Alle Hoffnungen auf WM-Medaille liegen auf Deußer
Caen (dpa) - Allein Daniel Deußer trägt noch die Hoffnungen der deutschen Springreiter auf eine WM-Medaille. Nur der Weltcup-Sieger hat noch eine realistische Chance im Einzel, nachdem neben Ludger Beerbaum auch Christian Ahlmann seinen Startverzicht für das Einzel bekannt gegeben hat.
„Es ist unrealistisch, es sind noch zu viele Leute davor“, sagte Beerbaum, der in Caen die letzten fehlende Medaille seiner imposanten Karriere gewinnen wollte: Gold im Einzel.
Wie es jetzt weitergeht? „Erstmal plane ich bis Olympia in Rio“, sagte der 51 Jahre alte Springreiter aus Riesenbeck. Ob er noch einmal einen Versuch bei der WM in vier Jahren in Kanada unternehmen wird, ist offen. „Da habe ich jetzt so schnell noch nicht drüber nachgedacht, aber die Frage stellt sich“, sagte Beerbaum, der am Vortag mit der Mannschaft Vierter geworden war.
Weil Beerbaum mit Chiara als 30. des Einzel-Klassements kaum eine Chance gehabt hätte, bei den zwei Runden am Samstag das Finale der besten vier Reiter am Sonntag zu erreichen, kam sein WM-Aus nicht unerwartet. Überraschend war hingegen der Verzicht von Ahlmann, der mit Codex one auf Platz zehn lag.
„Es wäre noch ein kleine Chance gewesen“, sagte der 39 Jahre alte Profi: „Aber da hätten viele mit Fehlern helfen müssen. Die Saison geht noch weiter und ist lang.“ Für eine Medaille hätte der im erstan Halbjahr verletzte Hengst Codex one noch sechs weitere Runden in Caen drehen müssen. „Die Belastung bei der WM ist grenzwertig“, sagte Ahlmann, der im Gegensatz zu Beerbaum am Freitag schon auf der Rückfahrt nach Marl war.
Die Absagen trafen die beiden Reiter in Absprache mit dem Bundestrainer. „Das ist die Entscheidung jedes einzelnen“, sagte Becker: „Ich trage das mit.“ Wirklich glücklich wirkte der Coach aber mit Ahlmanns Absage nicht.
So bleibt im Kampf um einen Platz im Finale und die Einzelmedaillen Deußer über, da Marcus Ehning (Borken) mit Cornado auf Rang 21 praktisch ohne Chance ist. Auch Deußer, der in Belgien lebende deutsche Meister, muss nun „auf die Fehler der anderen warten“, sagte der Coach. Aus eigener Kraft kann der 33 Jahre alte Reiter das Finale nicht mehr erreichen. Mit Cornet D'Amour benötigt der Weltcup-Sieger als Achter des Klassements zwei fehlerfreie Runden und mindestens vier patzende Kollegen.
Mit 4,70 Strafpunkten liegt Deußer mehr als einen Springfehler hinter der führenden US-Amerikanerin Beezie Madden mit Cortes (0,16) und dem Schweden Rolf-Göran Bengtsson mit Casall (0,34). „Die Lücke wird es geben“, glaubt Becker. Die beiden Umläufe am Samstag erwartet der Coach noch schwerer als die beiden Nationenpreis-Runden für die Teamwertung. Bei denen hatten es nur fünf von 59 Paaren geschafft, zweimal fehlerfrei zu bleiben.
Wie eng es beim Kampf um die Team-Medaillen am Donnerstag zuging, zeigt sich auch daran: Weder einem Reiter der siegreichen Niederländer noch einem der mit Silber dekorierten Franzosen gelang einer dieser sogenannten „Doppel-Nuller“. Von den insgesamt zwölf mit Team-Medaillen dekorierten Reitern schaffte dieses Kunststück alleine die nun führende Madden.