Handballerinnen hoffen auf WM-Coup gegen Olympiasieger
Kolding (dpa) - Das gute Omen von Santos und das neu gewonnene Selbstvertrauen sollen die deutschen Handballerinnen zu einem Überraschungs-Coup bei der Weltmeisterschaft in Dänemark führen:
Im Achtelfinale am Sonntag geht es für die Mannschaft von Bundestrainer Jakob Vestergaard gegen Olympiasieger und Europameister Norwegen um nichts weniger als den Olympia-Traum. Mit einem Erfolg gegen den großen WM-Favoriten würde die Auswahl des Deutschen Handballbunds quasi das Ticket für eines der drei Qualifikationsturniere für Rio 2016 lösen.
„Auch wenn der Gegner Norwegen heißt, habe ich ein gutes Gefühl“, sagte Vestergaard vor der Abreise vom Vorrundenspielort Kolding nach Frederikshavn, wo am Sonntagabend eine komplett mit norwegischen Fans gefüllte Arena Nord erwartet wird. „Wir freuen uns auf dieses Spiel, und wenn wir in der Abwehr so stehen wie beim 40:28-Sieg gegen Südkorea, haben wir auch eine Chance gegen den Olympiasieger“, sagte der Bundestrainer. Er glaubt, dass „Norwegen den größeren Druck als wir hat. Schließlich wollen sie Weltmeister werden.“
Vestergaard hofft besonders darauf, dass seine Mannschaft die norwegischen Weltstars Nora Mörk und Heidi Löke in den Griff bekommt - und er setzt auf das neue Mittel seiner Mannschaft: die Gegenstoßtore. Wie gegen Südkorea war die DHB-Auswahl auch im abschließenden Vorrunden-Kantersieg gegen die Demokratische Republik Kongo so am erfolgreichsten: 20 Tore beim 37:19-Erfolg am Freitagabend resultierten aus Kontern.
Bereits um 09.00 Uhr am Samstagmorgen hieß es für den DHB-Tross Umziehen - von Kolding ins 280 Kilometer entfernte Frederikshavn am nördlichsten Zipfel Dänemarks. Im Gepäck hatten das Team viel Selbstvertrauen nach der kontinuierlichen Steigerung in der Vorrunde. „Zwar ist Norwegen nicht mein Wunschgegner für ein WM-Achtelfinale“, sagte die bislang erfolgreichste deutsche Torschützin Susann Müller, „aber es sind genau diese Spiele, wo es um alles geht, die ich liebe.“ Mit 33 Treffern belegt die WM-Torschützenkönigin von 2013 derzeit Rang drei der aktuellen Torjägerliste.
Eine ganz andere Rolle, aber eine ähnliche Einstellung hat Meike Schmelzer. Ihr insgesamt zehntes Länderspiel bei ihrer ersten WM bringt der 22-Jährigen gleich eine, wie selbst sagt, „absolute Gänsehautpartie. Vor vier Monaten hätte ich allen Leuten einen Vogel gezeigt, die gesagt hätten, dass ich jetzt Nationalspielerin bin und bei der WM auflaufe“, sagte die Kreisläuferin vom deutschen Meister Thüringer HC stellvertretend für jene sieben Spielerinnen, die in Dänemark ihr erstes großes Turnier bestreiten: „Aber ich denke, wir sind nicht chancenlos gegen Norwegen.“
Als die deutschen Frauen zuletzt gegen Norwegen spielten und auch gewannen, war Meike Schmelzer noch Drittligaspielerin beim FSV Mainz 05. Nur vier Spielerinnen des aktuellen Kaders waren beim 31:28-Erfolg im brasilianischen Santos im Auftaktspiel der WM 2011 auf dem Feld: die Torfrauen Katja Kramarczyk und Clara Woltering, Spielmacherin Anna Loerper und Kreisläuferin Luisa Schulze. Allerdings trennten sich danach die Wege: Für die Norwegerinnen war es die einzige Niederlage im Turnier, sie wurden später Weltmeister - die DHB-Auswahl verpasste hingegen durch Vorrunden-Niederlagen gegen Island und Angola das Achtelfinale.