Im Oktober 2018 wird Schäfers Vertrag verlängert
Dass auch von Mitgliedern und Fans noch ganz sicher hinterfragt werden wird, warum der Aufsichtsrat zustimmte, dass im Oktober des vorigen Jahres der Vertrag mit Robert Schäfer mit verbesserten Bezügen (rund 800 000 Euro) bis 2021 verlängert wurde, macht die Probleme von Fortuna Düsseldorf nicht kleiner. Toll, dass der sportliche Sektor funktioniert. Den hält Friedhelm Funkel aber auch von allem fern, was mit der Clubführung zusammenhängt. Dass Funkel und Schäfer wieder ein Herz und eine Seele sind, war ohnehin ein Märchen.