Sonderlob von Scolari: Gustavo glänzt in Brasiliens Team
Teresópolis (dpa) - Das Ballyhoo um Brasiliens Starkicker bei der Fußball-Weltmeisterschaft geht an Luiz Gustavo ziemlich vorüber. „Ich bin sehr ruhig, es interessiert mich nicht im Geringsten, bekannt zu sein“, sagt der defensive Mittelfeldspieler vom VfL Wolfsburg.
Nachdem Bayern Münchens Dante bisher nur auf der Bank sitzt, hat Luiz Gustavo als einziger Bundesliga-Profi einen Stammplatz in der Seleção. Im Gegensatz zu seiner Popularität im Land des WM-Gastgebers steht seine sportliche Klasse - und sein Stellenwert bei Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari.
„Luiz ist einer der wichtigsten Spieler der brasilianischen Mannschaft - und niemand sieht das“, klagt Scolari. Aus seinem Team sei der 26-Jährige nicht mehr wegzudenken. „Als wir ihn damals geholt haben, haben uns die Leute für verrückt erklärt. Er kam an einem Freitag, trainierte am Samstag - und seither spielt er“, erinnert sich Felipão an die Nominierung des damaligen Bayern-Profis für den Confederations Cup im vergangenen Jahr. Damals verzichtete Luiz Gustavo auf das DFB-Pokal-Finale mit dem FC Bayern, um bei der WM-Generalprobe dabei zu sein. Sein Debüt für Brasilien hatte er am 10. August 2011 gegeben, als er bei der 2:3-Niederlage gegen Deutschland kurz vor Schluss eingewechselt wurde.
Dieser Tage widmete „Lance“ Luiz Gustavo, dem „Unsichtbaren“, eine große Story. „Er rennt mehr als die Außenverteidiger Dani Alves und Marcelo, hat mehr Zweikämpfe als die Innenverteidiger Thiago Silva und David Luiz und wird öfter gefoult als Neymar“, schrieb das Fußball-Fachblatt und bezifferte den Marktwert des 22-maligen Nationalspielers auf mittlerweile 40 Millionen Euro.
In Wolfsburg hat Luiz Gustavo, der 2007 von CR Brasil zu 1899 Hoffenheim wechselte und 2011 zum FC Bayern, einen Vertrag bis 2018. Einem Wechsel erneut zu einem ganz großen Club scheint er nicht abgeneigt. „Wer weiß, was bei der WM alles passiert“, sagte er mal.
In Brasilien hat sich Luiz Gustavo als umsichtiger Abräumer im Mittelfeld weiter profiliert - und nicht nur das: Beim 4:1-Sieg gegen Kamerun bereitete der Mann aus Pindamonhangaba (Bundesstaat São Paulo) ein Tor von Neymar vor.
Mit seinem Schnauzer sieht der Bundesliga-Profi aus wie ein Dandy, seine tiefe Stimme ist ebenfalls sein Markenzeichen. „Ich bin ein friedlicher Mensch“, sagt Luiz Gustavo, er lache auch gerne. „Aber auf dem Platz verändere ich mich. Ich will eben immer gewinnen, und deshalb bin ich da ernst und konzentriert.“
Seinen Chefcoach Scolari verehrt Luiz Gustavo geradezu: „Er ist der Trainer, der mir die Chance gegeben hat, die ich so herbeigesehnt habe: für Brasilien zu spielen. Das ist für mich unbezahlbar“, erklärt er. „Heute bin ich Teil einer Gruppe, die die Mission hat, den Traum von Millionen Brasilianern wahr zu machen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
Während Luiz Gustavo am Samstag mit der Seleção gegen Chile um den Einzug ins Achtelfinale kämpft, wird sein früherer Clubkollege Dante wohl wieder auf der Bank sitzen. Der Innenverteidiger kommt derzeit nicht an David Luiz und Kapitän Thiago Silva vorbei. „Es ist nicht einfach, weil ich beim FC Bayern immer spiele“, sagt Dante der Nachrichtenagentur dpa. „Aber trotzdem bleibe ich positiv. Wichtig ist, dass die Mannschaft gewinnt, ich warte auf meine Chance.“ Der 30-Jährige hofft auf eine Sternstunde wie beim Confederations Cup, als er - ausgerechnet in seiner Heimatstadt Saldvador da Bahia - gegen Italien (4:2) eingewechselt wurde und ein Tor erzielte.