BHC: Wut über Bonuspfiffe, Stolz auf die Leistung

Die Schiedsrichterleistungen waren nach der achtbaren Pokal-Niederlage gegen Hamburg ein strittiges Thema.

Wuppertal. Es dauerte am Dienstagabend nach der knappen 28:32-Pokal-Niederlage des Bergischen HC gegen Champions-League-Club HSV Hamburg relativ lange, bis die Trainer zur Pressekonferenz einliefen. Kurz nach Ende des nervenaufreibenden Matches wären erste Reaktionen wohl deutlicher ausgefallen. Vielleicht hätte man dann BHC-Trainer Sebastian Hinze nicht erst auf die Leistung des Schiedsrichtergespanns ansprechen müssen und es wäre direkt aus ihm herausgeplatzt. So aber beschränkte er sich auf die Aussage, dass es ein paar Pfiffe gegeben habe, mit denen er nicht einverstanden gewesen sei. Der Nachsatz ließ dann erahnen, wie der Coach fühlte: „Ich habe eine Viertelstunde gebraucht — jetzt bin ich runter.“

Die beiden Männer in Schwarz, Philipp Dinges und Daniel Kirsch, hatten innerhalb der 60 Minuten tatsächlich zahlreiche umstrittene Entscheidungen getroffen. Mehrfach hatte sich der BHC den Ball durch seine herausragende Deckungsleistung erkämpft, doch immer wieder wurde der Zweitligist zurückgepfiffen, bekamen die Hamburger stattdessen noch einen Freiwurf zugesprochen. „Bonuspfiffe“ hat sich als Begriff für solch eine Spielleitung eingebürgert. Und in der Regel ist es eben so, dass der große Favorit von solchen Entscheidungen bevorteilt wird.

Während die BHC-Spieler versuchten, sich trotz dieser Pfiffe (die auch zu mehreren Siebenmetern führten) nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, ließ das Publikum in der Uni-Halle mit „Schieber, Schieber-Rufen“ seiner Auslegung freien Lauf.

„Wir wussten, dass alles passen muss, um gegen den HSV zu gewinnen“, äußerte sich BHC-Manager Stefan Adam diplomatisch, ohne auf die Schiedsrichterleistung eingehen zu wollen. Er beschränkte sich auf die positiven Aspekte eines mitreißenden Handballabends. „Das Spiel war eine absolute Werbung für den Handball, aber auch für uns. Die Chance, die wir vorher erhofft und erträumt hatten, war da. Ich bin stolz darauf, wie sich die Mannschaft in das Spiel hineingekämpft hat und trotz der Rückstände auch immer wieder zurückgekommen ist“, lobte Adam.

Auf dem Parkett hatte der BHC zwar den Kürzeren gezogen, viele der Zuschauer, die sonst eher selten zum BHC gehen, aber absolut überzeugt. Es war ein Auftritt, der nahtlos an die zuletzt dominanten Zweitliga-Siege anschloss und zeigt, dass der BHC zurecht als Top-Aspirant für den Aufstieg gehandelt wird. Vor allem die starke 6:0-Abwehr ist ein Trumpf. Selbst die Startruppe aus Hamburg hatte ihre liebe Mühe, sich durchzusetzen, benötigte eben auch immer mal den einen oder anderen Bonuspfiff.

In Sachen Durchschlagskraft machte letztendlich die Klasse von Michael Kraus oder Hans Lindberg den Unterschied aus. Das Duo erzielte zusammen 20 der 32 HSV-Treffer. Und so unglaublich wie Super-Rechtsaußen Lindberg einmal Christian Hoße und später auch Viktor Szilágyi durch zwei Körpertäuschungen hintereinander austanzte, musste selbst das Publikum neidlos anerkennen, dass die Hamburger individuell noch in der Lage waren, eine Schippe draufzulegen.

Das Pokalgeschäft kann der BHC für diese Saison abhaken und sich auf sein „Brot-und-Butter-Geschäft“ in der 2. Bundesliga konzentrieren. Als Trost bleibt eine schöne Einnahme.