Fußball-Regionalliga Wuppertaler SV enttäuscht beim Heimdebüt auf ganzer Linie

Wuppertal/Oberhausen · Vor 3320 Zuschauern unterliegt der WSV nach schwacher Leistung und Gelb-roter Karte gegen Rot-Weis Oberhausen mit 0:5.

Von Beginn an stand der WSV gegen Oberhausen unter Druck und unterlag Oberhausen auch in der Höhe verdient.

Foto: Ja/Fischer, Andreas

Das Feld war bereitet für ein echtes Fußballfest. Tausende WSV-Fahnen, die die Fanszene vor dem Spiel verteilt hatte, wurden vor dem Anpfiff geschwenkt und setzten ein Zeichen der Solidarität für den Wuppertaler SV, der kürzlich 70. Geburtstag feierte. Was dann anschließend auf dem Feld passierte, war aus Sicht der Gastgeber allerdings ein großer Stimmungskiller. Mit 0:5 (0:3) ging vor 3300 Zuschauern die Heimpremiere gegen Rot-Weiß Oberhausen verloren – und das völlig verdient. Nach 90 Minuten dürfte wohl jedem Fan klar sein, dass es eine schwere Saison für die neu formierte Mannschaft von Trainer Rene Klingbeil wird.

Eine Basis schaffen und mit deutlich reduziertem Etat neu aufbauen, ist dieses Jahr des WSV ohnehin überschrieben. Oberhausen, das seine Mannschaft ebenfalls umbauen und den Etat zurückschrauben musste, zeigte allerdings von der ersten Minute an, dass es auf dem Feld auch besser geht. Der WSV hatte zwar die erste Chance, als Mittelstürmer Pedro Cejas im Mittelfeld den Ball eroberte, Kevin Hagemann einsetzte und dessen Pass an den Fünfmeter-Raum nur hauchdünn von Niek Munsters verpasst wurde, doch danach liefen die Wuppertaler nur noch hinterher. Oberhausen kombinierte fast nach Belieben und überforderte den Defensivverbund des WSV damit. Nach sieben Minuten verlor der aus Oberhausen zum WSV gekommene Linksverteidiger Oguzhan Kefkir einen Zweikampf gegen Denis Donkor und ließ ihn in die Mitte passen. Dort trat Matona Ngyombo zwar zunächst freistehend über den Ball, doch am Elfmeterpunkt stand Timur Kesim fast ebenso frei. Sein Schuss flog noch abgefälscht unhaltbar für Krystian Wozniak ins rechte Eck.

Reaktion des WSV? Nein! RWO blieb am Drücker. Nach der zweiten Ecke köpfte Kesim, der sich von Kefkir gelöst hatte, knapp daneben. Haarsträubende Fehler des WSV kamen nun hinzu. Ein Fehlabspiel von Semir Saric in der eigenen Hälfte nutzte Ex-Profi Moritz Stoppelkamp eiskalt aus. Der Ball lief nach rechts an den Strafraum, wo wieder Kesim frei stehend zum 2:0 ins lange Eck abschloss.

Chancen gab es auch danach nur für Oberhausen, während sich der WSV vor der Pause zweimal selbst schwächte. Erst spielte Dominik Bilogrevic, dem schon im Auftaktspiel ein fataler Fehlpass unterlaufen war, der zum Gegentor geführt hatte, einen Rückpass in die Füße von Stoppelkamp, der mit feinem Fuß das 3:0 erzielte. Aus 40 Metern überlobte er den vor dem Tor stehenden Krystian Wozniak zum 3:0. Und wäre das nicht schon genug gewesen, handelte sich Kevin Hagemann binnen zwei Minuten zwei Gelbe Karten. Die erste erhielt er wegen eines Fouls. Kurz darauf meckerte er Schiedsrichter Jonas Fischbach an, als der einen Vorteil nicht weiterlaufen ließ und berührte seine erhobene Hand, in der dieser die Pfeife hielt. Konsequenz: Gelb-rot und 50 Minuten in Unterzahl für sein Team.

Trainer René Klingbeil reagierte zur Pause schonungslos, wechselte seine enttäuschenden Routiniers Terrazzino, Bilogrevic, Saric und dazu auch Niklas Dams, bei dem er bei diesem Spielstand kein Aufbrechen seiner Verletzung riskieren wollte. Damit waren alle drei Kapitäne vom Feld. Die Binde trug mit Vincent Gembalies nun der einzig Verbliebene aus dem Mannschaftsrat. Beyhan Ametov für Saric, Riccardo Grym und Hugo Schmidt als neue Sechser im Mittelfeld sowie Oktay Dal in der Innenverteidigung sollten helfen, eine Reaktion auf die desolate erste Hälfte zu zeigen.

Zumindest ließ der WSV RWO nun nicht mehr so ungestört spielen wie vor dem Wechsel. Nun passte sich aber Schiedsrichter Jonas Fischbach dem Niveau des WSV der ersten 45 Minuten an. Nacheinander übersah er ein Handspiel am Strafraum, als einem Oberhausener der Ball an den ausgestreckten Arm ging und verwehrte den Gastgebern dann einen möglichen Elfmeter. Pedro Cejas wurde von hinten getroffen, doch Fischbach sah hier kein Foul, bedeutete sofort auf weiterspielen.

Oberhausen ließ es zunächst ruhiger angehen, zog nach mehreren Einwechslungen dann aber doch noch mal das Tempo an und kam nach 75 Minuten zum 4:0. Wieder mal wurde der Ball von rechts in den Strafraum gebracht. Am Elfmeterpunkt stand der eingewechselte Cottrell Ezekwem und setzte den Ball unter die Latte. Die Gäste bekamen nun noch mal richtig Lust am Fußballspielen. Nach schönem Chipball des überragenden Moritz Stoppelkamp, erzielte der in die Spitze durchgelaufene Mittelfeldspieler Luca Schlax das 5:0.

Allein Stoppelkamp war an diesem Tag das Eintrittsgeld wert gewesen, wirkte mit seinen 37 Jahren frisch und spielte seine herausragenden fußballerischen Fähigkeiten aus. Beim WSV blieb der Eindruck, dass hier noch keine Mannschaft auf dem Platz stand, die auch als Mannschaft zusammenspielt. Nur ein Beispiel: In der Spitze mühte sich Pedro Cejas über 90 Minuten ab, hatte auch gute Szenen, bekam aber so gut wie keine Hilfe. Viel Verbesserungspotenzial also, bevor es in die erste englische Woche geht mit dem Auswärtsspiel bei Aufsteiger Hohkeppel und dem Pokalspiel gegen den Bocholter Landesligisten Lowick. „Wenn man am Boden liegt, muss man wieder aufstehen“, sagte Trainer René Klingbeil anschließend und zeigte sich über die Leistung seiner Mannschaft vor dieser tollen Kulisse tief enttäuscht.