Interview: Daum will souveräner werden

Der Trainer des 1. FC Köln über seine eigene Sportkarriere als Zehnkämpfer und die Saisonziele mit seinem Klub.

Herr Daum, der Auftakt im DFB-Pokal ist geglückt. Was nehmen Sie mit aus dem 5:1-Sieg gegen Niederauerbach?

Christoph Daum: Dass wir unser Ziel erreicht haben und gut organisiert waren. Es war eine Spielkultur zu erkennen. Wir wissen jetzt schon mal, wofür wir uns gequält haben. Wenn du in der ersten Runde rausfliegst, wird alles schwieriger. Das haben wir im vergangenen Jahr gesehen.

Daum: Die Transferperiode geht bis zum 31. August, und die werden wir ausschöpfen im Rahmen einer Personalangleichung. Es werden Spieler nach ihrer Perspektive fragen, und die werde ich ihnen ehrlich sagen. Ich will nur mit Spielern arbeiten, die zu 100 Prozent mit Kopf und Herz bei dieser Mannschaft sind.

Daum: Im Zehnkampf, mit Willi Holdorf bin ich groß geworden, er war eines meiner Idole. Einer meiner Mitschüler - er war zwei Klassen unter mir - war Jürgen Hingsen. Mit dem habe ich zusammen trainiert. Die Zehnkämpfer, das waren immer die Könige der Athleten für mich. Dieser Höhepunkt: Wer kommt noch über die letzten 1500 Meter? Wie die sich gequält haben, wie sie an die letzten Reserven gegangen sind. Das hat mir ungeheuren Respekt abgenötigt.

Daum: Ja, ich bin 1,80 m hoch gesprungen, 6,40 m weit. Die Hürden bin ich in 15,9 Sekunden, die 100 Meter in 11,4 Sekunden gelaufen. Mit der Kugel hatte ich Probleme, Diskus und Speer waren wieder in Ordnung. Stabhochsprung war 3,60 m. Dieses Gefühl, wenn dich der Stab aufnimmt, das ist Wahnsinn. Und dann war ich an der Sporthochschule mit Rolf Herings, mit Karl-Heinz Drygalski zusammen, all diesen Koryphäen.

Daum: Es wäre absolut blauäugig, Sport und Politik zu trennen. Wenn Sie solche internationalen Großereignisse haben, dann sind das auch politische Ereignisse. Aber ich hoffe, dass in Peking die verbindenden Elemente zum Tragen kommen. Ich sehe eine Riesenchance, dass man dort wieder aufeinander zugeht. Die Teilnahme, Mitwirken am Verständigungsprozess - das ist der richtige Weg. Wir sollten immer wieder die Kultur eines anderen Landes berücksichtigen. Gespräche helfen da immer.

Daum: Natürlich nicht. Wir haben heute überall, nicht nur im Fußball, Zeitarbeiter. Aber von jedem meiner Spieler erwarte ich ein Höchstmaß an Identifikation mit dem Arbeitgeber. Wenn dann daraus Liebe zwischen Spielern und Zuschauern wird, haben wir es geschafft.

Daum: Ümit Özat steht für die deutsch-türkische Freundschaft und er hat in einigen Vereinen nachgewiesen, dass er das Amt erfolgreich inne hatte. Er hat die volle Akzeptanz in der Mannschaft und auch außerhalb.

Daum: Indem ich mich körperlich fit halte. Ich bin oft direkt nach dem Spiel in den Wald zum Laufen gegangen. Oder habe auch mal in der Sauna bei einem Buch oder bei guter Musik abgeschaltet. Manchmal schaue ich mir auch sofort nach dem Abpfiff das Spiel noch einmal an. Ich blicke schneller nach vorne. Ich benutze dieses Bild: Wenn ein Hund im Wasser war, hat sich das ganze Fell vollgesogen. Dann schüttelt er sich einmal kräftig und ist von allem befreit. Genau das versuche ich.

Daum: Ich werde ja immer älter. Wichtig ist für mich besonders, mir diese Power zu erhalten und gleichzeitig etwas an Souveränität zu gewinnen. Das würde ich mir selber unterstellen.

Daum: Ich will jetzt nach 28 Spieltagen 40 Punkte und damit den Klassenerhalt gesichert haben. Das ist für die anstehende Saison mein Ziel.