Nach Wahl-Farce: Diack bleibt IAAF-Präsident

Daegu (dpa) - Mit einer Wahl-Farce beim 48. Kongress hat sich der Leichtathletik-Weltverband IAAF blamiert. Gleich zweimal wurde der Senegalese Lamine Diack in Daegu/Südkorea für vier weitere Jahre zum Präsidenten gewählt.

Das Votum wurde wegen Schwierigkeiten mit dem elektronischen Abstimmungssystem manuell wiederholt. Vergeblich wartete Helmut Digel auf die Wahl der neun persönlichen Mitglieder des IAAF-Councils, die nach stundenlanger Verzögerung vertagt wurde. Der Tübinger Sportsoziologe gehört zu den 32 Kandidaten für einen Sitz in der „Regierung“ des Weltverbandes.

„Die Präsidentenwahl hätte nicht annulliert werden müssen, dafür gab es keinen Grund“, kritisierte Digel das unprofessionelle Wahl-Wirrwarr. „Das ist alles peinlich.“ Ähnlich urteilte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV): „Das ist ein Desaster und stellt die Glaubwürdigkeit infrage.“

Der 78 Jahre alte Diack hatte bei der ersten, auch schon korrekten Abstimmung als einziger Kandidat 173:27-Stimmen erhalten. Bei der zweiten Abstimmung votierten jedoch nur 169 für und 29 gegen Diack, der seit 1999 an der Spitze des Weltverbandes steht. Unstimmigkeiten hatte es nur bei den Wahlen der Vizepräsidenten und des Schatzmeisters gegeben: Nach der elektronischen Abstimmung waren plötzlich - verteilt auf die Kandidaten - mehr Stimmen aufgetaucht, als es Delegierte gab.

Diack, der bei seiner dritten Wiederwahl die meisten Gegenstimmen während seiner zwölfjährigen Amtszeit und damit einen Denkzettel bekam, hat sich durch die Wahlwiederholung wohl ein besseres Ergebnis erhofft. „Es gibt ein paar Leute, die meinen, der Alte hat lange genug da oben gesessen“, sagte Diack, der das Tohuwabohu nicht so schlimm fand: „Ich geniere mich nicht dafür.“ Schließlich sei es nur eine technische Panne gewesen.

„Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass die Zufriedenheit mit Diack nicht mehr so groß ist, wie sie mal war“, befand Prokop. Als höchst bedenklich kritisierte der Amtsrichter aus Kelheim, dass auf den erst nach der Pleite bei der ersten Abstimmung angefertigten Wahlzetteln nur ein Kreuz gemacht werden sollte und das Fehlen eines solchen als Nein-Votum gewertet wurde. „Das widerspricht den gängigen demokratischen Verfahren und macht eine Manipulation einfacher, indem man nachträglich nur ein Kreuz hinzufügen muss“, meinte Prokop.

Profitiert hat von der Wahlwiederholung Diacks „Kronprinz“ Sergej Bubka. Bei der ersten, für ungültig erklärten Abstimmung erhielt der Stabhochsprung-Weltrekordler aus der Ukraine nur 118 Stimmen und wäre damit als Vizepräsident abgewählt gewesen. Im zweiten Anlauf votierten dann 159 Delegierte für Bubka und bestätigten ihn im Amt. Weitere Vizepräsidenten sind Robert Hersh (USA), Dahlan Al-Hamad (Katar) und Sebastian Coe (Großbritannien). Davon, dass es bei dem Wahl-Durcheinander nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte, wollte der Organisationschef der Olympischen Spiele 2012 in London nichts wissen: „Ich glaube nicht an Konspiration. Es war ein Fehler der Technik.“