Handball-Frauen spielen bei der WM um Olympia

Leipzig (dpa) - Die Männer haben es vorgemacht, die Frauen sollen nun folgen: Elf Monate nach Uwe Gensheimer und Co. spielen die deutschen Handballerinnen bei der eigentlich verpassten Weltmeisterschaft um ihre letzte Olympia-Chance.

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Ausgestattet mit einer Wildcard geht es für die DHB-Auswahl vom Auftaktspiel am Samstag in Kolding an um Alles oder Nichts. Die Mindestanforderung lautet Viertelfinale, Platz sieben wie bei den Männern garantiert die Teilnahme an der Olympia-Ausscheidung im März.

„Das Ziel muss es sein, über das Viertelfinale das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele zu erreichen“, sagte Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), und fügte an: „Ich erwarte, dass die deutsche Mannschaft sich so zerreißt, wie es bei einer WM erforderlich ist.“

Auf Bundestrainer Jakob Vestergaard und seinem neu formierten Team lastet daher eine große Bürde. „Wir möchte die Qualifikation für Rio schaffen“, sagte der Däne. Und das, obwohl sein Team durch zwei Niederlagen im Sommer gegen Russland sportlich die WM verpasst hatte. Nur dank einer Wildcard durch den Weltverband IHF kann der EM-Zehnte nun in der Vorrundengruppe C nach Startgegner Frankreich auch gegen Titelverteidiger Brasilien, Argentinien, Südkorea und Kongo um den Achtelfinaleinzug spielen.

Schon die Männer hatten nur dank eines IHF-Freifahrtscheins an der WM in Katar teilgenommen und waren als Siebter mit einem Platz in der Olympia-Ausscheidung belohnt worden. „Die Wildcard scheint für Deutschland ein Sprungbrett zu sein“, sagte Michelmann, „wir hoffen, dass die Frauen das genauso nutzen, wie es die Männer getan haben. Unser Ziel ist es, in Zukunft ohne Wildcard auszukommen.“

Dafür hat Vestergaard einen mutigen Umbruch im Team vorgenommen. Gleich sieben Spielerinnen von den verlorenen WM-Playoffs hat er aussortiert und mit seinem Verzicht auf etablierte Kräfte auch Kritik provoziert. Vom Verband bekommt er jedoch volle Rückendeckung dafür. „Wir haben Jakob Vestergaard geholt mit dem klaren Auftrag, die Mannschaft zu verändern. Jetzt hat er ihr Stück für Stück ein anderes Gesicht gegeben“, erklärte der DHB-Chef.

Der 40 Jahre alte Däne hat vor seiner WM-Premiere mit seinem auf 24,8 Jahren im Schnitt verjüngten Team keine Scheu, auch wenn drei WM-Tests ohne Sieg nur bedingt Grund zu Optimismus gegeben haben. „Ich freue mich auf die WM“, sagte er mit Blick auf das Turnier in seinem Heimatland und strahlte dabei wie ein Kind vor der Bescherung. Der zweimalige Champions-League-Gewinner vertraut voll und ganz seinen jungen Spielerinnen. „Wir haben eine gute Chance, denn wir haben Potenzial“, betonte er. Und weiter: „Wir müssen jeder 100 Prozent geben, wenn Deutschland ein gutes Resultat erreichen möchte.“

Die erfahrene Katja Kramarczyk setzt da verbal ein ganz klares Signal. „Wir als junges Team wollen zeigen, was wir drauf haben“, sagte die 31 Jahre alte Torhüterin. Auch Rekordnationalspielerin Grit Jurack ist von den Möglichkeiten der DHB-Auswahl überzeugt. „Ich bin gespannt, aber ich bin auch guter Dinge, weil ich weiß, dass viel Potenzial in der Mannschaft steckt“, erklärte die Teammanagerin.

Das WM-Aufgebot der deutschen Handballerinnen

Tor: Dinah Eckerle (Thüringer HC/3 Länderspiele/0 Tore), Katja Kramarczyk (HC Leipzig/112/0), Clara Woltering (BVB 09 Dortmund/190/0)

Feld: Lone Fischer (Buxtehuder SV/12/18), Franziska Müller (HSG Blomberg-Lippe/4/9), Saskia Lang (HC Leipzig/58/50), Shenia Minevskaja (HC Leipzig/43/80), Xenia Smits (Metz HB/14/24), Anna Loerper (TuS Metzingen/206/345), Kim Naidzinavicius (TSV Bayer 04 Leverkusen/56/104), Anne Hubinger (HC Leipzig/37/43), Susann Müller (SG BBM Bietigheim/86/290), Alexandra Mazzucco (HC Leipzig/5/13), Marlene Zapf (TuS Metzingen/59/140), Luisa Schulze (HC Leipzig/51/56), Julia Behnke (TuS Metzingen/10/8), Meike Schmelzer (Thüringer HC/4/2), Jennifer Rode (TSV Bayer 04 Leverkusen/2/0)

Bundestrainer: Jakob Vestergaard

Co-Trainer: Jens Pfänder, Grit Jurack

Teammanagerin: Grit Jurack