Kieler Zeitz will 4. Titel zum Abschied
Kiel (dpa) - Für Christian Zeitz steht das Abschiedsturnier für den THW Kiel unter ganz besonderen Vorzeichen.
Der 33-Jährige will zum vierten Mal nach 2007, 2010 und 2012 mit den Norddeutschen die Champions League gewinnen, muss dafür aber im Halbfinale am Samstag seinen neuen Arbeitgeber MKB Veszprem ausschalten. „Veszprem war nicht unbedingt die erste Wahl, was unseren Halbfinalgegner betrifft. Aber ehrlich gesagt, gibt es nun keine Wunschgegner mehr. Mit meinem neuen Verein beschäftige ich mich erst, wenn die Vorbereitung losgeht. Solange ich in Kiel bin, werde ich alles für diesen Verein machen“, sagte der ehemalige Nationalspieler.
Trotz des 19. Meistertitels ist der THW für Geschäftsführer Klaus Elwardt der Underdog: „Nach dem Umbruch vor der Saison ist es ein großer Erfolg, überhaupt dabei zu sein. Jetzt werden wir sehen, was unsere neu formierte Mannschaft daraus macht.“ Und Trainer Alfred Gislason treibt die Sorge, dass die verletzten Spieler wie Filip Jicha und Aron Palmarsson nicht ausreichend Zeit zum Regenerieren haben: „Es wird sehr schwierig in Köln, wir sind mit Sicherheit nicht der Favorit. Veszprem hat eine Supermannschaft und einen riesigen Kader. Zudem haben die Ungarn den Vorteil, sich lange vorbereiten zu können, während wir in der Bundesliga bis zum unglaublichen Schluss sehr hart arbeiten und kämpfen mussten.“
Dem THW fehle die Breite, in den vergangenen Wochen hätte man davon profitiert, zwischen den Spielen eine Woche Pause zu haben: „Diese Pause brauchten wir, um unsere Spieler wieder einigermaßen fit für die nächste Aufgabe zu bekommen. Wie das in Köln funktionieren soll, wenn zwischen den beiden Spielen nur eine Nacht liegt, weiß ich nicht“, sagt der Isländer.
Auch für Ex-Bundestrainer Heiner Brand ist der Rekordmeister nicht gesetzt: „Ob der THW Kiel alleiniger Favorit ist, will ich nicht sagen. Vielleicht wird es schwierig, weil Jicha und Palmarsson angeschlagen sind. Der THW hat aber eine Mentalität, mit der er jede Mannschaft schlagen kann. Die SG ist Außenseiter in dem Feld, aber sie hat auch Chancen. Man braucht halt zwei sehr gute Tage.“
Während die Kieler zum vierten Mal beim Final4 dabei sind, ist Veszprem Debütant - genau wie die SG Flensburg-Handewitt. Im Vorjahr waren die Ungarn im Viertelfinale ausgerechnet am THW gescheitert. Obwohl man möglicherweise im Finale aufeinandertrifft, sitzen die beiden Teams aus Schleswig-Holstein in einem Flieger. „Ich habe keine Probleme damit. Unter den Spielern gibt es diese Rivalität nur auf dem Feld“, sagte der Flensburger Holger Glandorf der „Sport Bild“.
Die Flensburger bauen im Halbfinale darauf, vom FC Barcelona unterschätzt zu werden. „Wir fahren als Außenseiter nach Köln. Wir sind kein Favorit und können ohne Druck dort aufspielen“, betont SG- Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Barcelona sei die beste Mannschaft der Welt.
Trainer Ljubomir Vranjes ergänzt: „Wir sind stolz auf unsere erste Teilnahme und wollen mit unseren Fans gemeinsam dieses Event genießen. Aber natürlich fahren wir nach Köln um zu gewinnen. Wir brauchen eine 60-Minuten-Taktik gegen den spanischen Favoriten. Das ist meine Aufgabe.“ Die Flensburger, die von 500 Anhängern nach Köln begleitet werden, haben eine Wette laufen: Falls die SG den Titel holt, fährt ein Mitglied aus der Geschäftsstelle mit dem Fahrrad nach Hause.