Meinung Alles schlecht? Mitnichten

Im Sommer hat Bob Hanning im Interview mit dieser Zeitung davon gesprochen, dass es für die Nationalmannschaft auf ihrem Weg zu den großen Zielen WM 2019 im eigenen Land und Olympia-Gold ein Jahr später zu Rückschlägen kommen wird.

Und genau so ist es jetzt eingetreten.

Das WM-Aus im Achtelfinale ist eine herbe Enttäuschung — gerade vor dem Hintergrund, dass die deutsche Mannschaft nicht an einem übermächtigen Gegner gescheitert ist, sondern an sich selbst. Am Sonntag haben zu viele Akteure Fehler gemacht: die Spieler, der Bundestrainer und leider auch die Schiedsrichter. Eine Gemengelage, die schließlich in der bitteren Heimfahrt für eines der zu Recht als Medaillenkandidat gehandelten Teams endete. Wer weiß, ob diese Niederlage aber nicht vielleicht auch wichtig sein kann für die Zukunft. Die Nationalspieler müssen lernen, dass sie jede Aufgabe zu 100 Prozent Ernst nehmen.

Dass die Ära Sigurdsson mit einer bitteren Pleite aufhört, macht es womöglich für einen Nachfolger leichter, in die großen Fußstapfen zu treten. Auch wenn der deutsche Handball nun für ein paar Tage am Boden liegt und ganz gewiss auch die üblichen Heckenschützen so manches in Frage stellen werden, so hat aber auch dieses Turnier gezeigt, dass die Mannschaft eine gute, vielleicht sogar glänzende Perspektive besitzt.

Andreas Wolff (25 Jahre), Steffen Fäth (26), Kai Häfner (27), Patrick Groetzki (27), Patrick Wiencek (28), Finn Lemke (24), Hendrik Pekeler (25), Jannik Kohlbacher (21), Paul Drux (21), Simon Ernst (22), Julius Kühn (23) und der dieses Mal verletzte Fabian Wiede (22) können noch viele Jahre auf hohem Niveau spielen und eine Ära prägen. Sie müssen aus den Erfahrungen von Sonntag lernen, dann liegt in dieser Pleite auch etwas Heilsames. Lernen kann aber auch der Deutsche Handball-Bund, der gerade in Hinblick auf die Heim-WM in zwei Jahren an seiner Öffentlichkeitsarbeit feilen muss.

Dass es am Montag in Paris keine Pressekonferenz mehr gab, ist ein Unding — besonders vor dem Hintergrund, dass der Bundestrainer seine Abschiedsvorstellung gegeben hat. Das Rätselraten rund um die von langer Hand geplante Nachnominierung von Holger Glandorf war genauso unwürdig wie die öffentliche Suche nach einem Sigurdsson-Nachfolger und die Debatte um die ausgebliebene Free-TV-Übertragung in den Monaten zuvor. Bob Hanning sagte am Sonntag: „Jetzt heißt es schütteln, analysieren und besser machen.“ Aber gleich auf mehreren Ebenen.