Dakar-Siegerin: „Man liebt diese Art von Abenteuer“
Berlin (dpa) - Für Jutta Kleinschmidt bleibt die Rallye Dakar ein reizvolles Abenteuer. Die gebürtige Kölnerin gewann das Rennen vor elf Jahren als erste und bislang einzige Frau.
Einen weiteren deutschen Fahrererfolg hat es noch nicht gegeben. In einem Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht sie über ein mögliches Comeback, die Rolle der deutschen Co-Piloten und ihren Traum von einem „grünen“ Rallye-Auto.
Wo und wie erleben Sie selbst zur Zeit die Dakar?
Kleinschmidt: „Ich sitze im Moment an der Westküste in Florida. Die einzige Informationsquelle, die ich habe, ist eigentlich das Internet. Dort schaue ich mir die Ergebnisse an und was sonst noch so passiert.“
Juckt es manchmal noch in Händen und Füßen?
Kleinschmidt: „Na klar. Wenn man die Autos sieht und die schöne Landschaft - das ist ja im Blut. Man liebt diese Art von Abenteuer. Man kann nicht sagen, dass einen das nicht mehr interessiert oder nicht mehr juckt.“
Wäre Südamerika ein besonderer Reiz?
Kleinschmidt: „Ich habe ja einige Rallyes in Südamerika gemacht, damals hieß sie Las Pampas Rallye und führte praktisch über die gleiche Strecke. Die bin ich dreimal mitgefahren, insofern kenne die Strecke sehr gut. Ich war ja auch jemand, der gesagt hat, die Dakar gehört nach Afrika. Für mich ist das jetzt eher eine Las Pampas Rallye als eine Dakar-Rallye, weil es einfach eine andere Gegend ist. Unabhängig davon, wie wunderschön sie ist.“
Ist der Name Dakar so stark, dass man sich aus Ihrer Sicht davon nicht trennen und lösen will?
Kleinschmidt: „Das ist ein Marketinginstrument. Als wir damals die Las Pampas Rallye gefahren sind, gab es weniger Interesse. Und natürlich wären auch weniger europäische Teilnehmer dabei, als wenn man sie Dakar nennt. Wobei die Veranstalter meiner Meinung schon jetzt ein bisschen aufpassen müssen: Es wird jedes Jahr ein bisschen weniger, zumindest aus europäischer Sicht. Es ist für die Europäer halt sehr weit.“
Wie kommt es, dass es siegreiche deutsche Beifahrer gibt - mit Andreas Schulz haben Sie selbst ja gewonnen - aber keinen deutschen Piloten mit Chancen auf den Dakar-Triumph?
Kleinschmidt: „Das Problem ist immer Geld. Wenn man ein Team bilden oder mitfahren will, vor allem jetzt ohne Werksteams, muss man das Geld über Sponsoren finden. Als ich damals für Mitsubishi gefahren bin, musste man schon sehen, dass man eine Million Euro zusammenbekam.“
Und wenn man das Geld dann hat?
Kleinschmidt: „Dann sucht man sich einen Beifahrer aus. Die haben eine viel leichtere Position. Der wird gewählt, wenn er gut ist. Der hat nie das Problem, selber das Geld auf die Beine stellen zu müssen.“
Würden Sie denn ein Comeback ausschließen?
Kleinschmidt: „Absolut nicht. Wenn jetzt ein tolles Team kommen würde, bei dem alles stimmt - warum nicht?! Ein Werksteam, das ein bisschen Etat hat und ein tolles Auto bauen kann. Die Dakar hat den Vorteil, dass man sehr lange fahren kann. Da zählt Erfahrung sehr viel. Ich bin 17 Dakars gefahren. Diese Erfahrung nimmt einem keiner.“
Hat es Sie zu ihren Rennzeiten irritiert, wenn nach tödlichen Unfällen die Rallye fortgesetzt wurde?
Kleinschmidt: „Was will der Veranstalter machen, es ist eher aus der Not heraus. Man kann die Rallye ja nicht absagen. Es ist schwierig, auch weil so viel Geld involviert ist. Man darf das nicht unterschätzen. Besonders wenn Werksteams dabei sind, stehen sehr hohe Summen im Raum.“
Welches ist die größere Herausforderung - mit oder ohne Werksteams?
Kleinschmidt: „Der schwierigere Teil ist auf jeden Fall mit Werksteams. Dann sind gute Piloten und gute Autos da. Es ist nun fast ein bisschen uninteressant geworden. Jetzt sind noch etwa fünf Piloten da, die um die Siege fahren - dann ist Schluss. Als Spitzenfahrer möchte man Werksteams haben. Als Privatier ist es natürlich toll. Die Dakar hat aber mittlerweile einen höheren Standard und ich würde erwarten, dass mehr Spitzenpiloten mitfahren. Davon fehlen aber einige.“
Wie kann man einem Hersteller denn die Dakar schmackhaft machen?
Kleinschmidt: „Was ich toll fände, wäre der Versuch, ein umweltfreundliches Auto zu bauen. Dass sich ein Team mit einem Hersteller hinsetzt und versucht, ein möglichst grünes Auto auf die Beine zu stellen. Das wäre ein tolles Projekt. Und dann könnte ich mir auch vorstellen, dass es genügend Sponsoren geben würde, die sagen: Das ist toll.“
Und Jutta Kleinschmidt säße wieder am Steuer?
Kleinschmidt: „Entweder am Steuer oder wäre im Team involviert. In irgendeiner Form, sei es Teamleitung oder irgendetwas anderes.“