Hochsprung-Weltmeister Williams im Glück

Eugene (dpa) - Dieser Hochsprung-Wettkampf wäre für Jesse Williams fast zum Flop geworden. Der Weltmeister des Vorjahres wurde bei den US-Olympic-Trials in Eugene/Oregon nur Vierter - fliegt aber trotzdem, neben Meister Jamie Nieto und dem Zweiten, Erik Kynard, zu den Sommerspielen.

„Er war nicht schön, aber ich werde in London bereit sein“, twitterte der 28-Jährige anschließend. Ausgerechnet in seinem heimischen Hayward-Field und bei ihm vertrauten Regen-Wetter wurde der Wettkampf für Williams zur Zitterpartie.

„Es war wirklich schwer für mich, in einen Rhythmus zu kommen und das zu zeigen, was ich kann. Heute war ich ein Springer, aber kein Hochspringer“, meinte Williams. Mit 2,28 Meter hatte er das gleiche Ergebnis wie Nieto, Kynard und der Drittplatzierte Nick Ross. Während dieses Trio jedoch die Höhe im ersten Anlauf gemeistert hatte, brauchte Williams drei Versuche. Und wäre College-Kid Ross anschließend nicht an der Olympia-Norm von 2,31 Meter gescheitert, hätte der WM-Champion des Vorjahres die Sommerspiele vor dem TV in Eugene verfolgt.

Der US-Verband schickt nur die ersten drei der Trials über den Atlantik - und das auch nur, wenn die Olympia-Norm erfüllt wird. Nieto, Kynard und Williams hatten dies bereits im Vorfeld geschafft. Für Ross hingegen war Eugene die letzte Chance. „Es ist bittersüß, dass ich es nicht ins London-Team geschafft habe“, meinte der 20-Jährige. Williams indes stellte schleunigst klar, dass „mein Ergebnis nicht mein wahres Leistungsvermögen zeigt“. Was der Kalifornier wirklich drauf hat, demonstrierte er vor zweieinhalb Wochen beim Diamond-League-Meeting in New York, als er mit 2,36 Meter gewann - weltweit ist in diesem Jahr nur der russische Vize-Europameister Iwan Uchow höher gesprungen (2,37 Meter.)

„Mein Ziel war es, nach London zu kommen. Das habe ich geschafft und jetzt will ich dort auf das Podium“, betonte Williams. Im Gegensatz zu den Siegern der vier weiteren Finals am Montag, hat er dort reelle Chancen auf eine Medaille. Denn die 800-Meter-Meister Nick Symmonds (1:43,92 Minuten) und Alysia Montano (1:59,08), Speerwurf-Champion Sam Humphreys (81,86 Meter) und Dreisprung-Siegerin Amanda Smock (13,94 Meter) spielen mit ihren Ergebnissen international keine Rolle.