Semmler arbeitet für DFB als Torwart-Spion
Der WSV-Keeper und diplomierte Sportwissenschaftler hatte bei der EM die gegnerischen Torhüter im Visier.
Wuppertal. Seit Christoph Semmler im Oktober 2011 ins Tor des Wuppertaler SV rückte, sind die Diskussionen um diese Position, die während des katastrophalen Saisonstarts eine der vielen Baustellen beim Fußball-Regionalligisten war, beendet. Mit Sachlichkeit und großer Sicherheit erledigt der 32-Jährige seitdem seine Aufgabe zwischen den Pfosten.
Dass er diese auch in der Theorie beherrscht, hat der diplomierte Sportwissenschaftler auch schon als Zuarbeiter des DFB bewiesen. Seit 2008 pflegt die Deutsche Sporthochschule in Köln eine Kooperation mit dem DFB in Sachen Gegneranalyse, und seitdem gehört auch Semmler zum Stab der rund 50 Studenten, die durch Videostudium versuchen, Verwertbares für Jogi Löw und sein Team herauszufinden.
„Bei der Europameisterschaft in diesem Jahr habe ich mich erstmals speziell auf die Torhüter beschränkt“, berichtet Semmler, der kurz vor seiner Verpflichtung beim WSV sein 2004 in Köln begonnenes Sportstudium abgeschlossen hat. Begonnen mit der Torwartbeobachtung hatte er für den Spielerberater von FC-Köln-Talent Timo Horn, der ein Profil seines Schützlings haben wollte. Semmler: „So kam ich auf die Idee, dem DFB auch einmal so etwas für die gegnerischen Torhüter anzubieten und habe das für den ersten EM-Gegner Holland mal gemacht.“ Als Rückmeldung sei gekommen, er könne das ruhig für alle Vorrundengegner tun.
Semmler darf sicher sein, dass seine Expertisen selbst von Bundestorwarttrainer Andy Köpke gelesen wurden. „Er hat an die Sporthochschule zurückgemeldet, dass ihm die Sprache etwas geschwollen klinge, dabei hat mir mein Dozent vorher gesagt, ich solle mich wissenschaftlicher ausdrücken“, lacht Semmler. Der kurze Pfosten, im Fußballerlatein ein Begriff, müsse beispielsweise „ballnaher Pfosten“ heißen.
Nach der Vorrunde kam dann die Anforderung vom DFB, sich doch bitte auch um den griechischen und dann den italienischen Keeper zu kümmern. Problem: „Zum Griechen gab es kaum Material“, so Semmler.
Ob es weitere solche Aufträge geben wird, weiß er noch nicht. Statt eines Salärs vom DFB gab es übrigens für alle Studenten ein Zeugnis und ein Trikot. Sie hoffen, dass sich diese Referenzen einmal bei der Jobsuche auszahlen. Semmler, der während seiner Fußballerlaufbahn — ob in Oberhausen oder 2010/2011 bei Belenenses Lissabon — immer auch an die Karriere danach gedacht hat, will demnächst seinen Trainer-A-Schein und einen neuen speziellen Torwarttrainerschein machen. In der Praxis hat er mit dem WSV noch viel vor.