Kiels Achterbahnfahrt: Auf Gala folgt Rumpel-Handball
Bukarest (dpa) - Erst verzaubert der THW Kiel die Zuschauer mit einer beeindruckenden Gala, drei Tage später rumpelt er sich zum schmucklosen Sieg. Selbst in der Handball-Champions-League fährt der Titelverteidiger Achterbahn.
Obwohl die Mannschaft in ihrem letzten Gruppenspiel beim HCM Constanta mit 28:25 siegte und gar die Tabellenführung übernahm, herrscht Nüchternheit vor. „Den Gruppensieg lässt sich Veszprem nicht mehr nehmen“, behauptete Nationalspieler Dominik Klein und richtete das Augenmerk auf Wichtigeres: „Ich denke schon an Minden.“ In der Bundesliga muss der THW als Nächstes gegen den Tabellen-Fünfzehnten antreten.
Am vergangenen Sonntag hatten die Kieler Veszprem mit 32:21 demontiert. Am Samstag reicht den Ungarn schon ein Unentschieden im Heimspiel gegen Atletico Madrid, um an den Kielern wieder vorbeizuziehen. Der Gruppenerste erhält im Achtelfinale einen Gruppenvierten als Gegner, der Zweite muss gegen einen Dritten ran.
Die Norddeutschen präsentierten sich in Bukarest zerfahren und demonstrierten: Auch die Übermannschaft der vergangenen Saison hat nicht unendliche Energiereserven. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal so viele technische Fehler gemacht haben“, zeterte Trainer Alfred Gislason und schüttelte den Kopf. Gezählt wurden 17 Fehler. Mannschaftskapitän Filip Jicha ließ Milde walten. „Wir haben heute unsere menschliche Seite gezeigt“, befand der Tscheche, mit sieben Toren einmal mehr bester Schütze.
Einigen Spielern steckte eine Erkältung in den Knochen, anderen fehlte ganz einfach die leistungsfördernde Atmosphäre. Constanta ist vom Schwarzen Meer in die rumänische Hauptstadt umgesiedelt worden, weil die heimische Halle nicht dem internationalen Standard entspricht. Die 2000 Zuschauer in der 5200 Plätze bietenden Arena sorgten für eine Geisteratmosphäre. Der Funke sprang nicht über. Eigentlich will der THW Spaß auf dem Feld, wie Omeyer gestand. In Bukarest fehlte die Lust an der Kreativität. Die Hatz von Spiel zu Spiel im Drei- oder Vier-Tage-Rhythmus mit weiten Reisen nervt. Sorgen muss man sich um den deutschen Rekordmeister aber nicht machen. Geht es ans Eingemachte, ist die Gislason-Truppe wie immer da.