Klitschko und Mormeck sind zärtliche Schwergewichte
Wladimir Klitschko und Jean-Marc Mormeck kämpfen am Samstag in Düsseldorf um drei Schwergewichts-Weltmeisterschaften.
Düsseldorf. Was er anders machen wird als all die anderen Gescheiterten? Jean-Marc Mormeck lächelt. „Ich bin ich, und die Anderen sind die Anderen“, sagt er. Dann lächelt er wieder. 39 Jahre alt ist der Franzose. Am Samstag ist er in der Düsseldorfer Arena der Herausforderer von Wladimir Klitschko, es geht um drei WM-Titel im Schwergewicht (IBF, WBO, WBA). Und es geht vor allem darum, der Welt zu zeigen, dass das Schwergewicht den Klitschkos noch akzeptable Gegner zuliefern kann. Im Fall von Mormeck sind Zweifel angebracht: 17 Zentimeter kleiner ist der Herausforderer, noch bis 2009 hat er im Cruisergewicht geboxt.
„Ich habe mich lange um diesen Kampf bemüht“, sagt Mormeck, der ein bisschen so aussieht wie Mike Tyson. Und weil das aus Promotion-Sicht durchaus praktisch ist, wird er der Öffentlichkeit auch gleich als ähnlicher Typ verkauft. Dabei sieht das Mormeck selbst ganz anders. „Ich bin nicht Tyson. Ich habe nicht seine Explosivität und seinen Punch“, befindet der Franzose. „Aber ich habe einen unbändigen Willen und große mentale Stärke. Was macht Wladimir, wenn ich nach einigen Runden noch stehe?“
50 000 Zuschauer hoffen genau darauf, nichts ist schlimmer als neues „Fallobst“, der Kampf ist nahezu ausverkauft, es ist Wladimirs fünfter Stadion-Kampf in Folge. Weitere Zahlen präsentiert Klitschkos Manager Bernd Bönte auf Abruf: Klitschko boxt seinen 60. Profikampf, seinen 20. WM-Kampf. Und ginge Mormeck vorzeitig in die Knie, wäre es Wladimirs 50. K.o.-Sieg. „Beeindruckende Zahlen“, findet Bönte selbst.
Aber darf man tatsächlich auf einen attraktiven Fight hoffen? Das opulente Maß, in dem sich die Boxer gegenseitig loben, hebt das Misstrauen. Bei den Klitschko-Kämpfen wurde ja zuletzt reichlich gepöbelt, jüngst schlugen sich Derek Chisora und David Haye auf einer Pressekonferenz in München, nachdem Chisora gegen Wladimirs älteren Bruder Vitali verloren hatte. Es wurde gespuckt und geschlagen, aber jetzt, in Düsseldorf, macht Mormeck nicht den Eindruck, als wolle er ein solch fragwürdiges Spektakel fortsetzen.
Sie sind nett zueinander. Respektvoll, beinahe zärtlich. Der ukrainische Riese und der Herausforderer, der erster Schwergewichts-Weltmeister in der Geschichte Frankreichs werden will.
Aber kann er das? Aus dem Cruisergewicht kamen einst auch David Haye und Tomasz Adamek. Den einen erledigte Wladimir, den anderen Vitali ohne größere Mühen. „Dass es unterschiedliche Gewichtsklassen gibt, hat einen Grund“, hatte Wladimir Klitschko damals in Hamburg nach seinem Sieg gegen Haye gesagt. Ein Schwergewichtsweltmeister müsse „schwer, groß und stark sein“. Mormeck erfüllt diese Forderungen nicht.
Aber er will angreifen, nach vorne gehen. Er sei kein „Distanzboxer“, er habe „eine Strategie“. „Ich freue mich auf den Kampf“, sagt Mormeck. „Jetzt bin ich an der Reihe.“ Er muss es nur anders machen als die Anderen.
“ Samstag, 23 Uhr/RTL