Nagel feiert königlich - und will zweites Gold
Madrid (dpa) - Königlich amüsierten sich die deutschen Springreiter nach dem siebten Gold-Streich. Im Restaurant des Estadio Santiago Bernabéu feierte die Equipe den EM-Titel mit Blick auf den Rasen von Real Madrid.
„Die Stimmung war sehr hoch“, berichtete Bundestrainer Otto Becker, der nun auf einen weiteren Erfolg im Einzel hoffen darf. Carsten-Otto Nagel geht als Führender in die beiden Runden am Sonntag.
Für den 48-Jährigen aus Norderstedt liegt die zweite Goldmedaille wie auf dem Silbertablett. Reitet Nagel mit seiner Stute Corradina auch am letzten Tag der EM in Madrid fehlerlos, kann ihn keiner mehr aufhalten. „Das Gefühl ist unglaublich gut“, sagte der führende Reiter und fragte fröhlich: „Warum soll sich das ändern?“
Der Schleswig-Holsteiner strahlt auf dem Gelände des Club de Campo Villa de Madrid eine bemerkenswerte Ruhe aus und ritt bei der siebten EM-Goldmedaille einer deutschen Mannschaft vom ersten Tag an vorneweg. Nicht einmal ein Anflug von Nervosität ist ihm anzumerken.
Voller Optimismus sagte Nagel: „Was soll schiefgehen?“ Die Antwort gab er sich selber: „Ich kann mir nur selbst im Weg stehen.“ Der Routinier, der schon 1999 zum deutschen Gold-Team in Hickstead gehörte, trotzt dem Druck und will „positiv denken“.
Mit 0,69 Strafpunkten geht Nagel in die zwei abschließenden Runden. Für den Titel darf er sich nicht einmal einen Zeitfehler leisten, denn knapp dahinter folgen der Brite Nick Skelton mit Carlo (1,04) und der Niederländer Gerco Schröder mit New Orleans (1,54). Anderseits hätte Nagel mit einem Abwurf noch eine Medaille sicher, denn die Portugiesin Luciana Diniz hat mit Winningmood (4,98) bereits einen größeren Abstand.
„Das ist eine Super-Ausgangslage. Sie haben die Substanz dafür“, sagte der Bundestrainer Becker mit Blick auf Nagel und die 13-jährige Stute, die in Madrid beeindruckend souverän ihre Runden dreht. Der Coach sieht angesichts der zwei schweren Runden am Sonntag aber auch noch die Chance, dass einer der anderen drei deutschen Starter weiter nach vorne kommt.
Vor allem Janne-Friederike Meyer (Schenefeld), derzeit Siebte des Klassements, könnte mit zwei fehlerfreien Runden im Sattel von Lambrasco (6,99) noch auf das Treppchen springen. Aber auch Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Gotha (8,23) und Marco Kutscher (Riesenbeck) mit Cornet Obolensky (9,73) sind noch in Reichweite der Medaillen.
„Ganz nach vorne geht das wohl nicht mehr“, sagte Beerbaum, der in Madrid bereits sein sechstes EM-Gold gewann. „Das ist schon eine besondere Medaille“, kommentierte der erfolgreichste Reiter der zurückliegenden Jahrzehnte: „Ich war die letzten beiden Jahre nicht im Team, und es war lange nicht ganz klar, ob ich hier dabei bin.“ Die Ausfälle von Christian Ahlmann und Marcus Ehning, deren Pferde verletzt waren, verhalfen Beerbaum zu einem Platz in der Equipe.
„Ich wollte zeigen, dass es kein Fehler war, mich mitzunehmen“, erklärte der Routinier, der nach zwei Runden mit je einem Fehler am Wasser im letzten Umlauf ohne Fehler blieb. „Ohne die Wasserfehler wäre ich noch vorne dabei“, sagte der 48-Jährige: „Unter die ersten Zehn, das ist realistisch.“