Beerbaum-Patzer kostet Springreiter gute WM-Position
Caen (dpa) - Nach seinem ärgerlichen Fehler stand Springreiter Ludger Beerbaum zerknirscht im Keller des Fußball-Stadions von Caen. Ein Abwurf des routinierten Schlussreiters mit der Stute Chiara hatte bei der WM die perfekte Ausgangslage für die deutschen Equipe vor der letzten Runde verhindert.
„Es ist ernüchternd. Es hätte einer Nullrunden bedurft, um ganz vorne zu sein. Das habe ich nicht hingekriegt“, gab der 51 Jahre alte Springreiter unumwunden zu.
Ohne das Missgeschick von Beerbaum und Chiara am drittletzten Hindernis wären die deutschen Springreiter als Führende in die entscheidende Runde gestartet. „Schade, mit noch einem Nuller wäre es noch besser gewesen“, kommentierte Bundestrainer Otto Becker. Angesichts der knappen Abstände fügte der Coach hinzu: „Noch ist alles machbar.“
Allerdings benötigen die deutschen Reiter nun Hilfe, um den vor vier Jahren in den USA gewonnenen Titel erfolgreich zu verteidigen. Es führt die Niederlande mit 4,83 Strafpunkten vor den USA (8,72) und den Deutschen (8,82), die sich immerhin um einen Platz im Vergleich verbesserten.
„Es wird morgen eng, wir brauchen mehr Nuller, dann sieht es auch besser aus“, fasste Becker die spannende Ausgangslage zusammen. Bleiben drei seiner Reiter ohne Fehler, dann haben sie mindestens Bronze in der Teamwertung sicher. Daniel Deußer, der als bester Deutscher in der Einzelwertung auf Rang vier liegt, warnte jedoch: „Das wird eine ganz andere Runde, das wird viel höher.“
Die zweite von drei Wertungsprüfungen in Caen hatte bereits am Morgen mit einer Enttäuschung für die Deutschen begonnen. An einer zweifachen Kombination kassierte Christian Ahlmann mit Codex one überraschend vier Strafpunkte. „Die anderen drei sind nun unter Druck“, sagte der Reiter aus Marl anschließend. Selbstkritisch fügte der 39-Jährige an: „Ich hätte diese Kombination zum Schluss besser zu Ende reiten müssen.“ Seinem Hengst sei „hinten raus etwas der Sprit ausgegangen“. In der Einzelwertung fiel Ahlmann mit dem Hengst, mit dem er im Juli den Großen Preis von Aachen gewonnen hatte, weit zurück.
Besser lief es für Marcus Ehning. Mit Cornado zeigte der einzige Reiter im Quartett, der schon vor vier Jahren im deutschen Gold-Team von Lexington ritt, eine sichere Runde. Er habe vor dem Ritt vor allem dafür gesorgt, dass sein temperamentvoller Hengst „ruhig bleibt“. Die ersten drei Sprünge sei er selber „etwas zu langsam angegangen, danach sprang Cornado überragend“.
Auch Daniel Deußer ritt makellos. Mit Cornet D'Amour flog der in Belgien lebende deutsche Meister über die Hindernisse, nachdem er am dritten Sprung kurz zittern musste. „Danach war er wach“, sagte Deußer über seinen Hengst: „Er ist sehr, sehr vorsichtig.“ Cornet D'Amour sei „in guter Form, ich hoffe, dass das anhält“.
Als bester deutscher Reiter im Einzelklassement darf sich der 33-Jährige Hoffnungen auf das Finale machen. „Es sieht gut aus, wenn man weiter oben steht“, sagte Deußer, verwies jedoch auf die noch folgenden drei Runden für die Individual-Wertung. Es führt der Franzose Partice Delaveau mit Orient Express vor der US-Amerikanerin Beezie Madden mit Cortes und dem Schweden Rolf-Göran Bengtsson mit Casall.
Für eine Schrecksekunde sorgte der chilenische Springreiter Tomas Couve Correa, der sich bei einem Sturz ernsthaft verletzte. Sein Pferd Underwraps trat dabei auf den 42-Jährigen. Correa wurde zunächst im Stadion behandelt, verdeckt von einer Plane. Als er auf einer Trage in die Katakomben des Stadions gebracht wurde, war der Chilene bei Bewusstsein. Er wurde mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Über die Schwere seiner Blessur, wurde zunächst nichts verlautet.