Armenhaus der 3.Liga

Wuppertal. Etwa 18 000 Kilometer hat der WSV in seiner Premierensaison in der 3. Liga zurückgelegt und dabei die Grenzen der Republik von Emden bis Burghausen und Dresden ausgelotet.

Wer mit dem WSV auf Städtetour gegangen ist, dem wird nicht verborgen geblieben sein, dass die einstige Wirtschaftsmetropole Wuppertal nicht nur in den Fußballstadien mitten im Abstiegskampf steckt. Dass Wuppertal nicht mit Großstädten wie Düsseldorf, Stuttgart und München mithalten kann, steht nicht zur Diskussion. Doch welcher Stadt in der 3.Liga kann Wuppertal überhaupt noch das Wasser reichen in Bezug auf die Lebensqualität und Wirtschaftskraft. Da muss man schon ganz lange suchen. Und wird auch im Osten nicht fündig. In Erfurt jedenfalls nicht, wo das Leben an einem Samstagmittag rund um den Dom pulsiert und sich die Touristen drängen.

Wuppertal gehört zum Armenhaus der 3. Liga. Man kann es WSV-Präsident Friedhelm Runge gar nicht verdenken, dass er sich gegen den zunehmend ungleichen Wettbewerb der Vereine wehrt. Die Stadt Erfurt mag hoch verschuldet sein, aber diese Stadt hat mit ihren prächtig renovierten Häusern und ihrer großen Geschichte eine Zukunft. Und das gilt auch für den Verein RW Erfurt, der mit Logo eines lokalen Energieversorgers aufläuft. Auch das ist in Wuppertal nicht möglich, wo man sich darauf beschränkt den Mangel möglichst unauffällig zu verwalten. Und im Gegensatz zu Friedhelm Runge, der mit dem WSV diesen Weg nicht auch noch einschlagen will, nicht mehr gegen sein vermeintliches Schicksal wehrt. Vielleicht muss ja erst ein Symbol wie der WSV untergehen, bevor in Wuppertal Proteste gegen die Bundes- und Landespolitik laut werden, die die Not der Stadt Wuppertal und der gesamten Bergischen Region einfach übersehen.